In seiner Begleitung des aktuellen Pontifikates in den montäglichen Kolumnen bei "Monday in the Vatican" setzt sich A. Gagliarducci heute mit dem Procedere und der Entscheidung der Glaubenskongregation zur causa der Barmherzigen Brüder in Belgien und ihrem Kampf gegen die Euthanasie in ihren Krankenhäusern auseinander.
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"PAPST FRANZISKUS, WAS WIRD AUS DEN KATHOLISCHEN INSTITUTIONEN?"
Die Glaubenskongregation hat angeordnet. daß die 12 Krankenhäuser der Barmherzigen Brüder in Belgien nicht länger als katholisch bezeichnet werden dürfen. Die Kongregation hat einen wichtigen Standpunkt eingenommen. Gleichzeitig stellt diese Entscheidung einen Präzedenzfall dar, den wir nicht unterschätzen sollten.
Hier sind die Fakten. Die Vereinigung der Barmherzigen Brüder ist eine wohltätige (non-profit) Organisation, die die Krankenhäuser der religiösen Kongregation der Barmherzigen Brüder in Belgien verwaltet. 2017 hat die Organisation einige Richtlinien für die Krankenhäuser erlassen, die auch die Möglichkeit einschließen, unter bestimmten Umständen Euthanasie anzuwenden. Die religiöse Kongregation brachte diesen Richtlinien starken Widerstand entgegen. Generalsuperior René Stockmann appellierte an den Hl. Stuhl.
Die Glaubenskongregation. das vaticanische Staatssekretariat, die Kongregation der Barmherzigen Brüder und die Vereinigung der Barmherzigen Brüder führten einen langen Dialog.
Die Vereinigung weigerte sich, die Richtlinien zu ändern: sie ist überzeugt. daß sie gemäß des Gesetzes handeln und sagen, daß durch das Zulassen einer solchen Handhabung zumindest die Möglichkeit einer Diskussion darüber mit den Patienten möglich gemacht werde.
Andererseits weigert sich die Kongregation der Barmherzigen Brüder auch nur den Gedanken zuzulassen, in ihren Krankenhäusern Euthanasie zu erlauben. Die Barmherzigen Brüder wurden im 19. Jahrhundert als eine Vereinigung von Brüdern ( nicht Priestern) gegründet, die sich der öffentlichen professionellen Gesundheitsfürsorge widmet, besonders für Patienten mit Geisteskrankheiten. Euthanasie zu praktizieren verstößt somit nicht nur gegen katholische Prinzipien. Es widerspricht auch den Grundsätzen der Kongregation.
In den letzten 3 Jahren wurde Br. Stockmann an der Spitze der Religiösen Vereinigung wieder bestätigt. Es gibt aber keine Lösungsmöglichkeit für die unerfreuliche Situation in ihren Krankenhäusern.
In Belgien müssen Religiöse Orden Non-Profit-Vereinigungen oder Gesellschaften zivilen Rechts gründen. die ihre Anlagen und ihren Besitz verwalten. Die Vereinigung der Barmherzigen Brüder verwaltet die Krankenhäuser. Im Vorstand sind nur sehr wenige Religiöse Brüder vertreten: sie stellen genau 4 der 15 Mitglieder.
Die Krankenhäuser sind jedoch im Besitz der Vereinigung, darüber hinaus ist das Vermögen der Kongregation einer privaten Stiftung anvertraut, die mit der Kongregation verbunden ist.
Weil sie keine Kontrolle über den Vorstand der Organisation haben, können die Brüder der Barmherzigkeit weder direkten Einfluss auf die Entscheidungen der Krankenhäuser nehmen, noch können sie lediglich der Geschäftsführung die Organisation entziehen und eine neue Organisation gründen. Sie haben gehofft, daß die Intervention des Heiligen Stuhls das Problem lösen würde. Nach dreijährigen Diskussionen war klar, daß es keine Möglichkeit gibt, die Kluft zwischen der Organisation und der religiösen Gemeinschaft zu überbrücken.
Es war daher unvermeidlich, daß die Krankenhäuser der Brüder der Nächstenliebe in Belgien nicht mehr als katholisch angesehen werden können. Die Brüder der Barmherzigkeit beschlossen, die Leitung der Krankenhäuser zu verlassen. Sie müssen noch festlegen, wie sie das tun werden.
Die Organisation der Barmherzigen Brüder ist nicht gewillt, ihren Namen zu ändern und betrachtet die Gebäude der Krankenhäuser als entfremdet und als nicht länger im Besitz der Kongregation. Es gibt die Möglichkeit einer rein kosmetischen Lösung: die Krankenhäuser werden nicht länger als Katholisch-geführte Krankenhäuser bezeichnet sondern als Christlich-geführte Krankenhäuser.
Die Tatsache, daß die Glaubenskongregation das Problem der Benennung der Krankenhäuser nicht einmal behandelt hat, läßt die Barmherzigen Brüder bei der Bewältigung einiger essentiellen Probleme allein.
Der Beschluss der Glaubenskongregation schafft auch einen gefährlichen Präzedenzfall. Religiöse Vereinigungen, die Krankenhäuser besitzen, stehen in Belgien alle vor der selben Situation. Die Glaubenskongregation hat nicht gehandelt sondern entschieden, daß die Krankenhäuser nicht klänger als katholisch betrachtet werden können. Die Barmherzigen Brüder haben dann die Krankenhäuser verlassen. Das könnte aus den selben Gründen und auf die selbe Weise auch bei anderen Religiösen Orden geschehen.
Die Katholische Kirche riskiert dann ihr unschätzbares Erbe zu verlieren: die Pflege der Menschen.
Dieses Thema betrifft aber nicht nur Belgien. Die Staaten üben zunehmend Druck auf die Kirche aus, neue Gesetze zu akzeptieren, auch wenn diese schwere moralische Probleme aufwerfen.
Das Recht zum Widerstand aus Gewissensgründen wird noch garantiert, wird aber stark angegriffen.
Fast alle Staaten der EU erlauben unter bestimmten Bedingungen die Abtreibung. Euthanasie ist in Belgien und den Niederlanden erlaubt, aber es gibt einen starken Druck sie auch in anderen Ländern einzuführen.
Was sollen die Katholischen Institutionen tun, wenn sie in eben den Vorständen, die ihre Strukturen verwalten, in der Minderheit sind und die Glaubenskongregation sich darauf beschränkt. die Bezeichnung Katholisch zu entziehen?
Es gibt eine "Päpstliche Kommission für die Aktivitäten juristischer Personen auf dem Gesundheitssektor in der Kirche". Der Hl. Stuhl hat diese Kommission 2015 gegründet. Msgr. Luigi Mistò, aktuell Sekretär im Wirtschaftssekretariat ist derzeit Vorsitzender der Kommission.
Die Kommission hat die Aufgabe, zu prüfen, ob die Katholischen Gesundheitseinrichtungen ihrem ursprünglichen Charisma treu sind.
Bisher hat man von Aktivitäten der Kommission nichts gehört. Die Kommission wurde hauptsächlich als Antwort auf die Finanzskandale einiger Krankenhäuser, die religiösen Kongregationen gehören, gegründet. Die Anordnung, die zur Einrichtung dieser Kommission führte, betont, daß das primäre Ziel der Kommission ist, zu einem möglichst effektiven Management der Aktivitäten und zur Bewahrung des Erbes beizutragen und das Charisma der Gründer beizubehalten und zu fördern.
Was passiert, wenn das Charisma der Gründer auf anderen Gebieten als dem Wirtschaftlich-finanziellen verraten wird? Und wer kümmert sich um die religiösen Kongregationen, in in ihren Staaten nicht anerkannt werden und in Strukturen des zivilen Rechts arbeiten müssen?
Die Entscheidung der Glaubenskongregation über die Krankenhäuser der Bramherzigen Brüder in Belgien läßt diese Frage offen. Diese Themen zeigen, daß die Lehre der Kirche nicht nur mit guten Werken sondern auch durch ein robustes Gesetzeswerk gegen jede Art von Abweichung verteidigt werden muß.
Die Verfolgung der Kirche und ihrer Lehre findet subtil statt. Das macht es der Kirche unmöglich, zu handeln. Wenn die Aktionen der Kirche kaum Relevanz haben, wird die Kirche selbst als irrelevant betrachtet.
Der Fall der Barmherzigen Brüder gibt auch wegen des Schweigens der Belgischen Bischofskonferenz zu denken. Das Statement der Bischöfe kam spät und forderte einen "weiteren Dialog"- eine seltsame Forderung, nachdem die Glaubenskongregation feststellte, daß der Dialog in 3 Jahren zu keinem Ergebnis geführt hat.
Die Bischöfe scheinen allgemein eher darum besorgt zu sein, den Dialog offen zu halten und Kompromisse zu akzeptieren als nach der Wahrheit zu handeln, die sie predigen.
Aus all diesen Gründen sollten wie den Fall der Barmherzigen Brüder in Belgien nicht unterschätzen. Der Fall eröffnet eine breitere Diskussion, Die Kirche wird diesen Fall nicht einfach dadurch beenden, indem sie an das Etikett "katholisch" appelliert. Es gibt die Notwendigkeit für weltweite Richtlinien für Katholische Institutionen, die sich dem stellen, für ein robustes juristisch-diplomatisches Rahmenwerk und den wirklichen Willen. die mit der Kirche verbundenen Institutionen zu verteidigen.
Das könnte eine wirkliche Revolution werden. Untätigkeit andererseits könnte die aktuelle Bedeutungslosigkeit der Kirche bestätigen. "
Quelle: A. Gagliarducci, Monday in the Vatican
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