Samstag, 23. Oktober 2021

Benedikt XVI, die Einsamleit des Hirten...

Marco Tosatti veröffentlicht bei Stilum Curiae den Kommentar von Americo Mascarucci zum Kondolenzbrief des Papa Emeritus zum Tod seines Freundes und Kollegen Gerhard Winklers, der großes Aufsehen erregt hat. 
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"BENEDIKT XVI. DER TOD EINES FREUNDES, DIE EINSAMKEIT DES HIRTEN" 

Liebe Freunde und Feinde von Stilum Curiae, Americo Mascarucci war von den Worten der Botschaft sehr betroffen, die Benedikt XVI an den Abt eines österreichischen Zisterzienser-Klosters geschickt hat und bietet uns diese Überlegung an. Gute Lektüre. 

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Benedikt XVI, die Einsamkeit des Hirten 

Es hatte eine bestimmte Wirkung den Brief zu lesen, den Benedikt XVI an Reinhild Dessl, den Abt der Zisterzensier-Abtei  Wilhering in Österreich, in der Diözese Linz, geschickt hat, in dem er sein Beileid zum Tod des 91-jährigen Kollegen, Professor in Regensburg, Gerhard Winkler, ausdrückt, auch er ein Zisterziensermönch. Ein sehr berührender Brief - in dem die Einsamkeit des emeritierten Pontifex durchscheint. 

Der Brief ist auf Papier mit Briefkopf abgebildet und Avvenire weist auf die Worte "Benedictus XVI. Papa emeritus“ hin,  um zu unterstreichen, daß Ratzinger sich selbst nicht mehr als legitimen Papst betrachtet- anders als Don Minutella und alle diejenigen, die seinen Rücktritt für ungültig halten. Aber jenseits der mehr oder weniger legitimen Reden über den blockierten Stuhl, über die beiden Päpste, über mehr oder weniger ungültigen Rücktritte, scheint die Einsamkeit Benedikts offensichtlich, der in dem Brief über seinen vermissten Kollegen schreibt: "Die Nachricht des Todes hat mich tief getroffen. Von allen meinen Kollegen und Freunden stand er mir am nächsten. Seine Fröhlichkeit und sein tiefer Glaube haben mich immer angezogen. Jetzt hat er das Jenseits erreicht, wo sicherlich viele Freunde auf ihn warten. Ich hoffe, daß ich mich ihnen bald zugesellen kann“

Sie werden sagen. daß der Papa emeritus 94 Jahre alt ist, ernste Gesundheitsprobleme hat, bei klarem Verstand ist, aber in seinen Bewegungen eingeschränkt ist und in seinem Herzen erwartet, sein irdisches Dasein so schnell wie möglich zu beenden, um sich mit seinen engsten Freunden zu vereinen.  Aber im Gegenlicht gelesen, kann einem die Einsamkeit eines großen Theologen nicht entgehen, der damals das Privileg hatte, Papst zu sein, der den bitteren Kelch der Entsagung trinken mußte, weil er erkannte, daß er nicht herrschen konnte, der um sich herum die Wüste sah. Er hat seine engsten Freunde und aufrichtigsten Mitarbeiter gehen sehen, und jetzt einen, den er als "mir am nächsten stehend" definiert hat. 

Benedikt fühlt sich jeden Tag immer mehr alleine in einer Kirche, die seit fast 8 Jahren alles das, was er und vor ihm auch Johannes Paul II gerade erst aufgebaut hatten, demoliert. Ihre Idee von einer identitären Kirche basierend auf den Glaubenswerten, die nicht in der weltlichen Logik verfangen ist -sondern authentische Zeugin des Evangeliums. Eine Kirche, die versucht hat, in der Welt zu bleiben, ohne "von der Welt" zu sein und die in jedem politischen, sozialen, wirtschaftlichen, kulturellen Umfeld die Zentralität des Evangeliums und seiner Prinzipien und Moral bekräftigt. In den vergangenen 8 Jahren hat Benedikt im Inneren der Kirche Christi jene selben modernen und säkularisierenden Tendenzen triumphieren sehen, die er und sein geliebter Vorgänger hatten eindämmen können.

Obwohl uns immer wieder gesagt worden ist, daß es zwischen Benedikt und Franziskus immer eine starke Übereinstimmung gegeben habe, wurde das durch die Fakten sehr schnell widerlegt. Während der Familien-Synode wurde über die Zulassung wiederverheirateter Geschiedener diskutiert, in einem Band, der zeitgleich erschien und seine Hauptwerke enthielt, hatte Ratzinger genau den Teil, der sich auf die wiederverheirateten Geschiedenen bezieht, überarbeitet und das nicht, um sie dem Standpunkt Bergoglios anzupassen, sondern vor allem, um die Unterschiede zu unterstreichen und zu argumentieren, daß nur im Falle einer Annullierung durch die Sacra Rota eine zweite Ehe als rechtmäßig angesehen werden könne. Dann im Jahr 2018 der diplomatische Zwischenfall bei der Veröffentlichung der Reihe "Die Theologie von Papst Franziskus", der zum Rücktritt des damaligen Präfekten des Sekretariats für Kommunikation Dario Edoardo Viganò führte; ein Brief, der als Versuch Ratzingers präsentiert wurde, die volle Kontinuität zwischen seinem Pontifikat und dem von Bergoglio hervorzuheben. In Wirklichkeit enthielt der Brief etwas anderes, nämlich die Weigerung, eine Rezension zu schreiben, in dem er bekräftigte, daß er keine Zeit  habe, diese Bücher zu lesen, aber vor allem, weil zu den Autoren der Reihe Professor Peter Hünermann gehörte, "der sich während meines Pontifikats ins Licht sezte, weil er antipäpstliche Initiativen geleitet hat". Hinzu kommen die Distanzierung Benedikts von der Abschaffung des priesterlichen Zölibats und der Frauenordination, das gemeinsam mit Kardinal Robert Sarah veröffenlichte Buch, das in den heiligen Palazzi für so viel Ärger sorgte, während sich die Tore weit für heidnische Riten und Monstrositäten anderer Art öffneten, gab es seine andauernden  Wohlwollensbekundigungen gegenüber traditionalistischen Gruppen und Kritik an den ultramodernistischen Abweichungen des deutschen Episkopates. 

Abgesehen von den ungeschickten Versuchen, Bergoglio in Kontinuität zu Benedikt und sogar zu Johannes Paul II abzubilden, ist Walter Kasper einer der Hauptinterpreten des Traditionsbruchs des II. Vaticanischen Konzils. Das hat sich bei der jüngsten Liturgiereform und dem motu proprio Traditionis Custodes, mit dem Bergoglio Benedikts Summorum Pontificum widerrief,  das das Zelebrieren nach dem alten Ritus liberalisiert hatte, gezeigt. Eine nicht allzu originelle Hermeneutik der Diskontinuität, die Ratzinger als Theologe und Papst bekämpft und mit einem motu proprio endgültig zu begraben versucht hatte, um eine Kontinuität zwischen dem Konzil von Trient und dem II. Vaticanischen Konzil zu besiegeln. Bergoglio dagegen hat auch die Funktion gekippt, die Johannes Paul II den Bischöfen zuerkannt hat, als Hüter des alten Ritus, und sie effektiv in Unterdrücker der Tradition verwandelt. Ein Geschenk an die Progressisten in der Kirche, die den Krieg gegen Benedikt XVI entfesselt haben und ihn zum Rücktritt zwangen- mit der Messe in Lateinischer Sprache, die inzwischen die Funktion eines Skalps hat, der seinen Feinden von Bergoglio überreicht wird. Und wenn der Autor auch das II. Vaticanische Konzil sowohl in seiner Kontinuität als auch in seiner Diskontinuität für ein Übel hält, ist nicht zu leugnen, daß heute die pastoralen Fehler, die sowohl Wojtyla als auch Ratzinger korrigiert hatten, in der Kirche wieder dominieren. 

Ein Benedikt XVI der sich darauf vorbereitet, sich sehr schnell seinen Freunden im Jenseits anzuschließen, erweckt das Gefühl des Aufgebens von einem, der sich bewußt wird, daß er der Kirche nicht mehr geben kann. Dieser Hinweis auf wahre Freunde, die bald erreicht werden sollen, ist vielleicht der Beweis für das Bewußtsein, für eine Kirche nicht mehr nützlich sein zu können, die außer den heuchlerischen bergoglianischen Wertschätzungsbekundungen, alles von ihm geleugnet hat und in der er jetzt nur noch Feinde hat. Aber vielleicht gibt es auch die Hoffnung zu sterben, bevor man sie in Trümmern enden sehen kann? "

Americo Mascarucci

Quelle: M. Tosatti, Stilum Curiae, A. Mascarucci

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