Donnerstag, 9. Juni 2022

Gerüchte um das Ende des Pontifikates- wahr oder unwahr? Auf das Konklave zielende Kardinalsernennungen?

Damian Thompson analysiert und kommentiert auf seiner website "unherd" kritisch die Rücktrittsgerüchte um Papst Franziskus und dessen Kardinalsernennungen im Hinblick auf das kommende Konklave. 
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       "IST DAS DAS ENDE VON PAPST FRANZISKUS?" 

Der grausame Pontifex stellt einen Nachfolger auf. 

Seit mehr als gut einem Jahr durchflutet ein häßliches Gerücht den Vatican, daß Papst Franziskus  unheilbar krank ist. In einer Wohnung, die nur einen Steinwurf von dem Hotel entfernt ist, in dem der 85-jährige Pontifex jetzt in einem Rollstuhl herumgeschoben wird, hat mir ein italienischer Prälat erzählt,  daß das wahr ist. Eine diplomatische Quelle hat das über einem Espresso im Borgo Pio ...diskutiert. Ein gut vernetzter amerikanischer traditionalistischer Katholik hat getextet, daß das "definitiv wahr!" sei- das Ausrufezeichen läßt vermuten, daß er dabei nicht allzu traurig war. 

Dann hat Sonntag morgen Associated Press - berichtet, daß  italienische katholische Medien, ohne eine Quelle zu nennen,  voller Spekulationen waren, daß Franziskus plant, in die Fußstapfen von Benedikt zu treten, und "angesichts seiner zunehmenden Mobilitätsprobleme“, zurückzutreten. 

Grund für die Spekulation? Der Papst an angekündigt, daß er im August die italienische Stadt Aquila besuchen wird, wo er am Grab von Papst Coelestin V beten wird, einem Eremiten, der 1294 nach nur 5 Monaten auf das Papsttum verzichtete. Benedikt XVI hat 2009 ebenfalls an diesem Grab gebetet- und wurde 2013 seit Coelestin der erste Papst, der zurücktrat. 

Darüber hinaus will Franziskus mitten während eines Konsistoriums nach Aquila reisen, bei dem er 16 Kardinäle kreieren wird. die im nächsten Konklave wählen können und so sicherstellen, daß 60%  der Wähler von ihm ausgewählt wurden. Das nennt man "die Karten mischen" so daß der nächste Nachfolger des Hl. Petrus nach deinem eigenen Bild ist. Das tun die meisten Päpste, aber nur wenige mit der parteiischen Entschlossenheit, die Franziskus seit seinem Amtsantritt vor neun Jahren zeigt. Außerdem hält er das Konsistorium drei Monate früher als geplant ab. 

Die Krebsgeschichte und Aquila schließen sich nicht gegenteilig aus. Wenn Franziskus so krank ist, wie die Gerüchtehändler andeuten - und ich habe grausam detaillierte Beschreibungen von streuenden Tumoren gehört- dann bedeuten das August-Konsistorium und der Besuch am Grab Coelestins, daß er nach der letzten Gelegenheit, das Kardinals-Kollegium aufzufüllen,  einen dramatischen Abgang inszenieren kann.


Die eine Sache. die die beiden Gerüchte gemeinsam haben, ist, daß keiner auch nur einen Fetzen von Beweis geliefert hat, um sie zu bestätigen. Am vergangenen Dienstag zitierte die Washington Post einen höhergestellten Vatican-Mitarbeiter, der offiziell "unter der Bedingung der Anonymität ein sensibles Thema diskutieren wollte" - d.h. Franziskus´ Gesundheit. Er sagte:" Seine Lage ist nicht hervorragend, reicht aber nicht aus, um einen Rückzug zu erzwingen."

Im selben Artikel sagte Massimo Faggioli, ein Theologie-Professor an der Villanova Universität Philadelphia jedoch, daß "Was klar ist, ist daß sein Pontifikat in sein finales Stadium eingetreten ist...Er ist sich bewußt, daß er sich dem Ende seines Pontifikates nähert."

Das ist interessant, weil Faggioli ein Über-Loyalist ist. Er ist eines der Gründungsmitglieder des "Teams Franziskus", einer Gruppe von Journalisten und anderer Kommentatoren, deren Beinahe-Vergöttlichung dieses Papstes in Nord-Korea nicht fehl am Platze wäre, Faggioli hat durch seine lobende Analyse von Franziskus Karriere gemacht; viele Katholiken bei Twitter hänseln ihn damit, woraufhin (und da spreche ich aus Erfahrung) er sie sofort blockt. 

"Finalstadium im Niedergang"? Franziskus sieht nicht so aus, als ob er stirbt: er ist nur ein dicker Mann in einem Rollstuhl.  Da ist nichts falsch an seinen Möglichkeiten. Er bezaubert weiterhin Besucher und ist, wenn es um die interne Kirchenpolitik geht, rachsüchtiger denn je. (Erzbischof Robert McElroy von San Diego, einem Hardliner der Liberalen, der es bevorzugt, Abtreibungspolitikern die Kommunion zu spenden, einen roten Hut zu geben, war ein Meisterstück der Rache an Francis‘ unbeliebtesten Menschen der Welt: den amerikanischen konservativen Bischöfen.)

Vielleicht ist "Finalstadium im Niedergang" nur wie ein verwirrter Faggioli klingt, der das sinkende Schiff verläßt, so lange er noch Zeit hat. Wie ein Vatican-Diplomat es ausdrückt: "Der normale Menschenverstand sagt uns, daß Papst Franziskus dem Ende näher ist, als zu Beginn seiner Zeit im Amt. Diese Menschen, die über ihn sprechen, als sei er dieser große Reformer, der für immer lebt, sehen einfach nur lächerlich aus. Der neue Papst, ob er liberal oder konservativ ist, wird nicht an ihrer Schmeichelei interessiert sein."

Das Team Franziskus ist in diesen Tagen in Rom nicht populär. Das bestgehütete Geheimnis seines Pontifikates, zumindest was das breite Publikum betrifft, ist, daß Jorge Bergoglio kein netter Mann ist und nie war. Er hat sich in Argentinien so viele Feinde gemacht, daß er nicht gewagt hat seinen Fuß auf den Boden seines Geburtslandes zu setzen, seit er zum Papst gewählt wurde. Er war dort in einige der eklatantesten Skandale verwickelt, am schockierendsten war sein Versuch, seinen kinder-mißbrauchenden Verbündeten Fr. Julie Grassi vor der Justiz zu schützen. Er hat Glück, daß das Vaticanische Presse-Corps zu viel Angst vor ihm hat, um das ordentlich zu recherchieren. 

Franziskus hat einen Zug von Grausamkeit und hat in letzter Zeit wenig getan, um das zu verbergenLetztes Jahr beleidigte sein autoritärer Versuch, die regelmäßigen Feiern der traditionellen lateinischen Messe zu unterdrücken, Hunderte von Bischöfen, die diese Art der Anbetung zwar nicht mögen, aber den argentinischen Papst noch mehr ablehnen. Sie haben das Urteil stillschweigend ignoriert, sehr zur Wut des päpstlichen Liturgiechefs, eines schmerzhaft selbstgefälligen Yorkshire- Mannes namens Arthur Roche, der im August zum Kardinal ernannt wird.

Aber liturgische Themen werden im nächsten Konklave nicht lange überdauern, wann auch immer es stattfindet. Die Sexual-Moral wird das. Franziskus hat fast ein Jahrzehnt damit verbracht, Zweifel bzgl. der Weisheit der Katholischen Lehre über Scheidung und Homosexualität zu säen, aber ohne irgendwelche formalen Änderungen der Regeln zu machen. Nie zuvor wird ein Konklave gezwungen gewesen sein, solche fundamentalen Fragen zu diskutieren. Und es wir - bis zu einem gewissen Punkt- im Dunkeln arbeiten. Franziskus verfolgt die Politik, die Kardinäle nicht als selbständiges Organ einzuberufen, was bedeutet, daß viele von ihnen sich nie begegnet sind und nicht wissen, wer was denkt.

Es ist wahrscheinlich, daß das umstrittenste Thema jedoch Homosexualität sein dürfte- und dabei sind die Bezeichnungen "liberal" und "konservativ" irreführend. Linke Kardinäle aus den Entwicklungsländern, von denen Franziskus viele kreiert hat, mögen eine entspanntere Haltung gegenüber geschiedenen und wiederverheirateten Katholiken haben, aber der Gedanke an Homosexualität dreht ihnen den Magen um.

Das könnte sie einem gemäßigten Konservativen wie Kardinal Péter Erdő aus Ungarn zuführen, einem charmanten und zurückhaltenden Gelehrten, der, als er 2014 zum Vorsitz einer Bischofssynode im Vatikan berufen wurde, plötzlich wie ein Papst aussah und auch so klang. Es schließt aber sicherlich Kardinal Jean-Claude Hollerich aus Luxemburg aus, Präsident der Europäischen Bischofskonferenz und ein jesuitischer Denker von weitaus größerem Rang als Papst Franziskus, der will, daß die Kirche homosexuelle Beziehungen anerkennt.

Zur Zeit sind jedoch alle Augen auf Kardinal Matteo Zuppi 66, den spindeldürren, radfahrenden Erzbischof von Bologna gerichtet, der schwulenfreundlich ist, während er unaufdringlich an der Linie festhält, daß homosexuelle Handlungen sündig sind. Das könnte genügen, um die Afrikanischen Kardinäle zufrieden zu  stellen. Zuppis politische Meriten können ihm helfen: er ist mit der Sant´egidio-Bewegung der linken Mitte verbunden, die davon besessen ist, die Strippen zu ziehen- während eines Konklaves keine schlechte Sache. Er ist auch nett zu den Traditionalisten: als Bischof hat er sie gebeten, ihn zu lehren, wie man die Alte Messe zelebriert und er hat sie in seiner Diözese nicht verboten. 

Aber das kluge Geld wird wie in den meisten Konklaves- auf "keinen der Obigen" gesetzt werden. Außer bei seltenen Gelegenheiten bedeutet die Auszählung der Stimmen, daß dem weißen Rauch überraschtes Murmeln folgt. Aber ich mache eine Vorhersage. Bischöfe in der ganzen Welt sind es leid, vom Vatican eingeschüchtert zu werden. Der neue Papst wird kein Franziskus II sein, weder dem Namen nach noch in seiner Art, die Kirche zu leiten. Wenn dieser Papst geht, wird diese Gussform zerbrochen sein und es gibt vermutlich keinen einzigen Kardinal, der sie wieder zusammensetzen will."

Quelle: D. Thompson, https://unherd

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