Samstag, 1. Oktober 2022

Was ist die Botschaft in der Rücktrittserklärung von Papst Benedikt XVI?

Marco Tosatti veröffentlicht bei Stilum Curiae eine Besprechung des von A. Cionci verfaßten Buches "Der Ratzinger-Code", über das wir schon vor kurzem berichtet haben. 
Hier geht´s zum Original:  klicken

"EINE MARIANISCHE SEELE. DAS PUZZLE DES RÜCKTRITTS BENEDIKTS XVI ZUSAMMENSETZEN" 

 Liebe Freunde und Feinde von Stilum Curiae, wir freuen uns, Ihrer Aufmerksamkeit diese Besprechung von A. Cioncis Buch "Der Ratzinger Code", die "eine Marianische Seele" geschrieben hat, empfehlen zu können. Gute Lektüre! 

                                                                  §§§

papa, declamato

                       DAS PUZZLE DES RÜCKTRITTS VON BENEDIKT XVI ZUSAMMENSETZEN 

                               Die Declaratio vom  11. Februar 2013 mit Beleuchtung aller Fehler 

Während der vergangenen 9 Jahre war ein Thema für respektable, gläubige katholische Autoren strikt tabu: der Amtsverzicht Benedikts XVI. Bis jetzt. Der Ratzinger Code, der seit seiner Veröffentlichung in Italien im Mai 2022 der Nr. 1 Bestseller ist, ist die Frucht der äußerst detaillierten Untersuchung des italienischen Journalisten Andrea Cionci von allem, was Benedikt XVI seit dem schicksalhaften Morgen des 11. Februars 2013 gesagt und getan hat, als er seine lateinische Declaratio  in Gegenwart des Kardinalskollegiums laut vorlas. Das Resultat ist eine unerbittlich logische Untersuchung, beruhend auf den Beiträgen zahlreicher Experten, die erfrischend unerschrocken darin ist, allen Spuren dahin zu folgen, die zur Enthüllung der Wahrheit führen. 

Die in Betracht gezogenen Beweise ähneln einem Haufen von Puzzle-Stücken. Es gibt zahlreiche Teile von Informationen und Statements, die zuerst keinen Sinn zu ergeben scheinen, sich aber bei näherem Hinsehen als Teil einer konsistenten Kommunikationsmethode von Benedikt XVI herausstellen. 

Bedenken Sie z.B. diese Fakten: 

       - Seit jetzt  9 Jahren sagt Benedikt XVI wiederholt : "Es gibt nur einen Papst"- allerdings ohn je zu sagen ...das ist Franziskus oderr anzugeben, welcher von beiden es ist.

       -  Als er über den Text seiner Declaratio gefragt wurde, sagte Benedikt XVI, der ein renommierter und sublimer Latinist ist. "ich habe sie in Latein geschrieben, weil man so wichtige Dinge in Latein tut... ich hätte sie auch in Italienisch schreiben können, aber da war die Gefahr zu groß, daß ich einige Fehler mache."  Und dennoch haben innerhalb von wenigen Tagen nach der Veröffentlichung im Februar 2013 wohlbekannte Philologen öffentlich darauf hingewiesen, daß es in dem kurzen Dokument mehr als 20 grammatikalische und syntaktische Fehler gibt. 




       -  1983 hat Johannes Paul II den Codex des Kanonischen Rechts  - mit Hilfe von Kardinal Ratzinger geändert- und das Amt des Papstes in zwei juristische Entitäten geteilt, munus und ministerium. Diese Unterscheidung, die der Usupation dynastischer Throne vorbeugen soll, ist dem deutschen dynastischen Recht entnommen 

       -  Die verschiedenen offiziellen Übersetzungen  der Declaratio durch den Hl. Stuhl haben die entscheidende Differenzierung zwischen den Begriffen munus und ministerium verhindert und das lateinische Verb vacet  willkürlich mit "der Stuhl wird frei sein" übersetzt, obwohl es eigentlich nur "leer" oder "frei" bedeutet. 

       - Um 17:30 am 28. Februar 2013 stand Benedikt XVI auf dem Balkon in Castel Gandolfo und sagte: "Ihr wißt, daß sich dieser Tag von meinen vorangegangenen unterscheidet. Ich bin nicht länger Pontfice Sommo (Pontifex maximus) der Katholischen Kirche...bis 20:00 abends bin ich es noch, aber dann nicht länger." Aber es gibt nicht so etwas wie einen "Pontifex supremus" in der Katholischen Kirche, es gibt einen "Summus Pontifex" und der Hl. Stuhl hat Benedikts Worte im offiziellen transskript geändert. 

      - Zahlreiche Kirchenrechtsexperten stimmen überein, daß es einfach keine kanonische Entität eines "Papst emeritus" gibt und dennoch schrieb Benedikt 2017 an Kardinal Brandmüller "Indem ich den Titel Papst emeritus benutze, habe ich versucht, eine Situation zu schaffen....in der es ganz klar ist, daß es nur einen Papst gibt."

      - 2016 sagte Benedikt "1000 Jahre lang ist kein Papst zurückgetreten und selbst im letzten Jahrtausend war es eine Ausnahme". Und dennoch ist Coelestin V 1294 zurückgetreten, vor weniger als 800 Jahren und sind insgesamt 4 Päpste im zweiten Jahrtausen zurückgetreten. Also wendet Cionci  Logik an : "Entweder hat Benedikt XVI kein gutes Gedächtnis oder er teilt uns etwas sehr Präzises mit."

     - Als Jugendlicher war Joseph Ratzinger ein großer Verehrer der deutschen Vaudeville-Komikers Karl Valentin und 1989 wurde Kardinal Ratzinger in den "Karl-Valentins-Orden" aufgenommen, Valentin war für seine  einzigartige und kluge Fähigkeit berühmt, "mit Worten zu spielen“, und er starb 1948 am Rosenmontag, dem Montag vor Beginn der Fastenzeit, einem berühmten Karnevalsfeiertag in Deutschland, den jeder Deutsche mit Streichen verbindet. Und doch sagte Benedikt auf die Frage, ob sein Rücktritt am Rosenmontag (11. Februar 2013, war der Montag vor Beginn der Fastenzeit) irgendeine Bedeutung habe: „Mir war nicht bewusst, daß es Rosenmontag war.“ Fragen Sie irgendeinen Deutschen – irgendetwas passt da nicht zusammen.

So wie das Puzzle aufgebaut ist, gibt es einfach zu viele Elemente, die nicht zueinander passen . Cionci schlägt vor, - dürfen wir, wenn Benedikt XVI, ein brillanter theologischer Geist, fortfährt Dinge zu sagen, die nicht zusammenpassen, nicht annehmen, daß er eigentlich versucht, uns etwas über die Zwangslage zu kommunizieren, in der der Stuhl Petri sich aktuell befindet?

Cionci schreibt:"Um mit einem Bild abzuschließen, durch diese Declaratio von 2013 ist Benedikt XVI wie jemand, der ein Rettungsboot bestiegen hat und- während er einem brennenden Schiff entflieht- die "Saat" mitnimmt, "die übertragbare DNA" des wahren Römischen Katholizismus: er allein bewahrt das petrinische munus, den päpstlichen Titel, der ihm direkt von Gott [im Augenblick seiner Wahl 2005] übertragen wurde und den nichts und niemand ihm nehmen kann.- außer der Tod oder eine gültiger Abdankung.

Diejenigen, die ihren Horizont beim Verstehen der aktuellen Krise der Kirche und des Papsttums erweitern möchten, sollten dieses Buch aufmerksam lesen. Diejenigen, die dasselbe alte, müde Narrativ wiederholen möchten, werden sie ignorieren oder herabsetzen. Wie Cionci in seinem Vorwort schreibt: „Wir durchleben einen „letzten Krieg“, und es ist notwendig zu entscheiden, auf welcher Seite wir stehen: auf der Seite der Wahrheit oder auf der Seite der Lüge.“ Der Ratzinger-Kodex ist ein aufrichtiger und lobenswerter Versuch, Licht in die Wahrheit zu bringen. Es wirft viel mehr Fragen auf, als es beantwortet, und die Leser können durchaus mit einigen von Cioncis Schlussfolgerungen nicht einverstanden sein. Dennoch kann es sich kein scharfsinniger Anhänger der heutigen kirchlichen Landschaft leisten, diese akribisch gut dokumentierte Untersuchung nicht zu lesen.

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Quelle: M.Tosatti, Stilum Curiae 

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