Donnerstag, 29. Juni 2023

Das Arbeitsdokument für die Synode: in jeder Hinsicht mangelhaft

George Weigel kommentiert bei Firstthings kritisch das Instrumentum Laboris für die kommende Synode der Synodalität als in jeder Hinsicht nichtssagend und mangelhaft.  Hier geht´s zum Original:  klicken

"EIN UMSTÄNDLICHES UND NICHTS-SAGENDES INSTRUMENT"

Es wäre nicht ganz angemessen das Arbeitsdokument für die kommende Oktober-Synode (das Instrumentum Laboris, IL) als enttäuschend zu beschreiben. Keiner, der den "synodalen Prozess" verfolgt hat , der seit 2021 auf dem Weg ist, konnte vernünftigerweise ein Instrumentum Laboris von spiritueller Tiefe und evangelikaler Leidenschaft erwarten - ein IL, das Papst Franziskus´ frühen Aufruf an die Kirche "in ständiger Mission zu sein" reflektiert: für eine Kirche missionarischer Jünger, die einer Welt, die an ihrer Verbindung mit den falschen Göttern leidet, die frohe Botschaft bringen, daß das Königreich Gottes unter euch ist " (Luk. 17:21)

Die bessere Beschreibung des IL scheint mir. ist, daß es mangelhaft ist: ein Menge geballter, trendiger Soziologismen mit einer dünnen Lackschicht christlicher Sprache und Bilder. Das Netto-Ergebnis ist ein Bild von der Kirche, das vollkommen die zentrale Lehre des II. Vaticanischen Konzils verpaßt.

Wo ist das IL mangelhaft? Lassen Sie mich einiges aufzählen: 

Das IL ist christologisch mangelhaft. Wenn man die wenigen Passagen mit Bezug zum Herrn Jesus abzieht, liest sich das IL als ob es für eine internationale NGO  vorbereitet worden wäre, die versucht, die Zahl ihrer Mitglieder und Spender für ihr Programm guter Werke zu erhöhen. Das IL führt ihre Abstammung gelegentlich auf die Dogmatische Verfassung des Zweiten Vatikanischen Konzils über die Kirche zurück. Doch dieser grundlegende Text beginnt mit "Jesus Christus ist das Licht der Nationen.“ Eine solche Bestätigung gibt es in der IL nicht, das vom Ekklesiozentrismus – der Selbstreferenzialität – durchdrungen ist, die einst von Papst Franziskus beklagt wurde. Das Zweite Vatikanische Konzil war zutiefst christozentrisch; Das IL ist alles andere als christuszentriert.

Das IL ist pneumatologisch leer. Es spricht ausführlich von einem "Gespräch im Geist“, in dem "der Heilige Geist seine eigene Stimme erklingen lässt“. Die IL sagt jedoch nichts darüber aus, wie die Kirche zwischen der authentischen Stimme des Heiligen Geistes und dem Zeitgeist unterscheidet, vor dem der heilige Paulus die Römer warnte (vgl. Römer 12,2). Die IL bekräftigt auch nicht, daß die "Stimme des Heiligen Geistes“ niemals widersprüchlich sein kann und die Kirche zu einem bestimmten historischen Zeitpunkt das eine und zu einem anderen das Gegenteil lehrt. Das IL spricht ausführlich über "Unterscheidung“, erklärt aber nicht, warum die "Unterscheidung“, die in den letzten zwei Jahren des Synodalprozesses stattgefunden hat, die Agenda, die das evangelische moribunde Catholic-Light-Projekts hervorbringt, dessen verkohlte Ruinen jetzt in Deutschland offensichtlich sind.

Das IL ist ekklesiologisch mangelhaft. Immer wieder untersucht das IL, was eine "zuhörende“ Kirche – mit der es "Synodalität“ gleichsetzt – tut. Sehr wenig wird über eine lehrende Kirche gesagt, die den Befehl des Meisters im Großen Auftrag erfüllt: "Geht hin und macht alle Nationen zu Jüngern.“ . . lehre sie, alles zu befolgen, was ich dir geboten habe“ (Mt 28,19–20). Die ordinierten Pfarrer der Kirche scheinen auf das reduziert zu sein, was das IL als „Vermittler“ beschreibt, die in der Lage sind, Gemeinschaften dabei zu begleiten, [das Gespräch im Heiligen Geist] als Priorität auf allen Ebenen des kirchlichen Lebens zu praktizieren. . . .“ Darüber hinaus geht das IL nicht auf zwei Fragen ein, die während dieses "Synodalprozesses“ mehrfach aufgeworfen wurden: Wie kann eine Kirche, die ständig in Versammlungen ist, eine Kirche sein, die ständig missionarisch ist? Und wie kann ein Prozess, an dem sich (bestenfalls) 1 Prozent der Kirche beteiligt hat, als Ausdruck des sensus fidelium angesehen werden.

Das IL ist schmerzlich lückenhaft in der Moraltheologie. Es gibt kein Statement im IL , daß die Seligpreisungen die Magna Charta des christlichen Morallebens sind, oder daß die Zehn Gebote und die Morallehre der Kirche Wegweiser sind, die uns zum persönlichen Glück, sozialer Solidarität und schließlich Seligkeit führen: ewiges Leben im Licht und der Liebe des dreiheiligen Gottes. Eher scheint das "Hören" , zu dem das IL die Oktober-Synode 2023 aufruft, direkt auf die Infragestellung des
dauerhaften, verbindlichen Charakters moralischer Wahrheiten, die die Kirche auf der Grundlage von Offenbarung und Vernunft definitiv gelehrt hat.

Das IL ist methodisch kindisch. Die "Synodale Versammlung" im Oktober 2023 wird wenig oder gar keine Freiheit haben, ihr Ziel oder ihre Agenda festzulegen.  Sie sind bereits durch eine Serie  von  Arbeitspapieren, die dem IL angefügt wurden, definiert worden, das den Mitgliedern der Versammlung die  Fragen stellt, die in den Vollversammlungen und sprach-basierten Arbeitsgruppen angesprochen werden sollen. (Und wer kann bezweifeln, daß letztere vom Generalsekretariat der Synode mit Moderatoren versorgt werden?). Allgemeiner Eindruck ist, daß die Vollversammlung wie ein Kindergarten sein wird: "malt zwischen den Linien, Kinder" 

In der Kirche gibt es vieles. was erneuert und reformiert werden muß. Das Arbeitsdokument des Synode zur Synodalität bringt das nicht voran. Ebenso wenig reflektiert es die christozentrische Lehre und den Geist des II. Vaticanums."

Quelle: G. Weigel, Firstthings

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