Messa in Latino veröffentlicht einen Beitrag, den Nico Spuntoni für IlGiornale über die Stellungnahmen des Ex-Präfekten der Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard L. Müller über die Synode zur Synodalität verfasst hat. Hier geht s zum Original: klicken
"MÜLLER KONTRA SYNODE: " BEIM GLAUBEN GIBT ES KEINE KOMPROMISSE"
Müller im Gespräch mit Nico Spuntoni: "Gott schuf Mann und Frau, nicht 60 Arten."
"Er war einer der Protagonisten der Synode, die letzte Woche zu Ende ging, und sei es nur
deshalb, weil er der berühmteste der kritischen Prälaten ist, die an ihr teilgenommen
haben. Kardinal Gerhard Ludwig Müller, ehemaliger Präfekt der Kongregation für die
Glaubenslehre im ersten Teil des Pontifikats von Franziskus, hat sein Urteil am Ende der
25-tägigen Synodenarbeit nicht geändert. In einem langen Interview mit IlGiornale.it
zieht der Theologe, der das Gesamtwerk von Joseph Ratzinger herausgegeben hat, seine
Bilanz dieser ersten Sitzung und bleibt skeptisch gegenüber der Entscheidung, eine Synode
über Synodalität abzuhalten: "Ich hätte dem Papst nie geraten, ein solches Thema zu wählen.
Was bedeutet das? Die Synode selbst ist ein abstrakter Begriff. Es ist ein bisschen so, als
würde man eine Versammlung auf der Versammlung abhalten. Das macht für mich nicht viel
Sinn."
"Der Papst ist nicht der Eigentümer der Kirche"
Das Ergebnis dieser 25 Arbeitstage ist ein zusammenfassender Bericht, in dem die umstritten-
sten Themen fast im Hintergrund auftauchen: der weibliche Diakonat, die Geschlechtsidentität,
die Interkommunion, die Abschaffung der Pflicht zum priesterlichen Zölibat. Zu diesen Punkten
gab es die meisten Gegenstimmen unter den Teilnehmern, aber alle Absätze des Dokuments
wurden dennoch mit deutlicher Mehrheit angenommen. In der Pressekonferenz zur Präsentatio
betonte Kardinal Jean-Claude Hollerich – der General-Relator der Synode – dieses Ergebnis
und sagte, daß "der Widerstand nicht so groß ist" und dass "wir in einem demokratischen Staat
sehr glücklich wären, wenn wir ähnliche Ergebnisse für die Verabschiedung eines Gesetzes i,
Parlament hätten". Ein fragwürdiger Vergleich angesichts der zahlreichen Äußerungen des
Papstes und Hollerichs selbst, die darauf abzielten, darauf hinzuweisen, dass die Synode kein
Parlament ist. "Es ist ein Widerspruch" sagte Müller gegenüber IlGiornale.und erklärte, daß
"die Stimmen der Bischöfe in einem Konzil oder einer Synode keine Stimmen sind, die den
Willen des Volkes oder einer Oligarchie repräsentieren, weil die Bischöfe als Zeugen der Wahr-
heit sprechen". "Die Bischöfe und sogar der Papst sind nicht der Herr, sie sind nicht die Eigen-
tümer der Kirche, sondern sie sind nur Nachfolger der Apostel", präzisiert der deutsche Kardinal.
Äußerungen wie die des Relators der Synode über das Gewicht des Stimmrechts haben den
ehmaligen Präfekten der Kongregation für die Glaubenslehre verblüfft, der auch über die Aus-
weitung der Teilnahme auf eine begrenzte Gruppe von Laien ratlos ist: "Eine Bischofs-Synode
ist eine Bischofssynode, eine Institution, die es den Bischöfen ermöglicht, an der Leitung der
Weltkirche teilzunehmen, aber auf der Grundlage ihrer Weihe." bemerkt der Kardinal. "Jetzt",
so Müller weiter, "gibt es fast eine Tendenz, das Amt der Bischöfe zu relativieren, es mit den
Laien gleichzusetzen, aber dabei bleibt nur noch der Papst im Lehramt." Markiert diese Synode
eine Abkehr vom Zweiten Vatikanischen Konzil? Das ist die Ansicht des Mannes, dem Benedikt
XVI. vor seinem Rücktritt die Kustodie über die katholische Orthodoxie anvertraut hat. "Ich sage
nicht, daß sie es absichtlich tun, aber vielleicht müssen sie die Konzils-Dokumente besser stu-
dieren", fordert der Kardinal. Dann fügt er hinzu:"Das Zweite Vatikanische Konzil wollte diese
Isolierung des Papstes vom Rest des Bischofskollegiums überwinden, aber jetzt haben sie ihn
distanziert."
Zu wenig Theologie, zu viel Psychologie und Soziologie
Doch wie verliefen die 25 Tage, die wir in der Aula Paul VI. verbrachten, wo wir an den berühmt
gewordenen runden Tischen saßen? Müller macht keinen Hehl aus seiner Ablehnung dessen,
was er von einigen Teilnehmern gehört hat. "Es gab eine Mischung aus theologischen Argumen-
ten, soziologischen Analysen und Psychologie", sagt der Kardinal und betont, dass, wenn es
wahr sei, daß "die Theologie mit anderen Wissenschaften, insbesondere mit der Philosophie, in
Kontakt steht", es auch wahr sei, dass bei einer Bischofssynode "die Themen als solche theolo-
gische Argumente sein müssen, denn das ist das Wesen der Sendung der Kirche, die keine
natürliche Organisation ist, die aus Menschen besteht. Es ist nicht nur mit Kategorien von zivilen
Organisationen zu verstehen." Was unter diesem Gesichtspunkt mehr als nur ein paar Ver-
wirrungen hervorrief, waren vor allem die Interventionen der Laien, die zwar anwesend waren
und das ganze Volk Gottes vertraten, aber nicht gewählt, sondern von den Bischofskonferenzen
und dann vom Papst selbst ausgewählt wurden. Ihre Positionen waren ziemlich konvergent, und
der deutsche Kardinal wies IlGiornale.it darauf hin, daß es unter den Teilnehmern keine Gläubigen
mit anderen Empfindlichkeiten gebe. Er rät den Laien-delegierten, das Studium der Konzilskonsti-
tutionen, insbesondere Lumen Gentium und Dei Verbum, zu vertiefen. Müller schließt nicht aus,
daß ein Dialog zwischen gegensätzlichen Meinungen entstehen und sogar eine Synthese gefunden
werden kann, aber "wir können keine Kompromisse im Glauben eingehen". Eine Position, die er
mit einem Beispiel erklärt, das ihm am Herzen liegt: "Der heilige Bonaventura und der heilige
Thomas hatten einen unterschiedlichen Stil in der Theologie, aber den gleichen Glauben." Er geht
also keinen Kompromiss beim Glauben ein, denn "entweder wir glauben an die göttliche Natur
Christi oder wir glauben nicht. Tertium non datur". Er erläutert dies mit einem weiteren Beispiel,
das sich auf einen der Absätze des Schlußdokumentes bezieht, der die Frage der eucharistischen
Gastfreundschaft betrifft: "Wir haben sieben Sakramente, nicht zwei wie die Protestanten. Wir
können also keine Kompromisse eingehen und vielleicht zu fünft zusammenkommen, denn ein
Sakrament ist die Weitergabe der göttlichen Gnade."
Keine Feinde, aber keine Kompromisse
Seine Teilnahme an der Synode garantierte die Präsenz einer Stimme gegen den Strom und
entging auch denen, die ganz anders dachten als er, nicht. Dies ist der Fall von Pater James
Martin, der für sein Engagement für die Akzeptanz der LGBTQ+-Sache in der Kirche bekannt
ist. In den Tagen der Synode veröffentlichte der amerikanische Jesuit ein Foto in Begleitung
von Müller. Der ehemalige Präfekt erzählt IlGiornale.it von der Episode und erklärt, daß
Martin in einer Pause auf ihn zukam, um nach dem Foto zu fragen, und er keine Einwände
hatte. "Wir sind keine Feinde, ich spreche mit jedem. Wir haben das Foto gemacht, aber das
bedeutet nicht, daß ich seine Programme über die Akzeptanz von LGBT-Propaganda akzep-
tiere", sagte der Kardinal. Als der deutsche Theologe erfährt, daß der amerikanische Jesuit
sagt, er sei enttäuscht über das Fehlen einer spezifischen Erwähnung der Regenbogengemein
schaft im Synthesebericht, zeigt er seine Ironie, indem er mit einem bezeichnenden "Gott sei
Dank" kommentiert. Müllers Position ist klar: "Sie werden enttäuscht sein, wenn Sie sich
vorher Illusionen gemacht haben. Man kann nicht zu einer Synode kommen und sich der
Illusion hingeben, daß die Kirche in der Lage sein könnte, die offenbarte Lehre zu ändern."
"Die Kirche", so der Kardinal weiter, "ist keine Lehrerin, sondern eine Dienerin des Wortes
Gottes: Wenn Gott offenbart hat, daß es Männer und Frauen gibt, können wir nicht sagen,
daß es 60 Geschlechter gibt. Es gibt nur zwei nach Gottes Willen." Die Lehre über Homo-
sexualität und das Wesen der Synode sind zwei der Themen, über die der ehemalige Präfekt
am meisten gestritten hat, aber sie sind auch zwei der fünf Fragen, die im Mittelpunkt der
Dubia stehen, die die Kardinäle Walter Brandmüller, Raymond Burke, Juan Sandoval Íñiguez
und Robert Sarah dem Papst vorgelegt haben. Müller erklärt IlGiornale.it, daß er den Text
nur deshalb nicht unterschrieben hat, weil er sich nicht erinnern kann, ob er ihn erhalten habe
oder nicht, aber er zeigt, daß er mit dem Inhalt einverstanden ist, indem er sich auf das
bezieht, was er in seiner theologischen Arbeit, in seinen Predigten und auch in Interviews
immer behauptet hat. Kurz gesagt, seine Ablehnung jeder Hypothese einer Änderung der
Lehre ist wohlbekannt, und wahrscheinlich ist dies der Grund, scherzt der Kardinal, daß sich
in den Pausen der synodalen Arbeit niemand an ihn gewandt hat, um für die fortschrittlich-
sten Anliegen einzutreten.
Das Selbstmorddrama
Aber es gibt nicht nur Kritik von Müller. An Franziskus richtet er in der Tat auch Ratschläge
zu den Fragen, zu denen sich die Kirche seiner Meinung nach wirklich fragen sollte. "In der
heutigen Welt sollten wir darüber sprechen, wie wir die Menschen mit dem Evangelium Jesu
Christi erreichen können, wenn in Italien 2/3 der jungen Menschen sagen, dass sie nicht an Gott
glauben und keinen Sinn in ihrem Leben finden", so der Kardinal. Er ist besorgt über die Zunahme
von Selbstmorden, eine der häufigsten Todesursachen unter jungen Menschen weltweit. Für
Müller ist diese Zahl "ein Zeichen für den tiefen Nihilismus, der in unseren ehemals christlichen
Gesellschaften existiert". Das seien die großen Herausforderungen, vor denen das Christentum
stehe, so der ehemalige Präfekt. Die Kirche müsse sich in Fragen wie dem Transhumanismus
selbst hinterfragen, denn "ohne jedes Element der Transzendenz ist der Mensch nur ein Sklave
von Mächten wie der künstlichen Intelligenz".
Quelle: Nico Spuntoni, MIL, Il Giornale
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