Freitag, 12. Januar 2024

Über die Neujahrsansprache des Papstes...

Roberto de Mattei veröffentlicht bei Rorate Caeli einen Beitrag über die Neujahrsansprache des Papstes an die beim Hl.Stuhl akkreditierten Botschafter und Diplomaten,
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"PAPST FRANZISKUS UND DER "GLOBALE KONFLIKT" 2024"

Wie ist der Zustand der Welt zu Beginn von 2024?  Papst Franziskus hat am 8. Januar in seiner Ansprache vor den bei der traditionellen Neujahrs-Audienz versammelten Botschaftern beim Hl. Stuhl ein breites Bild gezeichnet.

Da ist ein erster Punkt,  der es verdient, betont zu werden. Papst Franziskus zitiert üblicherweise nicht Pius XII. Dieses mal tat er es zweimal in einer Rede und bezog sich auf die berühmte Radioansprache von  Pius XII. an die Völker der Welt am 24. Dezember 1944, in der er Papst die Schaffung einer neuen internationalen Ordnung vorschlug und wichtige Konzepte entwickelte, wie  eine Unterscheidung zwischen dem "Volk" und der "Masse" als Degeneration der Demokratie. Die Rede von Pius XII verdient es in der Vorbereitung auf die Europa-Wahlen im Juni  2024 wieder gelesen zu werden.   

Der hervorstechende Punkt der Rede von Papst Franziskus war jedoch, daß er neben der von ihm wiederholt angeprangerten Realität eines " stückweisen Weltkrieges“ auch die Gefahr eines "wahren globalen Konflikts“ im Anmarsch sieht. Der Hinweis bezieht sich auf die Gefahr eines nuklearen Massakers, die noch nie so groß war wie in den letzten Jahren.

"Ich sehe keinen Grund, warum wir keine Atomwaffen einsetzen sollten“, sagte kürzlich der russische Politikwissenschaftler Aleksander Dugin. In einem Artikel, der am 6. Januar, zwei Tage vor der Rede von Papst Franziskus, im Spectator veröffentlicht wurde, schreibt Edward Stawiarski, der Dugin persönlich getroffen hast, daß er die Invasion der Ukraine als einen "Heiligen Krieg“ gegen den "Satanismus“ des Westens betrachte : "Es ist ein Großereignis, vielleicht das größte in der Geschichte.“ Laut Dugin "befinden wir uns in einer Situation, in der entweder die Ukraine in Zukunft nicht mehr existieren und Teil Süd- und Westrusslands werden wird, oder es wird kein Russland mehr geben. Kein Russland wie jetzt. Das Problem ist, daß es auch eine dritte Möglichkeit gibt, nach der es niemanden mehr geben wird. Weder Russland noch die Ukraine, noch die Menschheit noch den Westen.' Mit anderen Worten: die nukleare Option.“

Stawiarski schreibt: "Dugin warnt ausdrücklich davor, daß es Torheit ist, die Gründe Russlands für einen Krieg lächerlich zu machen. ‚Die Eschatologie ist in unseren Köpfen präsent und beeinflusst unsere Entscheidungen‘, sagt er. ‚Man kann darüber lachen, aber man sollte daran denken, daß man über Menschen mit Atomwaffen lacht. Ich sehe keinen Grund, warum wir sie nicht einsetzen sollten oder warum Putin zögern wird, sie einzusetzen, wenn Russland zu scheitern beginnt.“

Es ist schwer zu sagen, inwieweit Dugin die "Stimme“ von Wladimir Putin ist. Allerdings gilt er in manchen Kreisen der sogenannten "identitären Rechten“ als "Meister des Denkens“. In diesen Kreisen geht der Hass auf den Westen mit der Begeisterung für Putins Russland einher, das als einzige Bastion traditioneller Werte in einer korrupten Welt gilt. Dugin deutet an, daß ein Atomkrieg weder Gewinner noch Verlierer haben würde, aber er sieht im globalen Konflikt eine Chance für die Menschheit. Dem "Great Reset“ des Westens widersetzt er sich mit einem russischen nuklearen "Great Reset“, der es den Kräften der gnostischen Tradition durch einen "Reset“ der Situation ermöglichen würde, sich wie ein Phönix aus dem Chaos zu erheben.

Wenn Dugins Vision "eschatologisch“ ist, fehlt im Diskurs von Papst Franziskus genau die "Theologie der Geschichte“, die den einzig möglichen Schlüssel zur Interpretation der Ereignisse unserer Zeit darstellt. Papst Franziskus hat wiederholt den "Pelagianismus“ kritisiert, die Häresie, wonach der Mensch nur auf seine eigene Kraft vertraut und sich von der Hilfe der Gnade emanzipiert. Aber die übernatürliche Kraft der Gnade taucht in der Ansprache von Papst Franziskus vom 8. Januar nicht auf, nicht einmal, wenn er die Leihmutterschaft verurteilt und wie die italienische Premierministerin Giorgia Meloni wünscht, daß sie zu einem universellen Verbrechen wird, oder wenn er die "ideologische Kolonisierung des Geschlechts" angreift, in einer Perspektive, die sogar allein auf der Grundlage des Naturrechts geteilt werden kann. Ein Naturrecht, das darüber hinaus durch ein von Franziskus persönlich unterzeichnetes Dokument, wie die am 18. Dezember 2023 vom Dikasterium der Glaubenslehre veröffentlichte Deklaration Fiducia Supplicans, schwer verletzt wurde.

Der Mangel an übernatürlicher Perspektive des Papstes kommt jedoch am deutlichsten zum Vorschein, wenn er Hunger, Ausbeutung und die Klimakrise als die Hauptursachen des drohenden Planetaren Krieges herausstellt, ohne jemals die Sünde zu erwähnen, doch Benedikt XV. und Pius XII. definierten ihn als Hauptursache für den Ersten und Zweiten Weltkrieges.

Papst Franziskus hat am 25. März 2022 Russland und die Ukraine dem Unbefleckten Herzen Mariens geweiht, aber es scheint ihm nicht bewusst zu sein, daß 1917 in Fatima selbst Unsere Liebe Frau sagte, daß Kriege die Folge der Sünden der Menschen sind und daß nur eine Umkehr der Menschheit sie verhindern werde. Eine einzige Sünde ist in sich selbst, ernster als ein Atomkrieg, weil der spirituelle Tod einer Seele schlimmer ist als jeder physische Tod. Der Papst und die Bischöfe haben die Pflicht, eine Welt -die in Hedonismus versinkt- an diese elementaren Wahrheiten des Katholischen Glaubens zu erinnern.

Die Folgen der Sünde sind nicht nur individuelle sondern sozial, weil die Gesellschaft ihre Grundlage in der objektiven Ordnung moralischer Werte hat.. In diesem Sinne- wie Pius XII in seiner ersten Enzyklika Summi Ponticatus,vom 20.Oktober 1939 erklärte, sind die Entfremdung von Jesus Christus und die Missachtung des Naturrechts am Ursprung von Kriegen und dem Zerfall der Gesellschaft. Internationale Konflikte haben ihre einzige Lösung im Göttlichen Erlöser der Menschheit.

In der von Papst Franziskus zitierten Ansprache erinnert Pius XII mit von Papst Franziskus nicht zitierten Worten : "Lux in tenebris lucet et tenebrae eam non comprehenderunt“ (Ih. I, 5): Das Licht scheint in der Dunkelheit und die Dunkelheit hat es nicht verstanden. (...) Die Wiege des Erlösers der Welt, des Wiederherstellers der Menschenwürde in ihrer ganzen Fülle ist der Punkt, den der Bund zwischen allen Menschen guten Willens markiert. Dort wird der armen Welt, zerrissen durch Zwietracht, gespalten durch Selbstsucht, vergiftet durch Hass, Licht geschenkt, die Liebe wiederhergestellt und der Wille gegeben, sich in herzlicher Eintracht zum gemeinsamen Ziel aufzubrechen, um schließlich im Frieden Christi die Heilung ihrer Wunden zu finden."

Quelle: R.d. Mattei, Rorate Caeli

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