Donnerstag, 29. Februar 2024

Wer keine Feinde hat, muß sich welche suchen.

Aurelio Porfiri veröffentlicht bei OnePeterFive eine Betrachtung über die Notwendigkeit von Feinden, auch für die Kirche. Hier geht´s zum Original:  klicken

"ÜBER DIE IDENTITÄT UND DIE SCHAFFUNG EINES FEINDES"

Diejenigen, die geopolitische Studien genießen, wissen sehr gut, daß eine der Strategien zur Stärkung der Identität von Gruppen, Staaten und Nationen ist, einen Feind zu kreieren. Das heißt. daß die Wahrnehmung eines  Feindes den inneren Zusammenhalt stärkt und die Anordnung von Maßnahmen erlaubt, die man unter normalen Bedingungen unmöglich vorschlagen könnte.  

Denken wir z.B. daran, was jetzt in der Welt passiert, wo Rußland vereint gegen den Westen steht, Amerika gegen China, China gegen fremde Mächte, die Arabische Welt gegen Israel usw. Wenn wir die politischen Strategien so verstehen, z.B. in den USA ,wissen wir sehr gut, daß die, die gewählt werden wollen, den Feind gut definieren müssen, der ein politischer Opponent oder eine äußere Bedrohung sein kann und damit den Nagel auf den Kopf treffen, so daß Angst die Leute dazu bringt, für den "Retter" zu stimmen. 

Umberto Eco spricht von Italien aus in einem seiner Essays über die Konstruktion eines Feindes und stellt u.a. fest:  
"Eines der Unglücke unseres Landes in den letzten 60 Jahren war genau das, daß wir keine richtigen Feinde hatten. Einen Feind zu haben, ist nicht nur wichtig, um unsere Identität zu definieren, sondern auch um uns mit einem Hindernis auszustatten, an dem wir unser Wertesystem messen und unsere Were zeigen können. Deshalb ist es nötig, einen Feind zu schaffen, wenn man keinen hat". 

Dieses Statement des berühmten Semiologen zeigt uns, daß es nicht so schlecht ist, Feinde zu haben, wie es scheint und daß konsequenterweise das Risiko, mit allen zurecht zu kommen, daß man damit endet, mit niemandem zurecht zu kommen.

Die Erschaffung eines Feindes ist ein -wie ich sagen würde. fast natürlicher Mechanismus, "wer nicht mit mir ist, ist gegen mich" sagte Jesus. Und für die Kirche war es immer klar, wer der Feind ist: der Teufel, das Böse, die Sünde. In früheren Jahrzehnten -jedoch- wurde die Kategorie des Bösen nicht als Manifestation gegnerischer Kräfte sondern als Manifestation von Schwächen, die zur Menschheit gehören und die verstanden, entschuldigt und ermutigt werden müssen. Heute scheint sich der Feind innerhalb des Katholischen Glaubens sich von der Theologie zur Soziologie, Psychologie, und Umwelt verschoben zu haben. Aber dieser neue Feind, der sich oft in Einzelheiten verliert, in byzantinischen akademischen Disputen, ist schwer fassbar und ist de facto der Sohn, oder Vater dieser flüssigen Kirche und ist in unseren Gewissen verdünnt, manchmal ohne eine Spur zu  hinterlassen.

Hier ist es nötig, das Katholische Volk wieder zu vereinen, um einen neuen Feind zu identifizieren. Für  Benedikt XVI  war es der Relativismus, der effektiv eine Form der Sünde ist, sogar, wenn er sie sicher nicht alle umfaßt. In jedem Fall stimmt das mit der Lehre  der Katholischen Kirche überein. Unter Franziskus wurden zwei Feinde identifiziert:  der äußere ist der Mangel an Willkommen, Ausbeutung, Mißachtung der Umwelt und der innere der Traditionalismus. Offensichtlich wird nicht offen gesagt, daß sie Feinde sind, aber der Traditionalismus wird zum Schreckgespenst, das abgewehrt werden muß. In der Tat ist eine der Strategien um einen Feind zu schaffen, zu zeigen, wie er die Antithese zu dem ist, was die "guten Menschen" vorschlagen.  Im Fall von Rußland sind es die Vorwürfe von Perversion und Korruption des Westens usw. Traditionalisten sind rückwärtsgewandt, rigide, ultra-irgendwas. Mir  scheint, daß in der Vergangenheit auch über Menschen mit mentalen Störungen gesprochen wurde. Wie alle Charakterisierungen kann das von einem kurzen Blick auf die Wahrheit ausgehen, der bis zur Karikatur erweitert wird. 

Dennoch führt das meiner Meinung nach zu einem unerwarteten Ergebnis,  es hat die Front der Traditionalisten geeint  und hinterläßt den Mainstream-Katholizismus durch die Unabhängigkeit zerrissen, Tendenzen, die durch großzügige Hermeneutiken des Synodalen Weges, die wir nicht zu ehen vorgeben, ermutigt werden.

Diese Operation  war total kontraproduktiv, gerade weil der Katholische Traditionalismus zerrissen erschien und seine Kontrolle durch die Beachtung des divide et impera-Prinzips garantiert schien. Heute jedoch passiert es auch, daß die Grenzen, die es früher allen erlaubten, in ihrem eigenen harmlosen Dorf zu leben, immer weiter werden, bis zu dem Punkt, immer heimtückischere Zitadellen zu bilden, gerade weil sie sich manchmal in der schwer fassbaren Atmosphäre der virtuellen Welt bewegen, was  das Regieren einer beträchtlichen Anzahl von Gläubigen (zumindest für ihn) zu einem verdammten Rätsel macht." 

Quelle: A.Porfiri, OnePeterFive

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