Christopher Altieri kommentiert im Catholic World Report die Auswirkungen von Fiducia Supplicans auf die Ökumene .Hier geht´s zum Original: klicken
"FIDUCIA SUPPLICANS, DER ÖKUMENISCHE KOLLAPS UND DIE KOPTISCH ORTHODOXE KIRCHE"
Papst Franziskus´ betrachtet diese ganze Kontroverse durch die Linse seiner eigenen Person, aber das ist es ganz und gar nicht, Dieses ist nichts persönliches sondern es geht um Personal.
Es ist fair zu sagen, daß er es hätte kommen sehen müssen.
"Er" ist in diesem Satz Papst Franziskus, Das, was da kam, nun ja, das kam, kam am Freitag, ein scharfes Statement der Koptisch Orthodoxen Kirche, das die Suspendierung der ökumenischen Beziehungen zu Rom ankündigt.
Der Grund für diesen Rückzug der Koptisch-Orthodoxen war die jüngste Erklärung des Glaubens-Dicasteriums Fiducia supplicans über das Segnen von Paaren in "irregulären Verbindungen" einschließlich gleichgeschlechtlicher Verbindungen.
Die koptisch-orthodoxe Kirche hat diese Entscheidung bei einem Treffen in Alexandria , dem ihr Oberhaupt, Papst Tawadros II vorsaß, getroffen.
"Nach Konsultationen mit den Schwester-Kirchen der östlich-orthodoxen Familie liest sich eine Presse-Erklärung der Koptisch Orthodoxen Kirche vom 7.März : "Es wurde entschieden, den theologischen Dialog mit der Katholischen Kirche zu suspendieren, die Ergebnisse neu zu bewerten, die der Dialog seit seinem Beginn vor 20 Jahren erreicht hat, und neue Standards und Mechanismen für die Fortführung des Dialogs festzulegen".
Also wurde die Entscheidung nach einer breiten Konsultation getroffen und ist ein machtvoller Indikator für das allgemeine Gefühl der Östlichen Orthodoxen Kirche.
De facto sind die Koptisch Orthodoxen nicht die erste Orthodoxe Kirche, die Unbehagen über Fiducia supplicans ausdrücken.
Metropolit Hilarion Alfeyev von Budapest, ein hochrangiger russisch-orthodoxer Prälat, der jahrelang als oberster ökumenischer Beauftragter der Russisch-Orthodoxen Kirche fungierte, leitete im Februar ein Treffen der Synodalen Bibel-Theologischen Kommission der Russisch-Orthodoxen Kirche, bei dem die Bischöfe Russlands einstimmig beschlossen, daß Fiducia supplicans eine "Innovation“ist, die "eine starke Abweichung von der christlichen Morallehre zum Ausdruck bringt“.
In Verbindung mit einer Stellungnahme der katholischen Bischöfe Russlands, die sich ebenfalls kritisch gegenüber den Fiducia supplicans äußerte, kommt die russisch-orthodoxe Stellungnahme einer entschiedenen Ablehnung nicht nur der von der Fiducia zugelassenen disziplinarischen Entwicklungen, sondern ihrer gesamten Begründung gleich. Die Russen könnten jedoch – um es mit Papst Franziskus zu sagen – vielleicht getrost als "Putins Schoßhund“ ignoriert werden. Aber Papst Franziskus kann die Koptisch-Orthodoxe Kirche oder Papst Tawadros II., ihren Anführer nicht ignorieren Ihm gehört der Markusdom und ist der einzige andere christliche Führer, der sich legitimerweise so nennt wie Franziskus.
Ein Grund dafür, daß diese Entwicklung eine echte Katastrophe darstellt, ist, daß Papst Franziskus – wohl – mehr für die Förderung der Beziehungen zu den koptisch-orthodoxen Glaubensgemeinschaften getan hat als jeder andere in der Geschichte.
Die Entscheidung von Papst Franziskus, die Heiligsprechung von 21 koptischen Märtyrern Libyens durch die koptisch-orthodoxe Kirche anzuerkennen, war wirklich und wahrhaft historisch, ebenso wie die Göttliche Liturgie, die Papst Tawadros II. in der Erzbasilika des Laterans in Rom zelebrierte, beides während Tawadros zu einem Besuch in Rom war, der auch ohne diese Ereignisse bedeutsam gewesen wäre.
Es ist schwierig, genau zu sagen, wie schlecht diese Wende durch Fiducia supplicans wirklich ist, aber zu sagen, dass die Dinge zwischen der katholischen Kirche und der koptisch-orthodoxen Kirche gut gelaufen sind, würde einen ins Rennen um die Untertreibung des Jahrtausends bringen, also ist das wirklich schlecht.
Warum sollte Papst Franziskus sein eigenes Erbe in die Luft jagen? Die Beantwortung dieser Frage ist nicht nur schwer; sie ist unmöglich.
Um mit der Beantwortung beginnen zu können, muss man bereit sein, zu psychologisieren. Für Papst Franziskus wird es persönlich.
"Niemand ist empört, wenn ich einem Unternehmer einen Segen gebe, der vielleicht Menschen ausbeutet: Und das ist eine sehr schwere Sünde“, sagte Papst Franziskus im Februar 2024 gegenüber der italienischen Wochenzeitung Credere, "während sie empört sind, wenn ich ihn einem Homosexuellen gebe: Das ist Heuchelei!"
Die Sache ist die: Genau genommen empörte sich niemand über die Vorstellung, daß ein Papst oder irgendjemand sonst einem Homosexuellen einen Segen gibt. Das passiert ständig. Aber Fiducia supplicans fordert die Segnung von Personen in homosexuellen Beziehungen, die als Paare auftreten, und erfindet dazu eine phantastische Kategorie "nicht-liturgischer Segnungen“, die irgendwie – auf magische Weise? – nur die Personen segnen, die in der Ehe sind, nicht aber die Ehe selbst.
Der Grund dafür, daß es den Leuten schwerfällt, das zu begreifen, ist, daß es keinen Sinn ergibt.
Das Interview mit Credere war das zweite, das Papst Franziskus innerhalb weniger Wochen befreundeten Stellen gab, die bereit waren, ihn bei einer Art Schadensbegrenzungsreise bei Fiducia supplicans zu unterstützen. Das erste führte nach La Stampa (wo sein Kommunikationsmann Andrea Tornielli schon lange ein Zuhause hat)
Dort sagte Papst Franziskus: "Das Evangelium soll jeden heiligen.“ Niemand könnte dem widersprechen. "Natürlich“, sagte auch Franziskus, "muss ein guter Wille da sein.“ Natürlich.
"Und es ist notwendig, genaue Anweisungen für das christliche Leben zu geben“, sagte Papst Franziskus weiter und fügte in Klammern hinzu: "Es ist nicht die Verbindung, die gesegnet wird, sondern die Personen.“ "Wir sind alle Sünder“, fügte Papst Franziskus noch einmal hinzu.
"Warum“, fragte Papst Franziskus, "sollten wir eine Liste der Sünder erstellen, die in die Kirche eintreten können, und eine Liste der Sünder, die nicht in die Kirche eintreten können?“ Das sollten wir nicht.
Warum nicht?
"Das ist nicht das Evangelium.“
Nein, das ist es nicht.
Mit anderen Worten: Papst Franziskus betrachtet diese gesamte Kontroverse durch die Linse seiner Person. Er versteht es als eine Art Referendum über seine persönlichen pastoralen Neigungen, Verpflichtungen und Entscheidungen. Die Sache ist, daß es hier nicht wirklich darum geht.
Wie viele Katholiken – darunter die lateinischen Bischöfe eines ganzen Kontinents und eine ganze autokephale Ostkirche, die ukrainische griechisch-katholische Kirche – empfand die koptisch-orthodoxe Kirche Fiducia supplicans als radikale Abkehr nicht nur von der christlichen Lehre, sondern auch von einer gesunden Anthropologie und , ehrlich gesagt, vom gesunden Menschenverstand.
Das ist nicht persönlich, sondern eine Frage des Personals.
Papst Franziskus wählte einen unwilligen und moralisch kompromittierten Favoriten, Victor Manuel Kardinal Fernandez, zum Leiter des Dikasteriums für die Glaubenslehre. Franziskus gab Fernandez den weitreichenden Auftrag, im Wesentlichen theologisch und anderweitig "ein Chaos anzurichten“, sich jedoch nicht in Fragen von Recht und Gerechtigkeit einzumischen. Mission erfüllt.
Papst Franziskus könnte einen großen Beitrag zur Lösung dieses besonderen Schlamassels leisten, indem er die Fiducia supplicans zu dem erklärt, was es in Wirklichkeit fast ist: ein toter Brief. Er könnte noch einen guten Schritt weiterkommen, indem er Fernandez feuert. Es ist höchst unwahrscheinlich, daß Franziskus eines dieser Dinge tun wird, denn beides zu tun hieße, zumindest stillschweigend zuzugeben, daß er einen Fehler gemacht hat."
Quelle: C. Altieri, CWR
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