Sonntag, 8. September 2024

Der Papst und die Migration

A. Gagliarducci kommentiert in La Nuova Bussola  Quotifdiana  die Aussagen des  Papstes zur Migrationsfrage, die am vergangenen Mit5twoch nach der Generalaudienz viel Aufsehen erregt und viel Staub aufgewirbelt haben. Hier geht´s zum Original.:  klicken

"DER PAPST UND DIE MIGRANTEN, BESTE ABSICHTEN -ABER FALSCHE SCHLÜSSE" 

Die lebhafte Mittwochs- Katechese zum Flüchtlingsdrama hat viel Lärm erzeugt. Aber der berührende Appell, das Leiden so vieler Menschen auf sich zu nehmen war wegen einer Reihe von Exkommunikationen  und auf ideologischen Visionen undW unzulänglichen Informationen beruhenden politischer Urteile  unglücklich unausgewogen. 

Es ist unmöglich, nicht von der ungeplanten Katechese verblüfft zu sein, die der Papst am vergangenen Mittwoch auf dem Petersplatz angeboten hat. "Meer und Wüste" war der Titel, der Vaticanischen  Kommunikationsabteilung und das Thema waren offensichtlich Migranten, ihre Ziele. ihre zerbrochenen Leben: "Und wenn ich  "See" im Zusammenhang mit Migration sage, sagte Papst Franziskus , meine ich das Meer, Seen, Flüsse, alle die heimtückischen Gewässer, die so viele Brüder und Schwestern auf der ganzen Welt überqueren müssen, um ihr Ziel zu erreichen. Und "Wüste“ bedeutet nicht nur Sand und Dünen oder Felsen, sondern auch all jene unzugänglichen und gefährlichen Gebiete wie Wälder, Dschungel und Steppen, in denen Migranten allein und auf sich allein gestellt unterwegs sind.“

Das ist eine Rede, die sich wahrscheinlich als eine der wichtigsten seines Pontifikats herausstellen wird, die Synthese seiner Argumente rund um sein Hauptthema. Man begreift die aufrichtige Teilnahme an dem Drama, das mindestens 400 Millionen Menschen auf der ganzen Welt betrifft; ein tiefer und herzlicher Appell an unsere Menschlichkeit, der allzu oft in ideologische Urteile verwickelt ist, hinter denen sich eine echte Gleichgültigkeit gegenüber dem Schmerz anderer verbirgt. Aber die Kommentare in den großen Zeitungen, mit denen diese Rede aufgenommen wurde, zeigen, wie ideologisch selbst diejenigen sind, die den Mund mit Willkommen voll nehmen und die Rede des Papstes nur als Angriff auf die italienische Regierung Meloni sowie auf jene europäischen Staats- und Regierungschefs lesen wollen, die versuchen, ein politisch brisantes Problem durch eine Beschränkung der Teilnehmerzahl zu lösen.

Zurück zur Rede des Papstes Es ist sicherlich wichtig, daß die persönlichen Geschichten von Leid, Gewalt und Tod die Rüstung der vorgefertigten Antworten auf diesen weltweiten Notstand durchdringen. Doch es gibt Aspekte in diesem Diskurs, in den Schlussfolgerungen, die der Papst zieht, die nicht stimmen und alles auf einen politischen und moralischen Horizont reduzieren, den man nicht im Geringsten teilen kann.


Zunächst einmal das Phänomen der Migration selbst, das komplex ist  aber auf illegale Einwanderer reduziert wird, die, so wird verstanden, alle ohne wenn und aber und ungeachtet aller anderen Erwägungen willkommen geheißen werden sollten. Doch die Daten sagen uns, daß die Vorstellung, daß diese Menschen vor "Kriegen, Gewalt, Verfolgung und vielen Katastrophen“ fliehen, irreführend ist. Wäre dies der Fall, hätten sie alle Anspruch auf Flüchtlingsstatus oder jedenfalls auf internationalen Schutz, und sie müssten nicht einmal sehr lange und unsichere Reisen auf sich nehmen und dabei ihr Leben riskieren, um nach Europa zu gelangen. In Wirklichkeit sehen wir, wenn wir uns die Daten ansehen, daß die meisten von ihnen aus Ländern migrieren, die weder im Krieg sind noch Opfer von Verfolgung oder Gewalt sind. Daten des italienischen Innenministeriums, die gestern aktualisiert wurden und sich auf die Ankunft illegaler Einwanderer beziehen, zeigen, daß seit dem 1. Januar 2024 nur etwa 20 % der 41.181 Menschen, die in Italien angekommen sind, aus Ländern stammen, in denen Krieg   oder eine erbarmungslose Diktatur herrscht. Unter den sechs Ländern mit der am meisten  vertretenen Nationalität der Einwanderer, es fünf (Bangladesch, Tunesien, Ägypten, Guinea und Pakistan) gibt, die 50 % aller Ankömmlinge ausmachen, die keinen Grund haben, den Flüchtlingsstatus zu beantragen.

Um das Phänomen der Migration zu verstehen, müsste man noch viele andere Beobachtungen machen, aber diese einfache Beobachtung genügt, um den zweiten Aspekt einzuführen: Wie unfair ist die Aussage, daß diejenigen, die Migranten ablehnen wollen – "wenn dies mit Gewissen und Verantwortung geschieht“ – "eine schwere Sünde“ begehen. Auch hier werfen wir alle in einen Topf und sagen, daß jeder, der die wahllose Aufnahme in Frage stellt, selbst für die Todesfälle auf See (oder in der Wüste) verantwortlich ist. Oder, schlimmer noch, daß jeder, der gegen die wahllose Aufnahme ist, deswegen den Tod von Migranten wünscht. Das ist eine sehr schwerwiegende Aussage, auch aus moralischer Sicht, weil die Absichten der Menschen beurteilt werden (die andererseits in anderen Angelegenheiten sogar der kirchlichen Lehre widersprechen könnten) und als "Dogmen“ bestätigt werden, obwohl im Hinblick auf ein einziges Ziel legitimerweise verschiedene Wege eingeschlagen werden können.

Gerade weil das Phänomen komplex ist und die illegale Einwanderung internationale Gesetze verletzt, ist es mehr als gerechtfertigt, daß  wir uns fragen, wie wir diese Dramen vermeiden und allen Gerechtigkeit widerfahren lassen. Die wahllose Aufnahme ist nicht die einzige Lösung, überhaupt nicht. Es ist beispielsweise schwerwiegend, daß  der Papst weiterhin die Aktivitäten von NGO-Booten wie Luca Casarini und seiner Mediterranea unterstützt und die Meinung und Appelle der afrikanischen Bischöfe in keiner Weise berücksichtigt, die so oft interveniert haben, um die Flucht junger Menschen aus ihren eigenen Ländern zu verhindern, indem sie die internationalen Menschenhändler anprangern, die die Menschen täuschen, indem sie ihnen eine illusorische, rosige Zukunft in Europa vorgaukeln.

Appelle, die uns auch zum dritten Aspekt führen, nämlich der Behauptung, die einzige Lösung des Problems sei der Ausbau "sicherer und legaler Zugangswege für Migranten“. Das heißt, humanitäre Korridore – nach dem Vorbild der Gemeinschaft Sant’Egidio –, um Migranten nach Hause zu bringen. Daher eine Verurteilung ohne Appell für "restriktivere Gesetze, (…) Militarisierung der Grenzen, (…) Zurückweisungen“. Auf diese Weise, so glaubt Papst Franziskus, werde es möglich sein, Migranten aus jenen „Meeren und Wüsten“ fern zu halten, die nach Tod riechen, und die Menschenhändler zu besiegen.

Leider verbreitet der Papst, trotz aller guten Absichten, wieder einmal falsche Informationen. Angesichts der Tatsache, daß dieses Projekt in Italien bereits seit 2016 aktiv ist und bisher 7.226 Menschen in unser Land gebracht hat, genügen ein paar Überlegungen: Erstens richten sich die Korridore an diejenigen, die Anspruch auf Flüchtlingsstatus haben. Aber wie wir gesehen haben, kann nur ein Bruchteil derjenigen, die versuchen, nach Italien zu gelangen, diesen Status anstreben, sodaß sie weiterhin Meere und Wüsten durchqueren  müßten, wie sie es jetzt tun. Zweitens werden sie ausgewählt und in Flüchtlingslagern unter UN-Kontrolle gesammelt, sodaß sie bereits außerhalb ihrer eigenen Länder sicher sind.

Unter der Annahme (ohne jeglichen Beweis), daß diese Korridore für die Umsiedlung einer bestimmten Anzahl von Flüchtlingen nützlich sind, haben sie daher sehr wenig mit der Lösung des Problems der irregulären Migrantion zu tun. "

Quelle: A.Gagliarducci,  LNBQ 

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