Mittwoch, 7. März 2018

Sandro Magister: der Kampf um die Übersetzung des "und führe uns nicht in Versuchung"...

Sandro Magister berichtet bei Settimo Cielo über den Kampf um die Übersetzung des Vater-unsers und die Einführung neuer Formulierungen in das Gebet, die in einigen Ländern bereits stattgefunden hat. Hier geht´s zum Original:  klicken

"VATER UNSER. KEIN FRIEDE. DIE SCHLACHT ZWISCHEN DEN ÜBERSETZUNGEN BEGINNT."

"Das ist keine gute Übersetzung" blaffte Papst Franziskus, als er am vergangenen 6. Dezember im Fernsehen die in Italien gebräuchliche Übersetzung des Vater-unser-Satzes lateinisch "et ne nos deducas in tentationem" kommentierte,

In Italien ist die Übersetzung, die während der Messe rezitiert oder gesungen wird, fast buchstäblich dem Lateinischen angepaßt: "E non c´indurre in tentazione". Genau wie die in den  USA gebräuchlichen englischen Version "and lead us not into temptation."

Und das ist genau die Version, die Franziskus nicht mag. Der Grund - wie er vor den Kameras von TV 2000, dem Fernsehkanal der Italienischen Bischöfe erklärte, während er eine  Geste des Zurückstoßens machte (siehe Foto im Original), daß es nicht ER ist, Gott, der mich in Versuchung führt, um dann zu sehen, wie ich gefallen bin. Derjenige, der uns in Versuchung führt, ist Satan. Das Gebet, das wir sprechen, ist: Wenn Satan mich in Versuchung führt, hilf DU mir bitte."

Umgekehrt mag der Papst - und sagt das auch - die seit letztem Jahr in Frankreich  und anderen französisch-sprachigen Ländern in Gebrauch befindliche Übersetzung: "Et ne nous laisse pas entrer en tentation", die die vorherige ersetzte. "Und unterwirf uns nicht der Versuchung" die wiederum der in verschiedenen spanisch-sprachigen Ländern benutzt wird - einschließlich Argentinien. "Y no nos dejes caer en la tentación"

In Italien wird die Bischofskonferenz sich vom 12. - 24. November zu einer außerordentlichen Versammlung treffen, genau um zu diskutieren, ob die neue Version ins Vater unser in die Messe eingeführt wird, die seit Jahren Teil der offiziellen italienischen Bibelübersetzung ist.
"E non abbandonarci nella tentazione."

Aber nach der Ankündigung, die Franziskus bereits gemacht hat, könnte man sagen, daß das Ergebnis der Diskussion bereits von Anfang an feststand. "Roma locuta. causa finita" mit der garantierten Einfügung ins Italienische Missale wie auch die bereits in die Bibel eingefügte Übersetzung die dem Papst sicher besser gefällt.

Und dennoch nein.  Es steht nicht fest, daß es so enden wird. Weil Rom inzwischen wieder gesprochen hat. Und eine andere Lösung vorgeschlagen hat.





Diesesmal war es nicht der Papst, der gesprochen hat, aber es war dicht genug dran. Die Stimme, die gesprochen hat, ist - de facto - eine, die ihm nahe steht, und manchmal sogar ein und dieselbe ist - die von "La Civiltá Cattolica".

Im von Franziskus´geleiteten jesuitischen Vertrauten von Franziskus, Antonio Spadaro, hat ein anderer  Jesuit und bekannter Biblizist, Pietro Bovati, einen Artikel veröffentlicht, der zur Gänze nichts anderem gewidmet ist, als der Analyse der "schwierigen" Frage: "Et ne nos inducas in tentationem"

In der ersten Hälfte des Artikels, erklärt Bovati, wie dieses Gebet an den himmlischen Vater de facto in der christlichen Geschichte Übersetzungsschwierigkeiten  bereitet hat. Und es zeigt, wie Kirchenväter, wie Ambrosius, Augustinus und Hieronymus dazu neigten, das so zu übersetzen: "Lass es nicht zu, daß wir in Versuchung geraten und erliegen" oder "lasse uns nicht in Versuchung geraten". Das ist natürlich die Richtung, in die die modernen Übersetzungen tendieren."

Außer daß Bovati, nachdem er an diesem Punkt angekommen ist, unerwartet umschwenkt. Und er erklärt, daß er eine neue Übersetzung vorschlagen möchte. Die stimmt nicht in allem mit der, die in Italien kurz vor der offiziellen Einführung steht, überein, ebenso wenig wie mit den in Frankreich, Argentinien und anderen Ländern gebräuchlichen.

Die neue Übersetzung, die Bovati vorschlägt und stark untermauert ist: "Und stelle uns nicht auf die Probe."

Zur Unterstützung seiner Übersetzung erklärt er, daß das Wort Probe eher dem original griechischen "peirasmos" entspricht als "Versuchung". Weil im Neuen Testament "versuchen" die böswillige Bedeutung hat, jemanden durch Verführung oder Betrug zu Fall zu bringen, während "Probe" oder jemanden prüfen, in der ganzen Bibel das ist, was Gott mit dem  Menschen tut, in verschiedenen Momenten und manchmal auf unerforschliche Weise, und es ist das, was Jesus im höchsten Grade im Garten des Ölberges vor der Passion erlebt, wenn er er mit diesen Worten betet: "Mein Vater, wenn es möglich ist, laß diesen Kelch an mit vorüber gehen."

"Es geht also nicht nur darum," schreibt Bovati "zum Vater nur darum zu beten, die Versuchungen überwinden und die Verführungen durch den Bösen zu besiegen, etwas, was sicher nötig ist, sondern Gott auch anzuflehen, denen die klein und schwach sind, zu helfen, damit er durch die Nacht kommt, ohne verloren zu gehen. Denken wir an alle, die sich an Gott wenden und um Heilung bitten und denken wir auch an die vielen Bitten, die wir täglich wiederholen und dabei die Formulierungen der Psalmen und liturgischen Gebete benutzen und denken wir schließlich daran, wie viele Anrufungen in unseren Herzen verborgen sind, wenn wir eine Gefahr wahrnehmen oder Angst vor der Zukunft haben oder bereits von einem Symptom des Bösen berührt wurden. Also werden diese mannigfaltigen Formen der Bitten an den Herrn, voll und ganz in einer einzigen Bitte zusammengefaßt und verdichtet, die heißt:"Stelle uns nicht auf die Probe".

Bovatis Artikel ist es wert als Ganzes gelesen zu werden. Und wer weiß, ob die italienischen Bischöfe sich den nicht zu Herzen nehmen, wenn sie im kommenden November entscheiden, was zu tun ist.

Mir einer letzten Beobachtung musikalischer Natur. Die Worte "e non metterci in prova" würde perfekt auf die klassische Melodie des gesungenen "Vater unser" passen. Etwas, was dagegen mit dem schwerfälligen "e non abbandonarci nelle tentazione" nicht möglich ist, bei dem die Gefahr besteht, daß es approbiert wird."

Quelle; Settimo Cielo, Sandro Magister

1 Kommentar:

  1. Schön, dass Bovati zum gleichen Verständnis jener Vater-Unser-Bitte kommt, wie ich sie am 7.12.17 dargelegt habe: http://b-logos.de/?p=1717

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