Der erste Artikel eines Vaticanisten der angesichts der Vorgänge in der Kurie diesen Ausdruck offiziell benutzte, erschien am 15. 9. in der La Stampa. Zunächst ging es um die Abschiebung von Bischof Canizares, die Nachricht über den Abschuss Kardinal Burkes folgte dann auf dem Fuße.
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Marco Tosatti schreibt in La Stampa darüber:
"Vor einigen Tagen haben wir unter der Diktatur des Platzmangels in Titelzeilen den Terminus "De-Ratzingerisation" geprägt. Der hat sich sogleich bis nach Übersee ausgebreitet und hat einer religiösen amerikanischen Seite gefallen, die ihn übersetzt und ein Logo daraus gemacht hat, das wir mit ihrer Erlaubnis -wie hier zu sehen-reproduzieren. Aber es gibt eine Tatsache, die überrascht.
Noch ein aktueller Begriff ertönt- durch Indiskretionen bester römischer Quellen, nach denen Kard.R.Burke, sehr bald seines Postens enthoben werde, um Kardinal-Patron des Souveränen Ritterordens von Malta zu werden-an Stelle von Ex-Nuntius Sardi. der in einigen Wochen das 80. Lebensjahr vollendet.
Es keineswegs das Alter Sardis, das zählt.
78 Jahre alt und bei sehr schlechter Gesundheit ist Kardinal Karl Lehmann, Erzbischof von Mainz, aber als er gegenüber dem Papst andeutete, dass es vielleicht Zeit sei, über seine Nachfolge nachzudenken, sei dieser irritiert gewesen und habe nein gesagt.
Sein Verhältnis zu Lehmann ist optimal. Etwas, was auf Burke, der ein sehr ernsthafter und frei heraus sprechender Priester ist, nicht zutrifft, besonders nicht bei ethischen Themen. Und - Horror-ein Kardinal mit dem Ruf eines Konservativen.
Die Versetzung von Bischof Canizares nach Spanien ist von der iberischen Presse; zur nicht geringen Irritation Interessierter, schon Monate bevor die Entscheidung offiziell bekannt gegeben wurde thematisiert worden. Mit Burke passiert das Gleiche. Das verblüfft, weil- nach meiner Kenntnis- bisher kein Papst so oft wie dieser Geschwätz und Lästerei mit Anathema belegt hat, augenscheinlich ist auch seine engste Entourage nicht frei von Sünde.
Hoffen wir, daß diese unbestätigte Meldung nicht wahr sein möge, nach der Papst Franziskus um eine Auflistung derjenigen Bischöfe gebeten habe, die in ihren Diözesen Franziskaner der FFI ordinieren, die den Orden nach der Intervention und der abstoßenden Umerziehung verlassen haben. Leider müssen wir das Gegenteil befürchten."
Quelle La Stampa, Marco Tosatti
Wir dürfen hier verraten, daß es rorate-caeli war, dem der Terminus "De-Ratzingerisation" so gut gefallen hat, daß sie das Bild dazu lieferten. Heute haben sie einen neuen Begriff in die Debatte geworfen, der den Regierungsstil des amtierenden Pontifex charakterisiert: den Caudillismus
Sie schreiben, man könne die gegenwärtige Situation der Kirchenpolitik vielleicht besser verstehen, wenn man 3 wichtige, traditionelle Konzepte -Spaniens und Lateinamerikas- kennt,
1. Caudillismo, sehr altes und mächtiges System und Konzept- das als Idee tief im Hispanischen Gehirn verwurzelt ist, gleich welches politische Regime gerade regiert.
2. Dann den Caciquismo, eine besonders ausgeprägte lateinamerikanische Form des Caudillismo und die argentinische Unterform beider, die wir als Peronismus kennen, der die sehr erfolgreiche Republik Argentinien des frühen 20. JHs in das verwandelte, was sie jetzt ist. Sehr viel mehr davon in der Zukunft.
Was diese Termini in Erinnerung ruft, ist dieser kleine Ausschnitt aus Tosattis Text über den Stand der Dinge in Rom und das neue Phänomen der De-Ratzingerisation. Tosatti spricht über die Demontage Burkes als "fait accompli". klicken
"Wenn aber die Information über eine schwarze Liste für Bischöfe richtig ist, wovon Tosatti fest überzeugt ist ( was im Licht der aktuellen Ereignisse kein Schock wäre), dann ist die Lage der früheren FFI-Angehörigen noch erstickender als vorher, auf einem Niveau, das in den letzten Jahrhunderten in der Kirche nie gesehen wurde, ( so gab es sicher keine schwarze Liste von Diözesen, die frühere Jesuiten nach der Unterdrückung des Ordens im 18. JH zu weltlichen Priestern ordinierten oder ähnliche Fällen).
Diesen armen Priester-Franziskanerbrüdern bleibt einfach kein Ausweg, als das Priestertum komplett aufzugeben, wenn sogar Bischöfe, die jene die den veränderten Orden verlassen, aufnehmen, von den höchsten Vertretern der römischen Hierarchie auf schwarze Listen gesetzt werden.
Quelle: rorate caeli, Marco Tosatti La Stampa
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