Montag, 10. November 2014

Sind jetzt in Rom die Dämme gebrochen? Merkwürdige Aktivitäten des Päpstlichen Kulturrates.

Nachdem wir uns vergewissert haben, daß in Oltretevere alle Kurienkardinäle und Präfekten von Kongregationen noch im Amt sind, können wir uns mit etwas eher ( hoffentlich!) Kuriosem beschäftigen.

Sandro Magister berichtet im L´Espresso über ein Treffen von Papst Franziskus mit dem italienischen Regierungschef  Matteo Renzi  :   Klicken 

Titel:  "Sport und Doktrin. In der Mannschaft von Kardinal Ravasi ist einer, der das Frauenpriestertum favorisiert."

Magister kann sich bei seiner Bewertung dieser Begegnung die Ironie nicht verkneifen und schreibt:
"die beiden haben bei ihren Kontakten den historischen Minimal-Konsens gefunden : Italien ist eine Republik" 

"Schuld oder Verdienst?  Je nach Standpunkt. Auf der einen Seite - hat das nach Bergoglio-Denkmuster etwas mit "politischer Politik" zu tun auf der anderen mit dem Desinteresse des Präsidenten der Pfadfinderbewegung an Kontakten, sei es mit der kirchlichen oder der vaticanischen Hierarchie oder der Bischofskonferenz.

Renzi hat dieses Desinteresse ostentativ demonstriert, sei es im Interview mit der Repubblicca, in dem er leichtfertig den Generalsekretär der CEI "prügelte" - oder sei es, indem er Monate vergehen ließ. bevor er die neuen italienischen Kardinäle in der italienischen Botschaft beim Heiligen Stuhl zu einem Essen empfing, einer Begegnung, die traditionell wenige Tage nach deren Ernennung durch das Konsistorium stattfindet.

Aber wenn die beiden Ufer des Tibers weiter voneinander entfernt zu sein scheinen als je zuvor, bedeutet das nicht, daß man sich in der zweiten Reihe- sowohl der Regierung als auch der Kirchlichen- nicht einig sei.

Bedeutsam ist in dieser Hinsicht, was am Nachmittag des 27. Oktober bei einer Begegnung einer Delegation des Päpstlichen Kulturrates auf der einen mit dem italienischen Verteidigungsministerium auf der anderen Seite in der italienischen Botschaft beim Heiligen Stuhl geschah, bei der ein Protokoll unterschrieben wurde, das zum Ziel hat, ethische und erzieherische Werte mit Hilfe sportlicher Aktivitäten verbreiten zu helfen.

Anführer der Delegationen waren Kardinal Ravasi, Präsident des Päpstlichen Kulturrates und die ehrenwerte Roberta Pinotti, Verteidigungsministerin.



"Die Übereinkunft"- so eine kurze von Radio Vatican am nächsten Tag veröffentlichte Notiz-"sieht eine gemeinsame kulturelle Wertung des Sports als erzieherisches Mittel, die Realisierung von gemeinsamen Initiativen zur Wahrung der fundamentalen Werte des Sports vor, sowohl durch deren Verbreitung als auch durch sportliche Praxis, die dabei helfen sollen,  ein gesundes und korrektes Sozialleben zu entwickeln und zur sozialen Integration (Inklusion) von Jugendlichen, unbequemen oder sonstwie "anders begabten" beizutragen."
Dieses Abkommen vom 29.Oktober ist kein wirklich internationales. Und es ist nicht sicher, daß es das "placet" des vaticanischen Staatssekretariates hatte, das sich traditionell eher derartiger Vereinbarungen enthält, auch wenn es in der Vergangenheit nicht an solchen fehlte.

Im Dezember 2002 z.B.  unterzeichneten ein einfacher Erzbischof, Tarcisio Bertone, damals Sekretär der Glaubenskongregation, und Salvatore Italia, Generaldirektor der Archive des italienischen Kulturministerium, "ein Übereinkommen zur Zusammenarbeit bei der elektronischen Katalogisierung  des historischen Archivs dieses auf den Fundamenten der antiken Kongregation des Sant´ Uffizio und dem Index der verbotenen Bücher, wenn auch nicht dem des Tribunals der Inquisition von Siena,  gegründeten Dikasteriums."

Und im November 2004  unterschrieben der damalige einfache Erzbischof Angelo Amato, Nachfolger von Bertone als Sekretär der Glaubenskongregation, zusammen mit Maurizio Fallace, Generaldirektor der Archive des italienischen Kulturministeriums und Andrea Del Col, Direktor des Zentrums zur Erforschung der Inquisition der Universität Triest ein "Übereinkommen zur Zusammenarbeit, um ein Projekt der Beurteilung der Archive und der Inquisitionsdokumente in Italien zu fördern."

Aber vor dem 29.Oktober dieses Jahres hat es nie eine italienisch-vaticanische Übereinkunft zum Thema Sport gegeben. Ein Übereinkommen das auf den Seiten des italienischen Miltiärordinariates bekannt gemacht wurde.

Die Diözese Castra hat darüber informiert, daß im Text der Übereinkunft bestätigt wird, daß "spielerisch- motorische Aktivitäten einen großen formenden und erzieherischen Wert haben, weil sie es dem Menschen erlauben, mit anderen zu interagieren und so die eigenen Grenzen und Frustrationen und Konflikte als unausweichliche Ereignisse kennen zu lernen."

 Und es wird verdeutlicht, dass sich unter den Zielen Ravasis folgende befinden:
"die Förderung eines kulturellen Aktionsprogramms im Umfeld des Sports, basierend auf der Denkschule: ein Sport für den für das Absolute offenen Menschen; schon 2011 angebahnt.

"Die Anbahnung gemeinsamer Ausbildung für Trainer und Sporterzieher, Maßnahmen um die technisch-sportliche Dimension der Athleten mit den Inhalten anthropologischer, ethischer und spiritueller Inhalte  zu integrieren."

"Das Zur-Verfügungstellen eigener Ressourcen für Referenten, Dozenten und Experten, die im Forum des Militärsports vortragen sollen."

Aber die kurioseste  Information- sei es vom Ordinariat oder vom Päpstlichen Kulturrat- zu den bei diesem bilateralen Treffen anwesenden Personen ist, daß Karindal Ravasi und Ministerin Pinotti für den kirchlichen Teil zu dieser Übereinstimmung kamen:
für die Kirche:
-Msgr. Melchior Sanchez de Toca y Alameda, Vizesekretär der Päpstlichen Rates für Kultur und Sport;
-Msgr. Mario Lusek, Direktor des nationalen Amtes für die Pastoral , derzeit .....der CEI
-Edio Constantini, Präsident der Stiftung Johannes Paul II für den Sport
-Mario Ginestra, Rechtsberater

und für Italien:
-der ehrenwerte  G.Alfano, Vizesekretär der Verteidigung
-Admiral L. Binelli,
-Seine Exzellenz Mons. S.Marciano, italienischer Militärbischof
-General L. F. De Leverano,  stellvertretender Vorsitzender des Verteidigungsministeriums
Wie man den Fotos (.....) entnehmen kann, war der Militärerzbischof nicht Teil der kirchlichen sondern der Delegation des italienischen Verteidigungsministeriums.

-hier wird es kurios-
In jedem Fall beschäftigt sich der Päpstliche Kulturrat nicht nur mit Sport sondern auch mit viel heißeren Fragen, eher aus dem Gebiet der Doktrin. Wenn es richtig ist, was der spanische Priester Pablo d´Ors am 5. November in  einem Interview der Repubblicca sagte.  klicken
Der Geistliche, der sich selbst als "erotischen, mystischen, komischen" Schriftsteller definiert, und Direktor des "Laboratoriums für Theaterschriften der Universität Madrid" ist, wurde von Papst Franziskus am vergangenen 1. Juli zum Berater des von Kardinal Ravasi geleiteten Dikasteriums ernannt.

Und in dem Interview offenbart er, daß auf der nächsten, vom Päpstlichen Kulturrat für 2015 einberufenen Vollversammlung zum Thema "Weibliche Kultur", an der er auch teilnehmen wird, eine Öffnung für das weibliche Priesteramt" beschlossen werden solle, zu der er selber sich rückhaltlos bekennt und fügt hinzu: "und da bin ich nicht allein."
Quelle: L´ Espresso, Sandro Magister

4 Kommentare:

  1. Athener Eule10.11.14, 13:40

    Politische Politik? Das muß aber schleunigst als besonders seltenes Exemplar auf die Perlenkette aufgezogen werden.
    Und der in den Kulturrat berufene, erotische Priesterschriftsteller d´Ors ist sicher als würdige Bereicherung des Beraterpanoptikums des aktuellen Pontifikates zu betrachten. Seien wir ehrlich: da stören solche stur an Lehre & Überlieferung festhaltenden Prälaten wie Kardinal Burke doch nur.

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  2. Kirchenfreund10.11.14, 14:03

    Oh ja und der "erotische Schriftsteller" wird dann auch an den Entwürfen der liturgischen Bekleidung der Priesterinnen mitarbeiten. Denn die heutigen liturgischen Gewänder dürften den Männlichen Besuchern der Damengottesdienste doch dann erst richtig schmecken, wenn die Damen auch was für's Auge bieten. Und dazu zählt dann sicher eine Ausstattung in Lack und Leder. Über die "After-Gottesdienst-Parties" schweigen wir dann erstmal vornehm.

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  3. ElizaBerlin10.11.14, 14:14

    Ach ja, hat der Papst heute nicht in seiner Tagesperle von Mühlsteinen gesprochen, die man den Verführern um den Hals hängen soll, weil sie die Lehre nicht beachten? Und dann wir einer, der die Lehr nicht beachtet, auf einen Posten in den Vatikan gesetzt? Dazu fällt mir dann nur Matthäus 23,3 ein: "Tut und befolgt also alles, was sie euch sagen, aber richtet euch nicht nach dem, was sie tun; denn sie reden nur, tun selbst aber nicht, was sie sagen...."
    Leute, investiert in Mühlsteine. Die sind bald seltener als Gold, weil sie alle auf dem Grund des Meeres liegen ...

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    1. aber die sind so sperrig und wiegen Tonnen.....wo soll man die denn lagern, die Mühlsteine? Ins Bankschließfach passen sie ja auch nicht, im Gegensatz zu Perlen.

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