Freitag, 15. Februar 2019

Sandro Magister zur Bedeutung der Null-Toleranz gegenüber Mißbrauchstätern

Sandro Magister setzt sich heute bei Settimo Cielo kritisch mit der Bedeutung un den Folgen  von "Null-Toleranz" für den Umgang mit sexuellen Mißbrauchstätern  auseinander.
Hier geht´s zum Original: klicken

“NULL-TOLERANZ" DIE PAROLE EINER GNADENLOSEN KIRCHE"
"Es gibt zwei Sünder, für die es in den Predigten von Papsr Franziskus nie auch nur einen Hauch von Barmherzigkeit gab: die Korrupten und die des Mißbrauchs Minderjähriger Schuldigen.
Für sie gilt die Parole "Null-Toleranz". Während der Pressekonferenz auf dem Rückflug von seiner Reise nach Chile und Peru hat Franziskus Benedikt XVI als den ersten bezeichnet, der diese Formulierung wählte. Aber wirklich taucht sie in keinem Dokument und in  keiner Rede von Papst Joseph Ratzinger auf- nicht einmal in der "Dallas-Charta" der us-amerikanischen Bischöfe von 2002, während es im Gegenteil dazu vom amtieren Papst fortwährend als Führendes in der Pole-Position in seinem Kampf gegen den Mißbrauch benutzt wird- zuletzt im "Brief an das Volk Gottes" vom vergangenen 20. August.

"Null-Toleranz" -wie sie am 12. Februar 2015 von Kardinal Sean O´Malley, den Papst Franziskus zum Leiter der Päpstlichen Kommission zum Schutz Minderjähriger ernannt wurde- beim Konsistorium erklärt wuirde, beinhaltet "die bindende Verpflichtung, daß kein Mitglied des Klerus, das ein Kind mißbraucht hat, weiterhin sein Amt ausüben darf: das bedeutet, daß jemand, der auch nur einen Übergriff dieser Art gemacht hat- vielleicht Jahrzehnte früher- für immer von der Ausübung ausgeschlossen wird- ebenso wie Serientäter. Und das sogar bevor das durch einen regulären kanonischen Prozess bestätigt wurde. .

Der unerbittliche Druck der Öffentlichen Meinung auf die Katholische Kirche erklärt diesen Rückgriff auf die "Null-Toleranz". Das Gipfeltreffen zwischen dem Papst und den Vorsitzenden der Bischofskonferenzen der Welt, das vom 21.-24. Februar im Vatican geplant ist- wird die letzte von vielen Episoden in dieser Belagerung sein. Aber das rechtfertigt -nach Meinung vieler Experten- nicht die Kapitulation der Kirche gegenüber Prozeduren, die die Grundrechte der Beschuldigten und der Schuldigen verletzen.



Seit 2001 liegt die ausschließliche Jurisdiktion für pädophile Verbrechen bei der Glaubenskongregation. Das bedeutet, daß wenn ein Bischof sich einem Fall von Pädophilie gegenüber sieht, den Fall nach einer schnellen anfänglichen Beurteilung der Gölaubwürdigkeit der Beschuldigung an rom weitergeben muß.

Seit damals haben sich mehrere tausend Fälle im Vatican angehäuft. Aber wie Erzbischof Charles J. Scicluna, langjähriger Rechtsbeauftragter der Kongregation, berichtete, enden nur zwei von zehn Fällen in einem ordnetlöichen kanonischen Gerichtsprozess- öfters in einem Verwaltungsverfahrten, Alle anderen Fälle werden durch außerjuristischen Maßnahmen gelöst. "

Ein sensationeller Fall euner außerrechtlichen Prozedur betraf z.B: den Gründer der Chrsitlichen Legionäre, Marcial Maciel. Die Glaubenskongregation hat einfach die Urheber der Beschuldigungen befragt, Danach. wurde am 19. Mai 2006 mit der ausdrücklichen Zustimmung von Papst Benedikt XVI ein Statement veröffentlicht, "das den Pater anwies, ein diskretes Leben in Gebet und Buße zu führen und jedes öffentliche Amt aufzugeben."

Ein anderer sensationeller Fall einer hastigen Lösung betraf die sexuelle Gewalt gegenüber Minderjährigen, der der Peruaner Luis Figari, Gründer der "Sodalitium Christianae Vitae" beschuldigt wurde. Hier folgt, was diesbezüglich in einem Interview in der jüngsten Ausgabe von "Il Regno" von Kardinal Pedro Barreto Jimeno, Erzbischof von Huancayo und Vize-Präsident der peruanischen Bischofskonferenz, festgestellt wurde:

"Der Papst sagt, daß Figan ein hartes Urteil bekommen habe, aber wir wurden darüber nicht informiert. Als wir nach Rom kamen und gebeten wurden, darüber zu sprechen, hat uns niemand geantwortet. Und als Vorsitzende der CEP  machten wir einen schrecklichen Eindruck, als sie uns ein Statement, das veröffentlicht werden sollte,  übergaben: wir dachten, es ginge um das Urteil, aber das tat es nicht."

Heute nun ist auch die Reduzierzung von Kardinal Theodore McCarrick in den Laienstand nicht das Ergebnis eines Gerichtsprozesses sondern nur eines administrativen, in dem der Richter auch der Staatsanwalr ist und über das Schicksal des Schuldigen bestimmt.

Das ist so., als ob das Phänomen der Pädophilie von der Kirche als dauerhafte Notfallsituation wahrgenommen wird, für die - unflexibel wie möglich- ebenso ein Katalog von Notfallregeln bereit gehalten werden muß.

Die USA ist das Land, in dem diese Intransigenz auf höchstem Niveau ist, besonder seit der Dallas-Charta von 2002.

Während dieser Jahre war es Avery Dulles, ein Kardinal und Theologe von unangefochtener Autorität, der den sehr hohen Preis für die puritanische Intoleranz, der die Kirche der USA bzgl. der Verletzung der grundlegendsten Rechte nachgab.
Das hat er am 21. Juni 2004 in einem kristallklaren Artikel der Zeitschrift "America" getan.

"Rechte beschuldigter Priester:  Zu einer Revision der Dallas Charta und den  Essentiellen Normen." 

In der Einleitung dieses Textes, weist Dulles darauf hin, daß erst wenige Jahre zuvor, 2000, die Bischöfe der USA in einem Dokument mit dem Titel "Verantwortlichkeit und Rehabilitation" das in ihrem Land gebräuchliche juristische System kritisierte- als zu rigide und rachsüchtig - ohne Aussichten auf eine zukünftige Wiederzulaasung des Verurteilten in die Gesellschaft- 

Aber mit der "Dalla-Charta" fuhr Dulles fort- haben die Bischöfe das als ihre Verhaltensleitlinie angenommen, die  sie zu Recht im zivilen Rechtssystem verurteilt hatten. 

Im Einzelnen hat der Kardinal gezeigt, wie bvei einem des sexuellen Mißbrauchs Beschuldigten die Unschuldsvermutung durch die Schuldvermutung ersetzt 

-wie die Strafen sowohl den Täter einer einzelnen Mißbrauchstat und den Serienmißbraucher betrifft-ohne jede Proprotion zsichen Schuld und Strafe

- wie die 2002 eingeführten Strafen rückwirkend auf Jahrezehnte zuvor -in anderm Kontext- begangene Handlungen angewandt wurden.

- wie die Abschaffung der Verjährungsfrist der Fälle über der Kongregation der Glaubenslehre zusammenschlug, die sehr schwer zu klären waren, weil sie lange vorher stattgefunden hatten. 

- wie die Reduzierung des Mißbrauchers in den Laienstatus de facto eine Entlastung der Kirche davon war, für seine Wiederherstellung und der Überwachung seines Verhaltens gegenüber potentiellen Opfern darstellt. 

-wie die Reduzierung eines geweihten Priesters in den Laienstand auch Widersprüche aus theologischer Hinsicht bzgl. des unzerstörbaren Siegels durch das Weihesakrament. 

- wie die Ächtung des Schuldigen jede Art künftiger Umkehr und Wiedereingliederung in die Institutionen der Kirche ausschließt. 

- Kurz gesagt: schloß Kardinal Dulles- im Namen der Null-Toleranz schien alles so zu sein, als ob auf jemanden, der sexuellen Mißbrauch an Minderjähruigen begangen hat,  das Gleichnis vom Verlorenen Sohn nicht länger anzuwenden ist, nicht einmal wenn er bereute und sein Leben ändern wollte. 

Seit der Dallas-Charta sind 17 Jahre vergangen, aber die "dubia", die zur Zeit von Kardinal Dulles erhogebn wurden, sind wichtiger denn je. Und beim Gipfel vom 21.-24. Februar wird man sehen müssen, bis zu welchem Ausmaß die Kirchenhierarchie in der Lage sein wird, sie in positive Aktionen umzusetzen, zur Verteidigung der Opfer aber auch der Beschuldigten. 

Bei dem Skandal des sexuellen Mißbrauchs Minderjähriger steht in der Tat die Glaubwürdigkeit der Kirche auf dem Spiel. Aber indem man das anspricht, kann man Gerechtigkeit und Vergebung nicht trennen, weil man ihn nur dadurch entfernen und -wie Benedikt XVI in seiner erinnerungswürdigen Rede vom 25. September 2011  in Freiburg -sagte- den ersten und wirklichen Skandal des Christlichen Glaubens, den des Gekreuzigten und Auferstandenen sichtbar machen könne." 

Quelle: Settimo Cielo, S. Magister





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