Marco Tosatti hat gestern bei Stilum Curiae die aktuelle Lage des Malteser Ordens nach dem Tod des Großmeisters Dalla Torre analysiert und kommentiert. Heute fügt er seinem Artikel einige Korrekturen und Ergänzungen hinzu.
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"DIE ZUKUNFT DES MALTESER ORDENS: NICHTS IST AUSGESCHLOSSEN. AUCH NICHT AUFSEHENERREGENDES".
Liebe Freunde und Feinde von Stilum Curiae präsentieren wir Ihnen eine Überlegung über die Situation, die seit dem Tod des Großmeisters des Malteser Ordens entstanden ist. Mit dem Tod von Fra´Giacomo Dalla Torre del Tempio di Sanguinetto kurz nach Mitternacht des 29. Aprils eröffnet sich für dem Malteser Orden ein nicht besonders beruhigendes Szenario. Der Tod einer sowohl "religiösen" als auch "weltlichen" Führungsperson ruft immer schon eine Erschütterung des Systems hervor, aber das wird - glauben wir- beim Orden des Hl. Johannes noch mehr der Fall sein, der bereits seit vier Jahren eine tiefe institutionale Krise erlebt.
Es genügt zu sagen, daß bereits in den Nachmittagsstunden, die der offiziellen Ankündigung des Ablebens vorausgingen, widersprüchliche Nachrichten über den Gesundheitszustand des Großmeisters (wie Quellen berichten- in Folge eines unüberlegten Briefes von Prinz Erich von Lobkowicz, dem mächtigen Präsidenten der Deutschen Vereinigung der Malteser Ritter) veröffentlicht wurden, der vorzeitig für tot erklärt wurde- mit einer sehr schnellen Aktualisierung der Wikipedia-Seite, die später nach einer offiziellen Erklärung des Ordens und dem vom Großkommendatore "unterzeichneten" Brief korrigiert wurde (dem Zweiten Mann des Malteser Ordens - der für das religiöse Leben verantwortlich ist) dem 80-jährigen Portugiesen Fra´ Ruy Goncalo do Valle Peixolo de Villas Boas.
In anderen Zeiten wäre so etwas niemals passiert, auch weil davon auszugehen ist, daß die Nachrichten über die Gesundheit des Oberhauptes eines Ordens, der in der gegenwärtigen Rechtslandschaft ebenfalls einzigartig ist, unbedingt von der unmittelbaren Umgebung und- wie man hofft- zuverlässigen Mitarbeitern zurückgehalten werden.
Der verstorbene Großmeister hatte persönlich - mit einem formlosen Schreiben vom 24. Februar - angekündigt, daß er gesundheitliche Probleme im Zusammenhang mit einem diagnostizierten Kehlkopf-Tumor habe, die ihn aufgrund der Behandlungen, die er durchführen lassen musste, von vielen institutionellen Verpflichtungen abhielten. In demselben Brief hatte Dalla Torre auf tatsächlich ungewöhnliche Weise unter anderem geschrieben: "Die wichtigen Entscheidungen bleiben in meinen Händen", als wollte er versichern, daß niemand davon Gebrauch machen würde. Aber warum so etwas schreiben - fragen wir?
All diese Krisen erwecken den Eindruck einer Institution, die sehr zerbrechlich ist und ihre fast tausendjährige Geschichte von Schlachten und Siegen zur Verteidigung des Christentums zu vergessen scheint.
"DIE 93 JAHRE BENEDIKTS XVI. PATER LOMBARDI: KÖRPERLICH ZU SCHWACH UM PAPST ZU SEIN"
"Nein, er hat den Verzicht auf das Papsttum nie bereut. Er war sich bewußt, nicht länger die körperlichen Kräfte zu besitzen, um Entscheidungen zu treffen und seine Aufgaben weiterhin zu erfüllen" stellt Pater Federico Lombardi am Tag des 93. Geburtstages des Pontifex, der vom Papstthron herabstieg, fest. "Seine Überlegungen zu Europa sind von stringenter Aktualität" bemerkt der Präsident der Vaticanischen Joseph-Ratzinger-Benedikt XVI-Stiftung, der viele Jahre lang Direktor der Sala Stampa des Hl. Stuhls war.
Wie geht es dem Papa emeritus?
"Seine körperliche Gebrechlichkeit schreitet mit dem Alter voran, ohne seine intellektuelle Brillanz zu beeinträchtigen. Das hat man schon am Ende seines Pontifikates gut sehen könne.. Bei den großen Zeremonien im Petersdom hatte er begonnen, die "Pedana" zu benutzen, die auch in der letzten Phase von Johannes Paul II in Gebrauch war.
Seine Kräfte reichten nicht mehr aus, Entscheidungsprozesse anzugehen, an Versammlungen teilzunehmen und die vielen Anforderungen der Regierung der universalen Kirche zu erfüllen- insbesondere im Hinblick auf die Internationalen Reisen.
Das war keine Schwächung der intellektuellen Fähigkeiten sondern die Hellsichtigkeit, die Dinge real zu erkennen. Wer körperlich schwach ist, kann weniger Kraft, Entscheidungen zu treffen. Eine Situation, die mit einer fortschreitenden Schwäche - nicht intellektuellen Charakters, aber unverzichtbar für das Treffen von Entscheidungen und das Ergreifen von Initiativen. Es war seine objektive Feststellung, daß seine physischen Kräfte, die nötig sind, um eine so wichtige und einflußreiche Rolle wie die des Papstes auszufüllen, weniger wurden."
Heute scheint die Pandemie die Europäische Union in Richtung Auflösung zu drängen. welches ist die Lektion Benedikts XVI für den "alten Kontinent"?