Dienstag, 2. Juni 2020

Sandro Magister zur China-Politik des Vaticans

Sandro Magister kommentiert bei Settimo Cielo kritisch die vaticanische China-Politik, die (nicht nur er) eher als Unterwerfung denn als Politik versteht.
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"MEDIENIDYLL ZWISCHEN DEM PAPST UND CHINA, WÄHREND HONGKONG BRENNT

"Zur Verteidigung der letzten Freiräume  für die Bürger HongKongs, die durch Gesetze der Regierung in Peking ausradiert werden, erheben rund um die Welt die demokratischen Regierungen- eine nach der anderen- ihr Stimme. Aber nicht der Vatican und der Papst.

Dennoch hätten sie jeden Grund gehabt, ihr Schweigen zu brechen, besonders jetzt, wo die Kommunikationskanäle zwischen Rom und China so offen und nutzbar sind wie nie zuvor.

Was den Freiraum angeht, der den ausländischen Medien eingeräumt wird, entscheidet Peking wann und wie es will- auch brutal. Am 17. März wurden abrupt dreizehn Journalisten der großen amerikanischen Zeitungen New York Times, Wall Street Journal und Washington Post ausgewiesen,

Den Vatican-Medien jedoch baut Peking Goldene Brücken. Während der 70 Tage des lockdowns wegen der Coronavirus-Pandemie , während der Papst Franziskus seine Morgenmessen in Santa Marta in alle Welt ausstrahlen ließ. "Die Stimme und das Gesicht des Bischofs von Rom gelangten jeden Tag in die Wohnungen zahlloser Chinesischer Katholiken" berichtet die vaticanische Nachrichtenagentur Fides: und auch die Möglichkeit "der Simultanübersetzung der Worte des Papstes ins Chinesische zu genießen "Dank der meistbenutzten-. und überwachten- App "WeChat" mit einer Milliarde aktiven Nutzer.

Ebenfalls mit WeChat verbunden ist die website der brandneuen Chinesischen Ausgabe von "La Civiltà Cattolica", der von Antonio Spadaro geleiteten historischen Zeitschriften der römischen Jesuiten, die mit Zustimmung des Vaticans gedruckt wird und das Denken von Papst Franziskus wiedergibt.

Das erste Thema der chinesischen Ausgabe von "La Civiltà Cattolica" ist am 20. April online gegangen und ihre webadresse besteht aus den beiden Anfangsbuchstaben der beiden ins Chinesische übersetzten Buchstaben ihres Namens:  “Gōngjiào Wénmíng”:
www.gjwm.org

Die Premiere der Chinesischen Ausgabe der Zeitschrift wurde durch einen Glückwunschbrief  von Staatssekretär Kardinal Pietgro Parolin begleitet- mit den üblichen Ausdrücken von Respekt, Wertschätzung und Vertrauen in das Chinesische Volk und seiner Führung."





Natürlich ist in dem Magazin weder Platz für Kardinal Joseph Zen Zekiun, Bischof em. von HongKong  und Helden der friedlichen Proteste der Stadt noch für den Burmesischen Kardinal Charles Maung Bo, Autor einer harrschen Anschuldigung gegen die Lügen und die Propaganda mit denen die chinesischen Autoritäten "Millionen von Leben in alles Welt in Gefahr gebracht haben" indem sie über die Ursprünge des Corona-Epidemie logen.

Während andererseits die "Global Times" ein Presseorgan der Chinesischen KP gegen ähnliche Anschuldigungen des amerikanischen Außenministers Mike Pompeo nichts anderes zur Unterstützung für Angriffe auf Pompeo ins Feld geführt hat- als die Religion des Papstes- "ein Verräter am Christentum" zu sein und das " 9.Gebot nicht zu befolgen" ( das gegen das falsche Zeugnis, das 9. für einige protestantische Gruppierungen,für Katholiken aber das achte) .

Die Unterdrückung der Religionsfreiheit in China bleibt schwerwiegend und in HongKong gibt es ungezählte Verhaftungen renommierter Anwälte der Demokratie, einschließlich christlicher. Aber alles das geschieht zum Schweigen des Vaticans und von Papst Franziskus, der an andere Dinge zu denken scheint, wie in dieser 1-minütigen Video-Botschaft vom März, in der er zum Gebet für die Kirche un China aufforderte, ausgestrahlt in spanischer Sprache mit Untertiteln in Mandarin - und in der er die Zeit fand, die chinesischen Katholiken davor zu warnen "sich um Proselytismus zu engagieren" als ob das ihr Hauptlaster sei.

In der Medienlandschaft hat der Vatican sich in China in den vergangenen Monaten durch Werke der Barmherzigkeit hervorgetan. Angefangen mit einer Lieferung von 700.000 Masken in Umschlägen mit dem Wappen des Almoseniers des Papstes - aus Rom Anfang Februar, als die Epidemie sich noch auf Wuhan und Umgebung zu beschränken schien. Der erste -emotionale - Bericht darüber, erschien in der Global Times,. der Boulevardzeitung der hochoffiziellen "Tageszeitung des Volkes".

Im März kündigte der Kardinalstaatssekretär eine Sendung eines Geschenks von Papst Franziskus an die caritative chinesische Organisation Jinde Charities, die in den Quartieren von Shijiazhuang, 200 Meilen von Peking, humanitäre Hilfe leistet. Die Gabe bestand aus 200.000 €.

Dann kam es zu einer Umkehr der Strömung. Anfang April. schichte Xinde Press, die Medienabteilung von Jinde Charities einen Brief, in dem sie dem Papst empfahlen "auch eine Maske zu tragen" zusammen mit drei Schiffsladungen mit chirurgischen Handschuhen, Schutzanzügen, Schutzbrillen von China für den Hl. Stuhl, die dann vom Vatican an die verschiedene Institutionen in Italien verteilt wurden.

Am 10. April pries der Sprecher des Chinesischen Außenministeriums  den Vatican öffentlich für seine tatkräftige Solidarität bei der "Bewahrung der globalen Gesundheitssicherheit".

Tatsache ist, daß dieses Medien-Idyll dazu dient, zu verbergen, was in HongKong passiert. .

Dort ist die Diözese seit dem plötzlichen Tod des Ordinarius. Michael Yeung Mingcheung im Januar 2019 ohne wirklichen Bischof und wird provisorisch von Kardinal John Tong Hon verwaltet, der bis 2017 ihr Bischof war.

Der natürliche Nachfolger wäre Weihbischof Joseph Ha Chishing gewesen, aber er wird als Kardinal Zen und den liberalen Strömungen der Stadt zu nahe angesehen, und deswegen für Peking und den Hl. Stuhl zu abstoßend- auch wenn HongKong keineswegs unter das "Halfter"-Abkommen fällt, das am 22. September 2018 unterzeichnet wurde und den Chinesischen Machthabern die erste Wahl jedes neuen Bischofs zuspricht,.

Ein Kandidat nach Pekings Geschmack wäre Peter Choy Waiman. aktuell der Vikar der Diözese.Und er ist der eine, von dem man dachte, Rom würde ihn als neuen Bischof von Hongkong auswählen.Die Ernennung wurde im Januar als bevorstehend angekündigt, ist aber seither in der Schwebe.

Während das Regime in Peking keine Zeit vergeudete und im Februar in HongKong und Macao Xia Baolong, einen strammen Getreuen von Präsident Xi als Vorsitzenden des Staatsrates einsetzte und seinen politischen Teamgefährten Zhejiang - wo er sich durch Intoleranz gegenüber  protestantischen und katholischen Untergrundgemeinden hervortat, Zwischen 2013 und 2017 - als Xia Vizepräsident der KP dieser Region war, sind geschätzt 1200 Kreuze und Dutzende von Kirchen dem Erdboden gleichgemacht worden.

So ist es keine Überraschung, daß Xias Ernennung dem letzten Britischen Gouverneur von HongKong, dem katholiken Chris Patten, die Gelegenheit gab, die Vaticanführung wegen ihrer Unterwürfigkeit gegenüber Peking in einem Interview mit "The Tablet" vom 28. Februar harrsch zu kritisieren.

Patten kennt den Hl. Stuhl gut, weil er 2014 berufen wurde, einer Kommission vorzusitzen, die die Aufgabe hatte, die Vatican-Medien zu reformieren. Sein Interview mit The Tablet folgte kurz auf ein Treffen - dem ersten in der Geschichte- und deshalb viel beachtet- das in München am 14. Februar  zwischen dem chinesischen Außenminister Wang Yi und dem des Hl. Stuhl, Paul Richard Gallagher stattfand. Patten stellte darin fest, daß der Außenminister den gleichen Namen trug, wie der des wegen Subversion gegenüber den staatlichen Autoritäten - tatsächlich weil er die Politik Xi Jinpings kritisiert hatte- zu 9 Jahren Gefängnis verurteilten christlichen Pastors - Pastor Wang Yi von der  Early Rain Covenant Church.

Am Sonntag, 24. Mai  nach dem Regina Coeli richtete Papst Franziskus anläßlich des Festes "Unserer Lieben Frau von Sheshan Worte des Grußes und der Unterstützung "in euren Prüfungen des Lebens" an die chinesischen Katholiken.
Aber er sagt nichts über die Unterdrückung, die in HongKong wütet oder einen anderen Marien-Schrein, den von Donglu, wo dagegen die Kirche wegen der Weigerung der Priester und Gläubigen sich der patriotischen Kirche, dem Unterdrückungsinstrument der KP anzuschließen. zerstört wurde. 

Ebenso sagte der Papst - weder dieses noch irgend ein anderes mal- kein Wort zu der Tatsache, das der Bischof von Shanghai Thaddeus Ma Dagin seit 2012 in Sheshlan unter Hausarrest steht- weil er am Tag seiner Weihe aus der Gemeinschaft des Patriotischen kirche ausgetreten war. 

Quelle: S. Magister, Settimo Cielo

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