Freitag, 27. August 2021

Rücktritt als konsequenter letzter Schritt bei der Säkularisierung des Papstamtes?

Stefano Fontana hat für La Nuova Bussola Quotidiana einen sehr kritischen Leitartikel zum- zumindest in Italien weithin diskutierten- möglichen Rücktritt von Papst Bergoglio verfaßt, den der Autor als logischen letzten Schritt der Umwandlung des Petrus-Dienstes in ein säkulares, horizontales Amt sieht. Hier geht´s zum Original:  klicken

                                                     "DENKT FRANZISKUS DARAN?"

RÜCKTRITT, SCHLUSSAKT EINES JETZT SÄKULARISIERTEN PAPSTTUMS 

Franziskus wird zurüktreten, nicht aus Gesundheuis- oder anderen Gründen, sondern um den Säkularsierungsprozess zu Ende zu führen, den er mit Entschiedenheit begonnen hat. Vom anfänglichen "buona sera" über die horizontalen Enzykliken bleibt nur noch der Schlußakt des Rücktritts- als endgültige Etappe- um den Prozess der Säkularisierung der Kirche zu vollenden. 

Es wird viel über den Rücktritt des Papstes gesprochen. Nach meinem Dafürhalten wird Franziskus nicht aus Gesundheits- oder anderen Gründen zurücktreten, sondern um den von ihm mit Entschiedenheit begonnenen Prozess der Säkulairisierung des Papssttums zu vollenden, die entscheidende Etappe in der Säkularisierung der Kirche. 

Die größten Bemühungen seines Pontifikates hat Franziskus genau für dieses Ziel unternommen, einen  Prozess zu beschleunigen, der bereits seit der Mond-Rede von Johannes XXIII  oder seit dem Einzug der Fernsehkameras ins päpstliche Appartamento besteht, der aber jetzt die legitimen pastoralen Absichten umgangen zu haben scheint um es ein unerbittliches und unnachgiebiges theologisch-ideologisches Projekt werden zu lassen. 

Ein erster Weg war den Gesten vorbehalten. Vom "buona sera" des ersten Augenblicks zur Angeberei, die schwarze Aktentasche selbst ins Flugzeug zu tragen, vom direkten Anruf bei Tizio und Caio bis zum Besuch in der Via dei Coronari, um eine Brille zu kaufen, von der Annahme eines Telefonats während der General-Audienz bis zum Geständnis, daß er ein Jahr lang zu einem Analytiker gegangen ist, vom Aufsetzen aller möglichen Kopfbedeckungen, die ihm Besucher schenken, bis zum Lamm auf seinen Schultern während eines Besuchs in einer römischen Gemeinde. Der Papst ist einer von uns. Der Papst ist wie wir.

Eine weitere Art war es, sich zu jeder Frage in einer Art "Jet-Emission" zu äußern, auf jede Frage in ungefährer, problematischer, ungewisser und besonders doktrinal gefährlicher Weise zu antworten. Viele Exegesen der Hl. Schrift in den Predigten in Santa Marta sind gezwungen und unzuverlässig, viele Antworten an die Journalisten im Flugzeug sind bewußt unüberlegt, viele Äußerungen zu aktuellen Ereignissen- denken Sie an die kürzlich vertretene Position zu Covid und zur Impfung- sind falsch und unangemessen. Viele seiner Lehren beziehen sich auf banale Alltagsbeobachtungen, auch wenn der Papst nicht dazu einlädt, die Handys am Eßtisch auszuschalten - es bleibt doch so. Ein gesprächiger Papst- so wie auch wir gesprächig sind. 


Eine dritte Art entstammt der Idee, daß der Papst aufhören müsse, die oberste Instanz bei der Defitinion der Glaubenswahrheit und der Moral zu sein. Bei mehreren Gelegenheiten hat Papst Franziskus auf Fragen großer Wichtigkeit für das Leben der Kirche nicht geantwortet. Der bekannteste Fall ist die fehlende Antwort auf die Dubia der vier Kardinäle nach der Veröffentlichung der Exhortation Amoris Laetitia. Aber das betrifft z.B. auch die Frage einiger deutscher Bischöfe zur Kommunion für Protestanten, sowie die Frage der amerikanischen Bischöfe zur Möglichkeit Abtreibungs-befürwortenden Politikern die Kommunion zu spenden. In beiden Fällen hat der Papst nicht nur nicht geantwortet, sondern den Bischöfen gesagt, sie sollten das diskutieren und selber eine Lösung finden. Franziskus war selbst der Erste, der die Regeln bzgl. der Kommunion für Protestanten brach, der eine starke Verachtung für die Doktrin ausgedrückt und eine ebenso starke Wertschätzung für grenzwertige oder abweichende Positionen hat. Und er schloss nicht aus, der erste Papst zu werden, der ein Schisma verursacht. Der Papst steht nicht mehr vorne, sondern steht jetzt  vorne, dann hinten und dann in der Mitte.

Eine andere Möglichkeit bestand darin, eine Praxis in politisierendem und persönlichen Ton  anzubieten. Die beiden Familien-Synoden der Jahre 2014 und 2015 waren eine taktisch perfekte Intrige. Das gleiche gilt für die Amazonas-Synode. Die endgültigen Ergebnisse wurden bereits zu Beginn vorbereitet, ein Skript wurde erstellt, dem jeder hätte folgen sollen. Die deutsche Synode wurde von ihm gefördert, aber mit einer auf Verwirrung angelegten Theatralik. Ein päpstlicher Politdirektor, mal rücksichtslos mit denselben Kardinälen und Prälaten der Kurie, mal fähig, Hindernisse mit internen Manövern zu umgehen, mal die institutionellen Führer der päpstlichen Dikasterien zu schwächen und inoffizielle Charaktere gutes und schlechtes Wetter machen zu lassen, die aber an ihn gebunden sind, zurTür hinausgeworfen und durch das Fenster zurückkehren gelassen werden.  Die den Kardinälen Müller und Sarah vorbehaltene Behandlung war epochal,  wie die Gewalt gegen das Institut Johannes Paul II und die Hartnäckigkeit, sich von unklaren Charakteren umgeben zu lassen. Dies sind sehr irdische Einstellungen eines politischen Führers, der  die "Seinen" im Sinne von persönlichem Vertrauen fördert. 

Noch ein anderer Weg bestand darin, die Positionen der Kirche bei der Bewertung vieler Phänomene in der heutigen Welt auf das Niveau anderer internationaler, sozialer und politischer Körperschaften abzusenken. Die Enzykliken Laudato Si ' und  Fratelli sagen alle im Wesentlichen dasselbe wie die Dokumente der UN-Organisationen, die katholische Sicht des Umweltproblems stimmt mit der der COP25 und bald der COP26 überein, sogar die demographische Frage wird nun einvernehmlich angegangen- mit den Anhängern der Familienplanung und das Vokabular der Akademien für Sozialwissenschaften und das Leben (trotz allem immer noch von Sorondo und Paglia geleitet) ist entschieden horizontal geworden.

Ein geschwächtes Papsttum ist die Antwort auf einen unbestrittenen Protagonisten-Papst. Das ist nur scheinbar ein Widerspruch. Um de facto die transzendentale und religiöse Bedeutung des Papsttums in ein horizontales und politisches Papsttum zu transformieren, mußte große Entschlossenheit, Energie und Ausdauer ausgedrückt werden. Jetzt bleibt nur noch der finale Akt des Rücktritts wie vom Präsidentenamt einer Vereinigung oder Gesellschaft."

Quelle: S. Fontana, LNBQ 

    

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