Luisella Scrosati kommentiert bei La Nuova Bussola Quotidiana die jüngsten Äußerungen des Münchener Erzbischofs Kardinal Marx über Bibel, Lehramt und Sünde.
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"DIE BIBEL NACH MARX BESTEHT AUS UNORDNUNG UND LÜGEN"
Die Bibel nach Marx bestärkt nicht nur Unordnung und Freiheit zur Lüge in der Kirche, sondern schafft auch die Sünde der Homosexualität und des Ehebruchs ab. Die Argumente, die von einem vorgetragen werden, der Mitglied des C9, den engsten Beratern des Papstes bleibt, sind die Kapitulation nicht nur bzgl. eines Aspektes der katholischen Moral sondern des Christentums in seinen entscheidenden Eckpunkten.
Das jüngste Interview von Kardinal Marx mit dem Wochenmagazin Stern (siehe hier), von dem wir in großen Auszügen berichten, ist weit mehr als die übliche Bezugnahme auf die Genderkultur. Die Argumente, die der ehemalige Bischof von München in seinem gleichgültigen Stil vorbringt, sind die Kapitulation nicht nur eines Aspekts der katholischen Moral, sondern des Christentums in seinen entscheidenden Eckpfeilern. Und dies von einem der Mitglieder des C9, der dem Papst am nächsten stehenden Berater, die von Franziskus selbst ausgesucht wurden.
Mit schneidender Ironie, ganz im Einklang mit dem anklagenden Stil dieses Pontifikats, zeigt Marx mit dem Finger auf eine "dogmatische Übertreibung“, die die Kirche – wer weiß, wo er lebt – einspannen und die Menschen daran hindert, "das Wesentliche wieder zu entdecken“ die christliche Verkündigung: "Wir müssen erfahrbar machen, was die wahre Kirche ist. Diese dogmatische Übertreibung, wo alles seine Ordnung haben muss, wo es darum geht, wer "mitmachen" darf? In welcher Bibel lesen Menschen, die so denken? Nein, Jesus würde sagen: Wer guten Willens ist, soll an meinem Tisch sitzen. Und wir entdecken sofort, wen er am meisten kritisiert hat: Das sind die Schriftgelehrten, die Pharisäer; kurz: alle, die feststellen wollten, wer drinnen und wer draußen ist“.
Die Frage hätte besonders an ihn gerichtet werden sollen: welche Bibel liest er?
Eine Auswahl aus dem Reader's Digest? Oder eine Zusammenfassung im Bignami-Stil? "Wenn dein Bruder einen Fehler begeht, gehe hin und warne ihn unter eucch beiden; […] Wenn er dir nicht zuhört, nimm ein oder zwei Leute mit, damit alles auf das Wort von zwei oder drei Zeugen hin entschieden wird. Und wenn er ihnen auch nicht zuhören will, sag es der Versammlung; und wenn er der Versammlung nicht einmal zuhört, so sei er für euch wie ein Heide und ein Zöllner“ (Mt 18,15-17). Von wem sind diese Worte? Micky Maus? "Wer weiter geht und nicht in der Lehre von Christus bleibt, besitzt Gott nicht. Wer dagegen in der Lehre bleibt, besitzt den Vater und den Sohn. Wenn jemand zu dir kommt und diese Lehre nicht bringt, empfange ihn nicht zu Hause und grüße ihn nicht, denn wer ihn grüßt, hat Anteil an seinen bösen Werken “(2 Joh 9-11). Wer hat das geschrieben? Ein Pharisäer, einer von denen, die entscheiden wollten, wer drinnen und wer draußen ist?
Die Bibel fördert laut Marx nicht nur Unordnung und die Freiheit zur Lüge in der Kirche, sondern schafft auch die Sünde Sodoms und des Ehebruchs ab und reduziert die Frage auf ein Problem der Qualität der Beziehung. "Homosexualität ist keine Sünde. Es entspricht einer christlichen Einstellung, wenn zwei Menschen, unabhängig vom Geschlecht, in Freude und Trauer füreinander da sind. Ich spreche vom Primat der Liebe, besonders in der sexuellen Begegnung“. Und er bekennt: "Ich muss zugeben, daß ich mir bis vor zehn oder fünfzehn Jahren nicht vorstellen konnte, diese Liturgie eines Tages zu feiern. Jetzt war ich richtig glücklich“. Marx bezieht sich auf die "queere Messe“, die er am vergangenen 13. März in der wunderschönen Münchner Paulskirche (siehe hier) anlässlich des zwanzigsten Jahrestages der Feier der von der queeren Gemeinschaft der Stadt gewünschten Messe feierte.
Und die von Marx genannte Zeitspanne ist keineswegs zufällig, denn zehn oder fünfzehn Jahre zuvor gab es noch einen Papst, der etwas andere Vorstellungen hatte. In jenen Jahren, als Marx sich nicht so frei fühlte, gab der Kardinal zu, daß er aus Rom "einige Briefe zu diesem Thema erhalten habe, aber ich denke, ich tue das Richtige". Und er wiederholt: "Seit einigen Jahren fühle ich mich freier, meine Meinung zu sagen, und ich möchte die Lehre der Kirche voranbringen. Auch die Kirche verändert sich mit der Zeit: LGBTQ-Menschen sind Teil der Schöpfung und von Gott geliebt, und wir sind aufgerufen, uns gegen Diskriminierung zu stellen."
Und so geht er von der offensichtlichen Behauptung aus, daß jeder Mensch als solcher von Gott geschaffen und von ihm geliebt, zum Heil berufen ist, hin zu der Tatsache, daß dann sogar sündige Taten in der ganzen Schrift verurteilt werden – in der Vollversion, die Marx offensichtlich nicht hat jemals gelesen haben - am Ende sind sie Teil der Schöpfung und somit von Gott gewollt.
Mit dieser Idee der Vergebung, die die Sünde wegnimmt, ohne zur Buße und Bekehrung aufzurufen sondern einfach aufhört, sie als solche zu definieren, kommt Marx zu dem Schluss, daß „es homosexuelle Menschen gibt, anders, queer und trans, sie können nicht anders sein. ..". Ja, "sie dürfen nicht anders sein! Ich glaube, daß Gott mit ihnen wie mit allen Menschen Gemeinschaft sucht. Für mich ist es eher eine Sünde, andere aus der Kirche drängen zu wollen. Wer das will, sollte bei sich selbst anfangen“. Und gehen.
Im Mittelpunkt der "Ethik der Inklusivität“, als deren Verkünder er sich selbst vorschlägt, steht offensichtlich der "Primat der Liebe“, die "Qualität der Beziehungen“, die Marx als "Begegnung auf Augenhöhe, Respekt für andere erklärt.. Der Wert der Liebe zeigt sich in der Beziehung; darin, den anderen nicht zum Objekt zu machen, ihn nicht zu benutzen oder zu demütigen, loyal und zuverlässig miteinander umzugehen". Es passierte schon bei der Familiensynode, wo Ehebruch auf magische Weise zu einem Akt der Liebe wurde, solange die Beziehung stabil ist. Und in der Tat betont Marx, wie wichtig es ist, die Verbindungen zwischen geschiedenen und wiederverheirateten Menschen und zwischen Homosexuellen zu segnen - ein Segen, von dem er bekennt ihn bereits "vor einigen Jahren in Los Angeles nach einer Messe gespendet zu haben, "in der ich über Einheit und Vielfalt gepredigt hatte".
Und dann die berühmte Aussage, dass „der Katechismus nicht in Stein gemeißelt“ sei, der deshalb "auch bezweifelt werden kann“. Marx erinnert sich an Diskussionen "bei der Familiensynode, aber es habe eine gewisse Zurückhaltung gegeben, etwas zu schreiben. Schon damals fragte mich ein sehr Konservativer, wie ich mich zur Homosexualität positionieren würde. Ich habe ihm gesagt: Menschen leben in einer innigen Liebesbeziehung, die auch eine Form des sexuellen Ausdrucks hat. Und wollen wir damit sagen, dass das nichts wert ist?“. Daher die von Fumagalli & C. durchgeführte Umwandlung von wirklich Bösem in mögliches Gutes. "Natürlich - fährt Marx fort - gibt es Menschen, die wollen, daß Sexualität auf Fortpflanzung beschränkt wird, aber was sagen sie über Menschen, die keine Kinder bekommen können?" , und demonstrierte damit, daß er weniger als null von der Lehre der Kirche verstanden hat, die er als Pfarrer annehmen und bewahren sollte, ohne sich zu viel Mühe zu geben, "sie voranzubringen", weil er sie noch nicht einmal verstanden hat. Offenbar hat Marx in den „Jahren zuvor“ geschweigen, in denen er sich nicht frei fühlte, aus Opportunismus in den Mantel eines Lammes gekleidet, um das Fell des Wolfes zu verbergen.
Offensichtlich durfte sein Eintreten für die Offenheit gegenüber verheirateten Geistlichen nicht fehlen: "Alles wird nicht zusammenbrechen, wenn es zölibatäre und verheiratete Priester gibt. Das zeigt die Beobachtung anderer Kirchen“. Und selbst in dieser Frage taucht eine seit Jahren unter der Decke gehaltene Unwahrheit auf. Auf den Interviewer, der ihn fragte, ob es für ihn ein Problem gewesen sei, sich vor der Ordination für den Zölibat zu entscheiden, antwortete Marx: " Damals haben wir alle über die Formel gelächelt, die unser Ordinationsjahrgang unterschreiben musste: "Ich akzeptiere den Zölibat gerne".. Uns verband aber auch der Gedanke, daß die Berufung zum Priestertum das Größte und Schönste ist, was man sich für uns vorstellen kann.“
Abschließend enthüllt Kardinal Marx den wahren Zweck der Synode zur Synodalität, indem er eine einzigartige Position zur Rolle des Nachfolgers von Petrus darlegt: "Die Weltkirche besteht aus Teilkirchen in verschiedenen Kulturen. Der Papst ist das Fundament der Einheit. Das heißt, er muss dafür sorgen, daß alle miteinander im Dialog bleiben. Das ist ein lebendiger Diskussionsprozess, der für die Weiterentwicklung der Kirche entscheidend ist“. Der Papst als Band des Dialogs, wo sich dann jede Ortskirche so einordnet, wie sie kann und will, vielleicht gerade zum LGBT-Thema, solange sie nur im Dialog bleibt."
Quelle: L. Scrosati, LBNQ
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