TRADITIONALISMUS UND DAS PAPSTTUM
"Man braucht keine theologische Wissenschaft, um zu verstehen, daß im unglücklichen Fall eines – wahren oder scheinbaren – Gegensatzes zwischen dem "lebendigen Lehramt“ und der Tradition der Vorrang nur der Tradition zugeschrieben werden kann, und zwar aus einem einfachen Grund: Tradition, die das „lebendige Lehramt in seiner Universalität und Kontinuität betrachtet, ist an sich unfehlbar, während das sogenannte "lebendige“ Lehramt, verstanden als die gegenwärtige Verkündigung der kirchlichen Hierarchie, dies nur unter bestimmten Bedingungen ist.
Tatsächlich ist in der Kirche die letzte "Glaubensregel“ in Zeiten des Glaubensabfalls nicht m das zeitgenössische lebendige Lehramt und seine nicht definierenden Aktionen, sondern die Tradition, die zusammen mit der Heiligen Schrift darstellt, eine der beiden Quellen des Wortes Gottes.
Was passiert, wenn diejenigen, die die Kirche regieren, aufhören, die Tradition zu bewahren und weiterzugeben, und anstatt ihre Brüder im Glauben zu bestätigen, Verwirrung in ihren Köpfen stiften und Bitterkeit und Groll in ihren Herzen hervorrufen?
Wenn dies geschieht, ist es an der Zeit, die Liebe zur Kirche und zum Papst zu steigern. Aber die Antwort auf den Hyperpapalismus ist weder der Neo-Gallikanismus gewisser Traditionalisten noch die Sola Traditio der griechisch-russischen Schismatiker. Der Mann der Tradition ist kein Anarcho-Traditionalist, sondern ein Katholik, der mit Joseph de Maistre wiederholt:
O heilige Kirche von Rom, solange das Wort für mich bewahrt ist, werde ich es verwenden, um dich zu feiern. Ich grüße dich, unsterbliche Mutter der Wissenschaft und Heiligkeit! Sei gegrüßt, magna parens… Inmitten aller erdenklichen Umwälzungen hat Gott beständig über dich gewacht, o Ewige Stadt! Alles, was dich zerstören könnte, hat sich gegen dich gesammelt, und du hast standgehalten; und wie du einst das Zentrum des Irrtums warst, bist du nun seit achtzehn Jahrhunderten das Zentrum der Wahrheit
Die Liebe zum Papst, zu seinen Vorrechten und Rechten hat authentisch katholische Geister in zwanzig Jahrhunderten der Geschichte geprägt, denn, wie Plinio Corrêa de Oliveira feststellt, „nach der Liebe zu Gott ist dies die höchste Liebe, die uns die Religion lehrt.
Allerdings sollte man den römischen Primat nicht mit der Person des regierenden Papstes verwechseln, ebenso wie man das sogenannte lebende Lehramt nicht mit dem immerwährenden Lehramt, die private und nicht unfehlbare Lehre des Papstes nicht mit der Tradition der Kirche verwechseln Der Fehler liegt, wie der chilenische Gelehrte José Antonio Ureta sehr gut herausgestellt hat, nicht im Ultramontanismus, sondern im Neo-Gallikanismus, der heute in zwei Versionen vorkommt: der der deutschen Synodalisten und der einiger Neo-Traditionalisten, insbesondere aus dem angelsächsischen Raum .
Die einzige Hoffnung für die Zukunft liegt nicht in der Schwächung des Papsttums, sondern in der Ausübung seiner höchsten Autorität, um die theologischen, moralischen, liturgischen und sozialen Irrtümer unserer Zeit feierlich und unfehlbar zu verurteilen. Es ist sinnlos zu diskutieren, wer der nächste Papst sein wird. Es ist wichtig zu diskutieren, was der nächste Papst tun soll, und zu beten, daß er es tut."
Quelle: R. De Mattei, OnePeterFive
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