Wie Elaine Cobbe für cbs-news berichtet, schreiten die Restaurierungsarbeiten schreiten merklich voran. Hier geht´s zum Original: klicken
"DAS REKONSTRUKTIONSROGRAMM DER KATHEDRALE MACHT EINEN GROSSEN SPRUNG VORWÄRTS"
Briey, Ost-Frankreich: vor vier Jahren schaute die Welt mit Entsetzen zu, wie die Pariser Kathedrale Notre Dame von Flammen verschlungen wurde. Als das Feuer den ikonischen, aus Eichenholz und Metall bestehenden Vierungsturm der Kirche erfaßte, wurde er von den Flammen verschluckt.
Feuerwehrleute bekämpften die Flamme während der ganzen Nacht. Erstaunlicherweise überlebte der größte Teil der Struktur der Kirche, aber das massive Holzdach war verloren und der Vierungsturm des 19. Jahrhunderts wurde zerstört.
Bald wird er in seiner ursprünglichen Glorie wiederhergestellt sein.
Tief im Herzen Frankreichs haben Teams aus Architekten, Ingenieuren und Handwerkern hart gearbeitet. Tischler vermessen, schneiden und meißeln jahrhundertealte Eiche, um den 300 Fuß hohen Turm in seinem ursprünglichen Aussehen wieder aufzubauen und kombinieren dabei Methoden der Vergangenheit mit Werkzeugen von heute.
Vor den Werkstätten in Briey in Ostfrankreich haben sie am 20. Juli eine Generalprobe abgehalten, um sicherzustellen, daß alle sorgfältig geschnitzten Komponenten des Turmschafts zusammenpassen.
Als ein Kran das letzte Puzzleteil auf den 60 Fuß langen Schacht senkte, atmete der Mann, der für das Projekt verantwortlich war, der französische Armeegeneral Jean-Louis Georgelin, erleichtert auf.
"Es ist eine sehr emotionale Zeit, denn der Wiederaufbau des Turmes ist die Schlüsselphase des Wiederaufbaus der Kathedrale“, sagte er gegenüber CBS News.
Die Teams, die an der Rekonstruktion des Turms arbeiteten, verwendeten die Originalpläne des Architekten Eugene Viollet-le-Duc aus dem 19. Jahrhundert. Aber sie verließen sich auf moderne Computer, um in 1.600 Stunden an Berechnungen herauszufinden, wie er gebaut wurde und welche möglichen Auswirkungen Wetter und Zeit auf die neue Struktur haben könnten.. Nachdem sie 320 verschiedene Versionen für den neuen Turm entworfen hatten, war es endlich soweit.
"Er wird genau der gleiche sein wie bei Viollet-le-Duc“, sagte Georgelin. "Aber wir machen das mit den Mitteln unserer Zeit: Wir nutzen Computer... Wir haben wahrscheinlich weniger Genie, aber mehr Berechnung, mehr Sicherheit durch den Einsatz von Computern.“
Das Holz für den Turm stammte aus öffentlichen und privaten Wäldern in ganz Frankreich, darunter auch einige, die einst dem König und der katholischen Kirche gehörten. Ausgewählt wurden nur die höchsten und geradesten Eichen – alle mindestens 100 Jahre alt.
Um den Schaft zu formen, wurden 285 Stücke dieses Holzes in komplexen Mustern zusammengesetzt. Die Architekten nennen den die Turmbasis "das Herzstück der Turmspitze“.
Architektin Axelle Ponsonnet hat seit 2 Jahren an der Rekonstruktion gearbeitet und gibt zu, daß es "sehr aufregend" war, an einem so prestigeträchtigen Projekt zu arbeiten.
"Es ist nicht nur ein berühmte Teil davon“, sagte sie gegenüber CBS News. „Natürlich bin ich sehr stolz, Teil dieses Teams zu sein und Notre Dame wieder aufzubauen. Aber es ist auch ein sehr interessantes Projekt, weil es ein sehr komplexes Bauwerk ist und wir heute nie solche Bauwerke mehr bauen, und das Erstaunliche ist, daß wir wirklich versuchen, bei der Art und Weise, wie wir es wieder aufbauen, sehr konkret zu sein.
Ihre Kollegin und Architektenkollegin Aurélie Ouzineb stimmte zu und nannte das Projekt "sehr komplex“ und die ursprünglichen Designer und Bauherren des Turms „wirklich Genies“.
Auch sie fühlt sich privilegiert, am Wiederaufbau mitarbeiten zu dürfen: "Es ist sehr aufregend, denn für uns ist es unser Job, unser Alltagsjob, aber wir alle wissen, dass dies ein sehr historischer Moment ist.“
Auch der Tischler Benoit Angheben freut sich, Teil des Projekts zu sein. Auf der Suche nach Arbeit kam er von Belgien nach Paris – und wurde Teil des prestigeträchtigsten Wiederaufbauprojekts des Jahrhunderts.
"Es war wie ein Traum“, sagte er. "Ich konnte es nicht glauben – denn als es brannte, waren wir alle sehr traurig.“
Der Turmschaft ist jetzt fertig und wird im August nach Paris gebracht, um auf dem Dach der Kathedrale angebracht zu werden. Die Arbeit am Rest des Turms geht weiter und wird Stück für Stück folgen, bis er voraussichtlich Ende dieses Jahres wieder in die Skyline von Paris aufragen wird.
Der französische Präsident Emmanuel Macron versprach, daß Notre Dame im Jahr 2024 wieder für die Öffentlichkeit zugänglich sein werde, und General Georgelin ist zuversichtlich, dass sie diese Frist einhalten werden. "Ich gebe mein Bestes“, sagte er. "Dem widme ich jede Minute meines Lebens.“
Quelle: E. Cobbe, cbsnews
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