Montag, 13. Mai 2024

Papst Franziskus betont jetzt seine Rolle als Bischof von Rom

In seiner heutigen Kolumne in Monday at the Vatican setzt sich Andrea Gagliarducci u.a. mit der Frage auseinander, warum Papst Franziskus jetzt zu römischen Bräuchen zurückkehrt, die er jahrelang abgelehnt hat. Hier geht s zu Original  klicken

      "PAPST FRANZISKUS ALS BISCHOF VON ROM"

Zur Feier von Fronleichnam pflegte der Papst in ssne Kathedrale, die Erzbasilika San Giovanni in Laterano in Rom zu gehen. Er zelebrierte die Messe und begleitete dann das Hl. Sakrament in einer Prozession, die sich von der Kathedrale zur Basilika Santa Maria Maggiore bewegte. Papst Franziskus hat das in den ersten Jahren seines Pontifikates getan.

Bis 2016 beliess er die Feier auf dem Donnerstag, wie  es Tradition war.  2017verschob er sie aufd den Sonntag, wie in Ländern (wie Italien),in denen Corpus Domini kein Festtag ist. Für zwei Jahre feierte er Fronleichnam in den Vororten, zuerst in Ostia dann in der Römischen Gegend von Casal Bertone.2020 gab es eine Unterbrechung durch COVID, 2021  wurde die Messe im Petersdom gefeiert; 2022 und 2023   hat der Papst die Messe nicht gefeiert.  

Dieses Jahr hat Papst Franziskus beschlossen, in der Lateran-Basilika zu zelebrieren-

Diese Nachricht ist interessant, weil sie einen Tempowechsel im Pontifikat bezeugt. Die Tradition Corpus Domini in San Giovanni in Laterano und am traditionellen  Donnerstag zu feiern, geht auf einen Wunsch von Johannes Paul II zurück. 

Papst Franziskus behielt das in den ersten drei Jahren seines Pontifkates bei, wartete aber auf die Ankunft der Prozession in Santa Maria Maggiore ohne an ihr teilzunehmen, 

Indem er in die Vororte ging, schien er einen Brauch von Paul VI wieder aufzunehmen, der 1965 damit begann das Fest mehrmals in neuen und randständigen Vierteln der Stadt zu feiern. Papst Montini begann mit EUR, ging dann nach Monte Sacro (1966),Ostia (1968) Nuovo Salario (1970),Tor de Schiavi (1972) Portuense (1973), Quadraro (1074). 

Bedeutet das, daß Papst Franziskus am Ende seines Pontifikates zur Tradition Johannes Pauls II zurückkehrt- die für die Art eines Pontifkates, das Papst Franziskus demonstrieren will, passender ist?

Tatsächlich war zu Beginn des Pontifikates -einschliesslich von Papst Franziskus selbst- oft die Rede von Paul VI als Vorbild für den Papst- Paul VI hatte die Vatican-Strukturen nach dem II. Vaticanischen  Konzil reformiert. Er wagte, die Kirche in die Peripherien zu bringen (d.h.seine Feier der Weihnachtsmesse in einer Fabrik in Taranto, Süditalien zu feiern). Er zelebrierte die erste Messe nach dem neuen Ritus nicht in seiner Kathedrale im Vatican oder der Roms, sondern in einer Gemeinde in den Randbezirken Roms. 

Dennoch musste hier etwas korrigiert werden. Paul VI wurde in den Chroniken nach dem II.Vaticanum als einer dargestellt, des es wagte, mit der Vergangenheit zu brechen, die Tiara abzulegen, die Riten zu vereinfachen ind sogar Teile des Päpstlichen Haushaltes abzuschaffen.  Wenn man sorgfältig hinschaut, hat Paul VI nichts abgeschafft. Er hat verändert, dabei die Verbindung zur Tradition bewahrt und das Überflüssige eliminiert, ohne die Prinzipien und Geschichte des Hl. Stuhls und der Römischen Kurie zu verraten.


Der Mann, der der Hl. Papst Paul VI werden sollte, brauchte einen kultivierten Geist, um alles zusammen zu halten, um in der Lage zu sein, den Päpstlichen Haushalt zu reformieren und dem lehramtlichen Druck zu widerstehen, der eine klare Veränderung bei Themen der Sexualität in der lange erwarteten Enzyklika Humanae  Vitae  forderte.

Papst Franziskus dagegen reformiert grob. Er ist wie George W. Bush "der Entscheider", der vorwärts schaut, nie rückwärts.  Er überlegt  nicht, wie Veränderungen in der Vergangenheit entstanden sind; er glaubt, daß er Veränderungen gegeben hat und deshalb auch andere Veränderungen möglich sind. Aber es ist nie neutral, wie Reformen entstehen, 

Nachdem Papst Franziskus nun den Übergang der Vorstädte abgeschlossen zu haben scheint, orientiert er sich erneut am Vorbild von Johannes Paul II. als Bischof von Rom. Papst Franziskus hat das Vikariat so reformiert, daß sich alles direkt auf ihn bezieht. Er stufte den Vikar der Diözese Rom auf einen einfachen Hilfsbeamten unter den Hilfsbeamten zurück. Er gab dem Vizeregens Baldassarre Reina unbegrenzte Befugnisse, als er beschloss, mit der Ernennung seines neuen Vikars zu warten.

Er ernannte einen Weihbischof nach dem anderen – darunter einen, nur für die Seminare (Di Tolve), mit einer gelinde gesagt ungewöhnlichen Wahl – und beschloss dann, einen Weihbischof, Daniele Libanori, abzusetzen (dem eine Ad-hoc-Rolle als Papst-Berater für das Geweihte Leben zugewiesen wurde, was noch näher definiert werden muss), ohne jedoch einen anderen Bischof für den von ihm betreuten Bereich zu ernennen, sondern einfach einen verantwortlichen Priester als pastoralen Koordinator, Francesco Pesce

Papst Franziskus hat diese Destruktion des Vikariats von Rom mit verstärkter Aktivität als Bischof von Rom begleitet.

Er traf die römischen Pfarrer der verschiedenen Sektoren persönlich und hinter verschlossenen Türen , stellte aber damit nicht die Besuche von Johannes Paul II. in den Pfarreien Roms wieder her – JPII besuchte fast alle von ihnen –, sondern bevorzugte vielmehr das persönliche Treffen unter vier Augen . Seit einiger Zeit hat er alle Regierungsdokumente offiziell in San Giovanni in Laterano unterzeichnet, einschließlich der Bulle, die das Jubiläumsjahr 2025 ankündigt. Nun scheint Papst Franziskus die Leitung der Diözese persönlich übernehmen zu wollen und dabei seine Anhänger einzusetzen. Und plötzlich kehrt er dazu zurück, an Corpus Domini die Messe in der Lateran-Basilika zu feiern und stellt damit die Prozession wieder her, die es seit 2017 nicht mehr gegeben hat.

Schließlich war es Papst Franziskus, der gleich nach seiner Wahl erkannte, daß die Aufgabe des Konklaves darin bestand, Rom einen Bischof zu geben, und so möchte er in Erinnerung bleiben. Gleichzeitig waren die Besuche in den Pfarreien jedoch nicht häufig; in einigen Fällen deckten sie bereits besuchte Pfarreien ab; Es gab nur wenige Treffen mit dem römischen Klerus, und die Priesterweihen, die in Rom durchgeführt wurden, waren nahezu gleich Null. Bisher war der Titel Rom fast nur ein Ehrentitel für den Papst.

Das ist nicht der Fall. Wie üblich muss der Plan jedoch erklärt werden, auch wo das Pontifikat hin will. Wenn Sie von einem Modell zum anderen wechseln und es an Ihre Bedürfnisse anpassen, entsteht die Idee einer fließenden Denkweise. Papst Franziskus hat letztlich keine Vorbilder. Er nutzt diejenigen, die seinem Zweck dienen können. Er streicht alles, was er für unnötig hält oder dem er nicht folgen kann. Beispielsweise spricht er oft davon, daß er die Arbeit von Benedikt XVI. im Kampf gegen Missbrauch fortgeführt habe und dabei den Wert des emeritierten Papstes anerkenne.

Benedikt XVI. wird jedoch kaum erwähnt. In vielen Fällen hat Papst Franziskus gezeigt, daß er die Entscheidungen seines Vorgängers rückgängig machen will – ob aus persönlicher Überzeugung, ob getrieben von einem negativen Vorurteil gegenüber dem Werk Benedikts XVI. oder ob er (auf individueller Ebene) verärgert ist, ist nicht bekannt oder auf andere Weise) durch die Handlungen der Mitarbeiter des emeritierten Papstes, die er in jüngsten Interviews ebenfalls beschuldigte.

Tatsache ist, daß Papst Franziskus heute offenbar immer mehr als Bischof von Rom auftreten möchte, aber er tut dies zu einer Zeit, in der das Vikariat, wie er es sich vorgestellt hatte, nicht mehr existiert. Vielmehr betrachtete der Papst das Vikariat als eines der vielen Büros der Kurie, das durch das Vertrauen einiger Mitarbeiter/Initiatoren aufgeräumt und neu gestaltet werden müsse.

Vielleicht liegt es daran, daß der Papst in St. Maria Maggiore begraben werden möchte. Schließlich muss er seinem Pontifikat neuen Auftrieb geben, einfach weil er alles prägen will. Im Moment muss man lediglich die Registeränderung bemerken, um zu verstehen, wohin das als nächstes führt."

Quelle: A. Gagliarducci. Monday at tbe Vatican

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