Mittwoch, 29. Mai 2024

Vaticanist Damian Thompson rechnet mit dem dahindämmernden Pontifikat ab...

Vaticanist Damian Thompson kommentiert auf seiner website "unherd" den neusten Papst-Franziskus-Skandal und seine Folgen, spricht dabei Klartext und ist deutlich über die Entwicklung not amused. Hier geht s zum Original: klicken

"SKANDALE VERFOLGEN PAPST FRANZISKUS, INTRIGIERENDE KARDINÄLE SCHÄRFEN DIE MESSER"

Die Kardinäle treffen sich bereits, um zu diskutieren, wer der nächste Papst sein sollte. Einige der liberalen, die sich sicher fühlen, weil sie den kränklichen Papst favorisieren, kann man in einer Bar vor den Toren des Vaticans ihre Notizen vergleichen sehen. Die konservativen Kardinäle sind nervöser: sie versammeln sich bei Abendessen in ihren jeweiligen Wohnungen oder- wenn sie darauf vertrauen können, daß die schmeichlerischen  Kellner sie nicht verraten- in ihrem Lieblingsrestaurant.

Vielleicht können Sie einen Bischofsring aufblitzen sehen, wenn er ein Stück Tratsch bei WhatsApp eintippt; der Hl. Stuhl beschäftigt elektronische Weltklasse-Spione, deshalb benutzen alle lieber ein Privat-Telefon als ein vom Vatican zur Verfügung gestelltes. Sogar die Telephon-Abhörer tauschen eifrig Informationen aus, weil sie -wie jeder in Rom vermutet- daß der schmerzlich gebrechliche Franziskus, der oft zu kurzatmig ist, um seine eigene Predigt vorzulesen- es nicht mehr lange macht. 

Sie raten natürlich nur. Der Papst hält sich bedeckt, was seinen Gesundheitszustand angeht, und vor zwei Jahren hat er sich von einer großen Operation am Dickdarm erholt, bei der man von fortgeschrittenem Krebs ausging. Trotzdem ist er mit 87 der älteste Papst seit über einem Jahrhundert, und ein Konklave dürfte nicht mehr lange auf sich warten lassen.

Ludwig Ring-Eifel von der deutschen Nachrichtenagentur  KNA sagte im Januar, daß es, den Papst bei einer Pressekonferenz zu kurzatmig und zu krank zu sehen, um die vorbereiteten Fragen zu beantworten, sehr schwer für ihn gewesen sei...und man kann davon ausgehen,  daß diese Situation auch viele Kollegen emotional berührt hat".  Anfang März hielt sich Andrew Napolitano, ein pensionierter Richter des Obersten Gerichtes von New Jersey im päpstlichen Gästehaus hinter dem Petersdom auf. "Der Papst ist in einem schlechten Gesundheitszustand, kann kaum sprechen oder gehen; und er  strahlt Traurigkeit aus" berichtete er . "Ich glaube nicht, daß er dort noch viel länger sein wird." 

In den Schlussjahren eines Pontifikates sind die Nerven im Vatican immer angespannt. Im Fall des konservativen Benedikts XVI waren sie von leaks überschattet- fröhlich verbreitet von feindlichen Medien- die blühende Korruption an der Spitze der Römischen Kurie,  der Regierung des Hl. Stuhls enthüllten. Benedikt war zu ängstlich, um zu handeln und trat verzweifelt zurück.


Jetzt ist der Vatican wieder durch Skandale gelähmt, aber dieses mal versuchen die Korrespondenten, die für säkulare und Katholische Medien arbeiten, Franziskus zu schützen, der sich mehr Fragen über sein persönliches Verhalten gegenüber sieht, als jeder Papst lebender Erinnerung.

Seit Jahre sind Vorwürfe, die die Karriere jedes weltlichen westlichen Führers torpedieren würden,  verborgen oder von einer Prätorianergarde von liberalen Journalisten heruntergespielt worden, die damals 2013 ihren Ruf auf den "grossen Reformer" setzten. Das Ergebnis ist, daß selbst fromme Katholiken nicht wissen, daß der erste Jesuiten-Papst versucht hat,  mehrere abstoßende sexuelle Missbrauchstäter vor der Justiz zu schützen, - aus Gründen, die nie zufriedenstellend erklärt wurden. 

Erst jetzt kommt die Wahrheit ans Licht, zur Erleichterung des Vatican-Teams, das es mit einem Papst zu tun hat, der wenig Ähnlichkeit mit der witzigen, onkelhaften Figur hat, die man im Fernsehen sieht. Sie haben – oder hatten bis vor kurzem – Angst vor einem Chef, dessen autokratische Herrschaft mehr von seinen Wutausbrüchen und schwelenden Ressentiments als von irgendeiner theologischen Agenda geprägt ist. Und sie können ihre Genugtuung nicht verbergen, daß ein besonders grausamer Skandal um den päpstlichen Verbündeten Pater Marko Rupnik die Fassade des "Squid Game“-Pontifikats, wie es nach der südkoreanischen Netflix-Serie genannt wird, in der die Teilnehmer Kinderspiele gewinnen müssen, um der Hinrichtung zu entgehen, einreißt.

Die Rupnik-Affäre ist der widerlichste Skandal, der mir in mehr als 30 Jahren Berichterstattung über die katholische Kirche begegnet ist. Rupnik, ein äußerst gut vernetzter Künstler, für dessen geschmacklose Mosaike die Kirche Hunderttausende Pfund ausgegeben hat, wurde letztes Jahr aus dem Jesuitenorden ausgeschlossen, nachdem er glaubhaft beschuldigt wurde, Ordensschwestern einer von ihm in seiner Heimat Slowenien gegründeten Gemeinschaft vergewaltigt zu haben. Frauen haben sich gemeldet und behauptet, die Gemeinschaft sei ein Sexkult. Sie sagen, er habe versucht, sie zu zwingen, Pornofilme anzuschauen, sein Sperma aus einem Kelch zu trinken, einer Schwester in einem Auto gewaltsam die Jungfräulichkeit genommen und junge Frauen zu Dreiern ermutigt, die laut Rupnik die Wirkungsweise der Heiligen Dreifaltigkeit veranschaulichen würden.

Letztes Jahr, als Papst Franziskus mit einer Explosion der Wut in den katholischen sozialen Medien konfrontiert war – die Mainstream-Medien schwiegen seltsamerweise – sagte er, er würde gegen seinen Freund Rupnik vorgehen. Das hat er hat nicht getan. Ebenso wenig hat er erklärt, warum Rupnik, als er wegen Missbrauchs des Beichtstuhls zur "Absolution“ eines seiner weiblichen Sexualopfer von der Exkommunikation bedroht war, zu Exerzitien in den Vatikan eingeladen wurde, oder warum seine anschließende Exkommunikation innerhalb weniger Wochen mit Zustimmung des Papstes auf mysteriöse Weise aufgehoben wurde.

In diesem Monat wurde Pater Rupnik im Vatikanverzeichnis 2024 ausgerechnet als Berater für Gottesdienst aufgeführt. Inzwischen wurde Bischof Daniele Libanori, der Jesuit, der die Behauptungen der Frauen untersucht und für glaubwürdig befunden hatte, von seinem Posten als Weihbischof in der Diözese Rom enthoben.

Ein weiterer giftiger Skandal spielt sich in Argentinien ab. 2016 musste Bischof Gustavo Zanchetta, der verwöhnteste Schützling des ehemaligen Kardinals Bergoglio, von seinem Posten in der Diözese Orán zurücktreten, nachdem er der finanziellen Korruption und aggressiven Versuche, Seminaristen zu verführen, beschuldigt worden war. Die Reaktion des Papstes? Er ließ Zanchetta per Flugzeug nach Rom einfliegen und erfand einen Job für ihn: "Gutachter‘ für die von der Verwaltung des Vermögens des Apostolischen Stuhls (APSA), der vatikanischen Schatzkammer, verwalteten Gelder. Zanchetta wurde später wegen Körperverletzung an Seminaristen verurteilt, obwohl Rom sich weigerte, die vom argentinischen Gericht angeforderten Dokumente bereitzustellen. Er verbüßt ​​seine Gefängnisstrafe in einem Exerzitienhaus, während es Berichte gibt, daß seine Ankläger schikaniert werden.

Die Geschichte holt Franziskus jetzt ein, dessen Feinde – ermutigt durch seinen nachlassenden Einfluss auf die Regierung des Heiligen Stuhls – äußerst belastende Dokumente in Umlauf bringen. Diese legen nahe, daß der Papst noch stärker in den Skandal verstrickt ist als bisher vermutet. Und es gibt noch weitere Fälle: Als Erzbischof von Buenos Aires versuchte Franziskus erfolglos, den Kinderschänder Pater Julio Grassi aus dem Gefängnis herauszuhalten, indem er einen Bericht in Auftrag gab, der seine Opfer als Lügner brandmarkte.

Die dunklen Geheimnisse dieses Pontifikats werden die Kardinäle im Vorkonklave bei ihren Diskussionen schwer beschäftigen, bevor sie in der Sixtinischen Kapelle ihre Stimmen abgeben. Sie werden codiert sprechen: Niemand möchte das Risiko eingehen, den Ruf eines kürzlich verstorbenen (oder im Ruhestand befindlichen) Papstes öffentlich zu beschädigen. Aber die Kardinäle werden gezwungen sein, über die zunehmend giftigen Spaltungen zwischen liberalen und konservativen Katholiken zu sprechen, die auf das Zweite Vatikanische Konzil zurückgehen, sich aber unter diesem Pontifikat noch viel weiter verschärft haben. Und es wird ihnen schwerfallen, eine Grenze zwischen Franziskus‘ Politik und seiner Persönlichkeit zu ziehen, weil er sichtlich Freude daran hat, seine Macht zu nutzen, um die Universalkirche zu überraschen.

Als Franziskus sein Amt antrat, teilten die meisten Kardinäle die allgemeine Begeisterung für seinen informellen Stil: Er zog es vor, einfach als "Bischof von Rom“ bekannt zu sein, und verzichtete auf einige der komischeren Insignien seines Amtes wie die roten Schuhe. Aber sie entdeckten schnell, daß dieser "informelle“ Papst im Gegensatz zu seinen Vorgängern gerne per Dekret regierte.

Franziskus hat eine Flut von päpstlichen Verfügungen erlassen, die als Motu Proprio (wörtlich "aus eigenem Antrieb“) bekannt sind – bisher mehr als 60- sechsmal häufiger als Johannes Paul II. Sie haben massive Änderungen an Liturgie, Finanzen, Regierung und Kirchenrecht vorgenommen. Sie kommen oft ohne Vorwarnung und können brutal sein: Der Papst hat diesen Mechanismus beispielsweise genutzt, um die Kontrolle über den Malteserorden zu übernehmen und der geheimen, aber ultraloyalen Organisation Opus Dei ihre Privilegien zu entziehen.

Vor allem zwei Entscheidungen haben die konservativen Katholiken traumatisiert, gegen die Franziskus eine krankhafte Abneigung hegt, weil er kaum eine Gelegenheit auslässt, auf ihre "Starrheit“ hinzuweisen oder ihre traditionellen Gewänder zu verspotten, die mit dem verziert sind, was er "Großmutters Spitze“ nennt.

Die erste ist seine per Motu proprio erlassene Entscheidung, die Feier der lateinischen Messe aus der Zeit vor 1970 zu unterbinden, die Benedikt sorgfältig wieder in den Gottesdienst der Kirche integriert hatte. Im Jahr 2021 verbot Franziskus die Feier der Messe in normalen Pfarreien, was seinem pensionierten Vorgänger noch furchtbare Schmerzen bereiten sollte.

Nur ein winziger Teil der 1,3 Milliarden Katholiken weltweit besucht die Messen des alten Ritus. Warum also ist das Verbot zu einer so großen Sache geworden? Teilweise ist es ein Spiegelbild der Cromwellschen Gründlichkeit, mit der es von Franziskus‘ neuem Liturgiechef, Kardinal Arthur Roche, dem mächtigsten englischen Geistlichen in Rom, durchgesetzt wurde. Roche, ein gebürtiger Batleyer mit dem Auftreten eines selbstgefälligen Yorkshire-Stadtrats, hat sich zu dem bekannten römischen Biest entwickelt: ein autoritärer Liberaler mit einem Gespür für die saftigste Satimbocca alla Romana und das fluffigste Tiramisu. Dieses Jahr zwang er seinen alten Rivalen, Kardinal Vincent Nichols aus Westminster, die altrituellen Karwochenzeremonien in seiner Diözese zu verbieten.

Der britische konservative Peer Lord Moylan, ein traditionalistischer Katholik, machte seinem Ärger in einem Beitrag auf X Luft: "Ich habe heute Abend eine wunderbare tridentinische Gründonnerstagsmesse gehört. Ich werde Ihnen nicht sagen, wo sie war, falls Arthur seine Schergen vorbeischickt. Ich sage nur, dass der englische Katholizismus eine jahrhundertealte Tradition von Untergrundmessen hat. Das Einzige, was sich geändert hat, ist, wer uns verfolgt.“

Viele Bischöfe sind nicht begeistert von den aufwendig choreografierten lateinischen Zeremonien. Noch viel schlimmer ist es ihnen jedoch, von einem Papst unter Druck gesetzt zu werden, der der Welt zwar erzählt, er würde die Bischöfe durch die Förderung der "Synodalität“ – was immer das auch heißen mag – ermächtigen, gleichzeitig aber die pastorale Autorität der Bischöfe über ihre Gemeinden untergräbt."
Fortsetzung folgt...

Quelle: Damian Thompson, unherd.com

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