Dienstag, 13. August 2024

Erinnerungen und Denkmäler in Zeiten , die es vorziehen, zu vergessen.-

G. P. Boersma berichtete bei firstthings über ein neues amerikanische Kriegerdenkmal, das am 13. September enthüllt werden soll und kommentiert zugleich den Unwillen unserer Zeit, sich an die Vergangenheit zu erinnern, oder sie gar zu würdigen. 
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"UNSER NEUESTES AMERIKANISCHES DENKMAL IST EIN MEISTERWERK"

Am 13. September wird im Herzen des nationalen Gedenkens an Amerikas Beitrag zum 1. Weltkrieg ein neues riesiges Denkmal enthüllt. Das vom Meisterbildhauer Sabin Howard entworfene Denkmal ist vielleicht das grösste offizielle Auftragswerk dieses Jahrhunderts. Das massive Bronze-Relief "A Soldiers Journey" stellt den Weg eines einzelnen Soldaten durch den Krieg dar, un visualisiert den zögernden Eintritt Amerikas in den europäischen Tumult. 

Bildhauerei ist eine Kunstform die dem kollektiven Gedenken einzigartig angemessen ist. Man bedenke die Amerikanische Geschichte und Helden, die in Metall und Stein verewigt sind: das Washington Denkmal, das Lincoln-Denkmal. die Freiheitsstatue, Mount Rushmore, das Vietnam-Veteranen-Denkmal.  Bevor eine Denkmal-Skulptur eine Aussage macht: wird die heilige Verantwortung das kollektive Gedenken zu schaffen, dem beauftragten Bildhauer übertragen. Der Zweck seiner Kunst ist, den Blick der Nation mit Ehrerbietung und Dankbarkeit auf ihre Vergangenheit zu lenken; es geht auch darum unsere Werte, Ideale und unseren Glauben unwiderruflich in die Zukunft zu übermitteln. Künstlerische öffentliche Monumente-  wie A Soldiers Journey sind die Brücke zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft und eine gemeinsame Identität zu formen. Wir leben in einem Zeitalter, das es vorzieht, zu vergessen. Und nicht nur, weil unsere Aufmersamkeits-spanne auf das flüchtige Flackern eines Bildschirms, auf eine Flut schnell vergessener Tweets und verschwindender Bilder eingestellt ist. Das sind lediglich Symptome. Die tiefere moralische Krankheit ist die Krankheit der Erinnerung – der Wille zu vergessen. Heute begegnet man der bloßen Vorstellung eines kollektiven Gedächtnisses, einer gemeinsamen Identität oder eines gemeinsamen Lebens mit tiefem Misstrauen. Und so leben wir in einer Zeit, die ihre öffentlichen Denkmäler niederreißt.

Das bald in Washington, D.C., enthüllte National World War I Memorial dient dazu, einer solchen gewollten Amnesie entgegenzuwirken. Amerikas Beitrag zum Krieg in Europa war immens: 4,7 Millionen Amerikaner dienten in den Schützengräben und auf den Schlachtfeldern in ganz Westeuropa, und über 116.000 ließen in den verschiedenen Kriegsschauplätzen ihr Leben. Und doch erhält dieses erschütternde nationale Opfer nur einen Bruchteil der Aufmerksamkeit, die dem amerikanischen Bürgerkrieg fünfzig Jahre zuvor oder dem Zweiten Weltkrieg zuteil wird. Tatsächlich ist der Erste Weltkrieg der einzige große Konflikt der Neuzeit, der nicht durch ein großes Nationaldenkmal repräsentiert wird.

Um dieser offensichtlich weit verbreiteten Unwissenheit abzuhelfen, wählte die American Battle Monuments Commission den Pershing Park als Standort für das neue Denkmal. Der Park liegt in prominenter Lage neben der National Mall und die Straße hinunter vom Weißen Haus. Er ist nach General John J. Pershing benannt, dem schneidigen Kommandeur der American Expeditionary Forces im Ersten Weltkrieg. Eine Statue des unerschrockenen Generals steht seit langem in dem gleichnamigen Park, aber eine angemessene Ehrung der Millionen, die im Ersten Weltkrieg dienten, fehlte bisher.

A Soldier’s Journey wird ein beeindruckender Anblick sein und den Pershing Park mit seiner dramatischen Geschichte erfüllen. Die fünf Bronzereliefs der Skulptur – ein „Film in Bronze“, wie Howard es beschreibt – werden insgesamt 58 Fuß lang und 10 Fuß hoch sein. Während wir an den fünf unterschiedlichen Reliefs entlanggehen, sehen wir, wie der Soldat mit 38 einzelnen Figuren in unterschiedlichen Umgebungen in Kontakt tritt. Vielleicht ist keine Kunstform so paradox wie die Skulptur: Sie versucht, einem Medium, das dem Leben gegenüber völlig unempfänglich erscheint, Dynamik, Bewegung und Vitalität einzuhauchen. Und doch wird Pershing Park nun vor Leben pulsieren, da das Drama von Howards historischem Meisterwerk künftigen Generationen die Erinnerung an den Ersten Weltkrieg erzählt.

In der ersten Szene sehen wir, wie der namenlose Soldat sich von seiner Frau und seiner Tochter verabschiedet. In der zweiten beginnt er – voller Tatendrang und Zuversicht – bewaffnet mit seinen Brüdern in den Krieg zu marschieren. Das Zentrum des Pentaptychons und der Höhepunkt des Denkmals fängt den dramatischen Moment ein, als der Soldat mit dem Gewehr in der Hand aus dem Schützengraben springt und seine Männer direkt ins feindliche Feuer treibt. Das vierte Bild dreht sich um eine düstere Reflexion; der melancholische Blick des Soldaten fällt auf das Blutbad und die Verluste um ihn herum, auf die verstümmelten Gliedmaßen und zerstörten Leben. Das letzte Bild zeigt unseren Soldaten, wie er nach Hause zurückkehrt und seiner Tochter seinen Helm überreicht. Wie alle großen Epen ist Howards Denkmal die Geschichte eines Helden, der von zu Hause fortgeht, durch seine Erfahrungen verwandelt wird und schließlich zurückkehrt – doch nun sind sowohl Heimat als auch Held anders.

Die Botschaft des Künstlers ist unübersehbar: Diese Soldatenreise“ ist zugleich "Amerikas Reise“. Der Pershing Park, den Howards Skulptur heiligt, lädt Besucher ein, tiefer in die Erinnerung unserer Nation einzutauchen und ihre Reise zu unserer eigenen zu machen. Howards Skulptur lässt uns die immensen Opfer, den Heldenmut und den unbezwingbaren Geist und Ruhm betrachten, die Amerikas Beitrag zu einem europäischen Krieg kennzeichneten, der zweieinhalb Jahre zuvor begann. Gleichzeitig werden wir aufgefordert, über den absurden, unschätzbaren Verlust an Menschenleben, das sinnlose Gemetzel und die dumme Arroganz nachzudenken, die das Blutbad des Krieges antreiben.

Es gibt kein Volk ohne eine gemeinsame Erinnerung. Sabin Howards großartiges Meisterwerk der Bildhauerei wird in das Pantheon der amerikanischen Denkmäler aufgenommen und wird wie alle anderen – allerdings mit neuer, unserer vergesslichen Zeit angemessener Schärfe –auf dem "Wir werden uns erinnern“ bestehen."

Quelle. G. Boersma, firstthings

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