Mittwoch, 8. Februar 2017

"Das Spiel ist noch nicht zu Ende" oder wer oder was herrscht im Malteser Orden?

R. Cascioli bringt uns in La Nuova Bussola Quotidiana bezüglich des Malteser Ordens auf den neusten Stand. Wie es aussieht, ist dort noch nicht das letzte Wort gesprochen.
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"IN MALTA HERRSCHT NICHT DIE ORDNUNG UND IN DER KIRCHE AUCH NICHT"

"Die Scheinwerfer der Medien auf den Souveränen Militär-Orden von Malta sind erloschen, die für Tage die Titelseiten der Zeitungen beherrscht hatten. Das sollte man berücksichtigen, weil die Geschichte schließlich mit dem Sieg und der Rückkehr des guten Samariters Albrecht von Boeselagers in den Sattel endete, der seinen Posten als Großkanzler wieder einnimmt und der schmählichen Niederlage des Großmeisters Fra´ Matthew Festings, dem Bösewicht, der im Namen der rigiden Doktrin und beraten von Kardinal Raymond Burke, den guten von Boeselager  verjagt hatte und sich jetzt selbst verjagt findet.

                                              
                             
In Wirklichkeit lassen die Ereignisse der letzten Tage erkennen, daß die Affäre noch nicht beendet ist und daß entgegen der offiziellen Erklärungen "in Malta" keine Ordnung herrscht.

In diesem Punkt stellt sich der Leser-aber auch der, der schreibt eine spontane Frage: warum sollte man sich so sehr für die inneren Angelegenheiten des Malteser Ordens interessieren? Wie wichtig der Orden auch sei, lohnt es sich, den Fragen, die am Ende nur eine begrenzte Zahl von Personen interessiert, so viel Raum zu geben?

Der Punkt ist, daß die Angelegenheiten des Malteser Ordens viele Fragen beinhaltet, die beispielhaft für die gesamte Kirche sind.

Die erste Frage ist, wer wirklich herrscht. Oder besser,  welche Kräfte die Leitung in den Nervenzentren der Kirche beinflussen, besonders da, wo es um viel Geld geht. Fragen die  nach der Pressekonferenz immer beunruhigender werden-nach der von v. Boeselager geleiteten Pressekonferenz, die der Orden am 2. Februar in der Sala Stampa-außerhalb des Ordens-einberufen hatte. Der Großkanzler wurde von Personen aus dem Umkreis des Ordens begleitet, abwesend war dagegen der Stellvertreter Fra´ Ludwig Hoffmann von Rumerstein, der nach der Entscheidung des Papstes bis zur Wahl des neuen Großmeisters den Orden leiten sollte.

Was das bedeutet, ist klar: es ist die von v. Boeselager repräsentierte deutsche "Strömung", die die Zügel in der Hand hält. "Die Leitung hat ihre Führung stabilisiert" war der zentrale Punkt der Erklärungen von Boeselagers, der den Eindruck erweckte, daß es einen glücklicherweise gescheiterten Putschversuch gegeben habe. Das ist eine Rekonstruktion dessen, dass es auf der einen Seite die Kontroverse zwischen zwei Fraktionen (und auch das -spiegelt das wieder was auf größerer Skala in der Kirche passiert- wenn auch auf andere Art) auf der anderen Seite ist es unlogisch: normalerweise wird ein Putsch von dem gemacht, der die Macht übernehmen will anstatt des legitim Regierenden, Hier wäre das erste mal daß ein Regierungsoberhaupt gegen einen Untergebenen putscht. der die Absetzung von Boeselagers angeordnet hatte, der gehen mußte und auch der Souveräne Rat ist entmachtet, der die Entlassung und seine sofortige Ersetzung von Boeselagers ratifiziert hatte.

Aber wer ist von Boeselager, wofür steht er? Stimmen aus dem Orden geben zu verstehen, daß es dem deutschen Zweig auch um wirtschaftliche Interessen geht, der schon seit Jahren die reichbestückte Kasse des Ordens unter eine Kontrolle bringen will. Etwas anderes als arme Kirche.

Es stehen aber noch andere, sehr wichtige Fragen auf dem Spiel. Formal ist von Boeslage abgesetzt worden, weil er für verantwortlich gehalten wurde, die Verteilung von Kontrazeptiva in Myanmar und in Afrika gedeckt zu haben. Und der Papst hatte dem Kardinalpatron des Ordens, Burke, empfohlen, dafür zu sorgen, diesen Skandal mit Klarheit zu lösen. 
In der Pressekonferenz hat von Boeselager zum zigsten mal wiederholt, daß das nur eine Episode in Myanmar war und daß er bei diesem inkriminierten Projekt, sobald er davon erfahren hatte, sofort interveniert habe.

Aber die Dokumente, die wir gesammelt und in den vergangenen Tagen präsentiert haben, sagen genau das Gegenteil: es sind nicht nur über längere Zeit (2004-2016) Kontrazeptiva in zwei weiteren Ländern verteilt worden- Kenia und Südsudan- sondern darüber wurde auch in den Dokumenten des Ordens theoretisiert. 
Außerdem hat bei der Pressekonferenz der Großhospitalier Dominique de La Rochefoucauld-Montbel zu diesem Thema gesagt, daß es nicht immer leicht sei, in bestimmten Situationen die Prinzipien anzuwenden und "sich manchmal Fragen stellen, für die man in der Lehre der Kirche eine Lösung finden muß."
Übersetzt heißt das "Ethik ist gut aber um Geld von der UNO zu bekommen muß man bestimmte Dienste anbieten," also: man muß zu Kompromissen bereit sein, oder auf das Geld verzichten.
Welche Wahl getroffen wurde, ist offensichtlich.
Es ist die des berühmten Briefes an Kardinal Burke vom 1. Dezember, in dem der Papst Bergadigung forderte. Und dann sind durch das Eingreifen des Papstes und des Staatssekretariates Entscheidungen gefallen, durch die von Boeselager und die Verhütungspartei triumphierten. 
Das ist ein gefährliches Signal, weil die Lage des Malteser Ordens die selbe ist wie die vieler anderer katholischer NGOs, die sich dazu entschieden haben, sich denen zu  unterwerfen, die in den armen Ländern Kontrazeptiva verteilen.

Im Spiel ist auch die Revision der Ordenskonstitution, die schon vom Papst angekündigt wurde. Seit Zeiten gibt es einen starken Druck der Deutschen, zur Erneuerung des Ordens, die die nichtreligiösen  Klassen des Ordens stärken wollen, eine Art Laisierung, die den Malteser Orden eher zu einer modernen und effizienten NGO machen würde. 
Im Gegenteil dazu-im besagten Brief an Burke- hatte der Papst die Stärkung der spirituellen Identität des Ordens gefordert. 
Als ob nichts gesagt worden sei, wurden diejenigen unterstützt, die versuchen, den Malteser-Orden zu säkularisieren.

Klare Widersprüche wie die in zwei aufeinander folgenden Briefen von Staatssekretär Kardinal Pietro Parolin (25.1.)  und von Papst Franziskus (27.1.) mit den verschiedenen Anordnungen an den Orden zeigen.
Der erste, entschieden schärfere, spricht von einer richtigen Kommissionierung, mit der Ernennung eines päpstlichen Delegaten mit kompletter Vollmacht. Der zweite bestätigt eine Zusammenarbeit zwischen dem päpstlichen Delegaten (ernannt wurde Msgr. Angelo Becciu, die Nummer zwei des Staatssekretariates) und dem Stellvertreter (Luogotenente)

Die Begründung, die von Boeselager für diese Vielfalt anbietet, ist erstaunlich: "Der Brief von Kardinal Parolin konnte falsch verstanden werden und deshalb hat der Papst einen weiteren Brief geschrieben. Aber Kardinal Parolin mußte schnell nach Afrika aufbrechen..."

Und es gibt einen letzten Aspekt: die Säuberung und der bestimmten schwerwiegenden Schritten des Hl. Stuhls folgende Bruch. Es ist klar, daß es schon vorher eine Spaltung zwischen den nationalen Strömungen des Ordens gab, aber dieses Eingreifen zugunsten einer Seite- anstatt zu versöhnen, scheint einen tieferen Bruch verursacht zu haben. Und das ist sicher nicht der erste Fall.

Auf alle Fälle scheint der Großmeister -vom Papst zum Rücktritt gezwungen-  nicht das Handtuch geworfen zu haben. Die englische Zeitschrift "The Tablet" berichtet von einem kurzen Telefongespräch und schreibt, daß Festing den juristischen Weg beschreiten könnte, um seinen Rücktritt ungültig zu machen und auch gesagt habe:"die Partie ist alles andere als vorbei,"
Das ist ein Zeichen dafür, daß im Inneren des Ordens der Triumph von Boeselagers und seiner Freunde hingenommen aber sicher nicht akzeptiert worden ist. Und so könnte es trotz der beruhigenden Worte von Boeselagers in den nächsten Monaten zu Überraschungen kommen.

Nicht mitgezählt die seltsame Situation, in der sich Kardinal Burke befindet. Schon seine Versetzung in den Malteser Orden wurde von allen als eine Bestrafung für seine zu traditionellen Positionen angesehen, jetzt ist er auch zum Sündenbock für die Verwirrung geworden, die im Orden entstanden ist. Keiner wollte auf seine Argumente hören und die Bitte um eine Audienz beim Papst wurde nicht beantwortet. Dafür hat Papst Franziskus Msgr. Becciu zu jenem päpstlichen Delegaten ernannt, der auch alle Pflichten des Kardinalpatrons übernimmt. Der wird dort belassen, entmachtet, vergessen, als ob er nicht existierte. Eine sehr seltsame Art zu regieren."

Quelle: R. Cascioli, La Nuova Bussola Quotidiana

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