Donnerstag, 28. Mai 2020

George Weigel: Was steckt hinter dem pathologischen Hass auf Kardinal George Pell? (2)

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Dieser Teil der Rekonstruktion der Bedingungen, die zu der Justiz-Farce gegen Pell führten, ist besonders aufschlussreich und lesenswert. 
....Dîe kirchlichen Pathogene

Um die Flamme des evangelischen Eifers wieder zu entfachen hat Papst Johannes Paul II oft unerwartete sogar schockierende Bischofsernennungen vorgenommen um selbstzufriedene, entmutigte oder sterbende Ortskirchen zu neuem katholischen Leben zu erwecken. Als er Aron Jean Marie Lustiger, den Sohn polnischer Juden zum Erzbischof von Paris ernannte- war das ein Beispiel dafür. John J. O´Connor in New York und Francis George, OMI; in Chicago (jeweils nach kurzen Zeiten in ihren vorherigen Diözesen) waren zwei weiter Fälle, wie auch Desmond Conneil für Dublin und Joachim Meisner für Köln. In einigen Fällen funktionierte diese Form der päpstlichen Schocktherapie in anderen (vor allem in Irland und Deutschland) nicht. Die Ernennungen von George Pell zum Weihbischof von Melbourne und dann zum Erzbischof der Stadt, gefolgt von seiner Ernennung zum Erzbischof von Sydney und zum Kardinal paßte sicher in dieses Muster.Und während Pells unermüdliche Arbeit in Australien eine dynamische Orthodoxie wieder zu erwecken, in den vergangenen Jahrzehnten bemerkenswerte Früchte trug, ist sie ihn teuer zu stehen gekommen. 
Weil er mit er Änderung einer besonders üblen Situation beauftragt war- aus verschiedenen Gründen sowohl politischer als auch kirchlicher Art. Pell nahm (und nimmt) die Explosion der Schande auf sich, die eigentlich gegen die schlechten kirchlichen Übeltäter hätte gerichtet sein sollen. 

Als George Pell nach seinem Theologiestudium in Rom (wo er 1966 geweiht wurde) und nach seiner Geschichtsdissertation in Oxford zurück kam, diente er in etlichen Funktionen in der Diözese Ballarat, in der er 1941 geboren worden war. Der Bischof von Ballarat, Ronald Mulkearns war ein typischer Kirche-Autokrat der Prä-Vatican II-Ära, der versuchte, seine Diözese in der Zeit nach dem II. Vaticanischen Konzil mit den alten Methoden zu leiten. Als Pell 1987 zum Weihbischof von Melbourne ernannt wurde, befand er sich der Autorität eines Erzbischofs- Frank Little-unterstellt, der Pells Ernennung nicht guthieß (um es milde auszudrücken). Auf ihre unterschiedliche Weise regierten Mulkearns und Little Ortskirchen, die beispielhaft waren für viele der ernsten Probleme des australischen Katholizismus in den unmittelbaren Post-Konzils-Jahren: im schnellen Niedergang des Messebesuchs und anderer Formen der Katholischen Sakramenten-Praxis, einem Zusammenschmelzen  des geweihten religiösen Lebens und einem Massenexodus aus dem Priestertum. doktrinaler Unsicherheit, schwacher spiritueller Formung, moralischer Laxheit in den Seminaren, katechetischer Verblödung, die den Katholischen Glauben seines Inhalts und seiner Mysterien beraubte, und so seiner Anziehungskraft; ein Niedergang der Katholischen Identität und eine Schwächung des Katholizismus als ethnisches Merkmal; ein großes Defizit an evangelischer Energie und wegen all dieser Dinge Unwillen oder Unfähigkeit (oder beides) kreativ auf den säkularen Angriff auf die Kultur (und die Kirche) durch die neue Gramsci-Linke Australiens zu antworten. 




Diese Defizite an katholischer Überzeugung und kirchlichem Rückgrat waren für jeden, der Augen hatte zu sehen und Ohren zu hören, schon in den 1970-er und frühen 1980-er Jahren- eine kleine Gruppe, zu der auch Bob Santamaria und George Pell gehörten- offensichtlich. 
Was nicht offensichtlich war, war, daß Bischöfe wie Mulkearns und Little alles in ihrer Macht Stehende taten, um die schwere australische Krise des klerikalen sexuellen Mißbrauchs zu verbergen. Diese Krise betraf sowohl diözesanen Klerus als auch geweihte Ordens-Priester und Brüder- und ihre Absicht, den Skandal zu vermeiden, der wie sie dachten folgen würde, wenn die Fakten bekannt würden, führte dazu, daß sie diese Sünden und Verbrechen vor öffentlicher Überprüfung fernhielten- und so den Skandal vergrößerten als der Deich der Täuschung unvermeidlich brach. 
Und bei dieser Strategie der Informations-Blockade besaßen die Bischöfe und Ordensoberen in jener Zeit die Kooperation der Staatsautoritäten einschließlich der Polizei von Victoria. 

Als George Pell 1996 zum Nachfolger von Erzbischof Little ernannt wurde, ging er sofort ans Werk in Melbourne eine neue dynamische Rechtgläubigkeit zu erreichen und legte dabei ein besonderes Augenmerk auf die Reform der religiösen Erziehung und Katechese. Seine vielleicht bemerkenswerteste Bemühung betraf die laxen örtlichen Seminare. Als Erzbischof bestand Pell darauf, daß tägliche Messen und das Rezitieren des Stundenliturgie wieder eingeführt wurden- Schritte, die von der Fakultät des Seminars als reaktionär betrachtet wurden- die Fakultät, die glaubte, der Erzbischof bluffe- drohte mit Massenrücktritt. Pell ein ehemaliger Star des Australian Footballs, der nicht leicht einzuschüchtern ist, nahm diese Rücktritte an und machte sich dann an die Reformierung des Curriculums und der Disziplin des Seminars. Das war ein unmißverständliches Signal dafür, daß die Laschheit, Erschlaffung und allgemeine Schwäche, die so oft das postkonziliare katholische Leben in Melbourne gekennzeichnet hatte, herausgefordert werden würde- und das durch den Leiter der Erzdiözese. 

Pell ging auch die Mißbrauchskrise nachdrücklich an, als erster australischer Bischof. Aus der Amtszeit seines Vorgängers Erzbischof Little von 1974 bis zu seinem plötzlichen Rücktritt 1993 sind keine Akten zu Mißbrauchsfällen bekannt. Little behandelte solche fälle persönlich und unter striktester Vertraulichkeit - entschlossen die Informationen, die er hatte so gut wie möglich abzuschotten. Bischof Mulkearns von Ballarat hatte eine ähnliche Politik verfolgt- und bekannte Mißbrauchstäter erneut eingesetzt. Pell war entschlossen. einen radikal anderen Weg zu gehen, von dem er glaubte, daß er sowohl den Forderungen nach Gerechtigkeit als auch der seiner weiteren Arbeit an einer authentischen katholischen Reform entsprach. 

Innerhalb von 100 Tagen nachdem er Erzbischof von Melbourne geworden war, ernannte Pell einen unabhängigen Bevollmächtigen, der Klagen wegen sexuellen Mißbraucbs entgegen nehmen und bewerten sollte und eng mit der Polizei von Victoria zusammenarbeitete, um eine Einmischung der Erzdiözese in diese Untersuchungen zu vermeiden und ihren Rat bei der Entwicklung eines Protokolls zu suchen, mit dem der unabhängige Bevollmächtigte arbeiten sollte. 
Weder die Befunde des unabhängigen Bevollmächtigten noch die der Polizei wurden von der Erzdiözese bezweifelt. Pell schuf auch das, was als "Melbourne-Antwort" bekannt werden sollte. 
Als das erste Vorgehen dieser Art weltweit, war dieses Antwort darauf gerichtet, den Mißbrauchsopfern finanziellen Beistand und Beratung zu erleichtern- durch ein Vorgehen, das von ihnen nicht verlangte, juristischen Beistand zu suchen oder die kirchliche legale Verantwortung zu beweisen. In jener Zeit begrüßte die Polizei von Victoria die "Antwort" (die von Berufsjuristen geführt wurde) und nannte sie einen "positiven Schritt in der Behandlung dieses sensiblen Themas der Gemeinschaft und spendete ebenso der Ernennung eines bekannten Rechtsanwalts zum unabhängigen Bevollmächtigen Beifall. (Um die 224 Klagen wegen sexuellen Mißbrauchs gingen seit den 1970-ern ein, seit 1980 82, nach 1990 12 und danach 1, die von der "Aktion Antwort" entgegen genommen wurden.)

Einen ähnlich radikalen Angang wählte George Pell bei der Kirchen-Reform als Johannes Paul II ihn 2011 als Erzbischof nach Sydney versetzte und ihn zwei Jahre später zum Kardinal kreierte,. In Melbourne verhalf er dem örtlichen Seminar zu neuem Leben, die Stärkung der religiösen Erziehung und die Unterstützte von Erneuerungsbewegungen von Laien waren Pells Prioritäten. Und in Sydney ergriff Pell die Gelegenheit, eine seiner langjährigen Bemühungen zu unterstreichen. als Ordinarius der Diözese das Gefühl im Australischen Katholizismus wiederzubeleben, daß seine Ortskirchen Teil einer universalen Kirche mit dem Zentrum in Rom waren. So bat Pell darum -und Benedikt XVI stimmte zu- den Weltjugendtag 2008 in Sydney abzuhalten. Und im Widerspruch zu den üblichen Neinsagern war der ein bemerkenswerter Erfolg. 

Zu Beginn seiner Sydney-Jahre wurde Pell selbst wegen sexuellen Missbrauchs angeklagt, der angeblich vierzig Jahre zuvor begangen worden war. Nachdem Pell Protokolle für den Umgang mit solchen Anschuldigungen aufgestellt hatte, die denen ähnelten, die er in Melbourne eingerichtet hatte, trat er nach einer energischen Erklärung seiner Unschuld von der Leitung der Erzdiözese zurück, bis ein ehemaliger Richter am Obersten Gerichtshof von Victoria die Angelegenheit unabhängig untersuchen konnte - ein Schritt den Pell gegen den Rat eines überforderten hochrangigen vatikanischen Beamten machte, der ihn aufgefordert hatte, „ihn [den Ankläger] zu verklagen; verklage ihn! " Richter Alec Southwell, Q. C., wies dann die Klage ab.

In den achtzehn Jahren, in denen er als Erzbischof von Melbourne und Erzbischof von Sydney fungierte, wurden George Pells Reformbemühungen in diesen beiden großen Erzdiözesen von den Befürwortern eines Katholizismus- Light unerbittlich kritisiert, die für ihre Anti-Pell-Angriffe in Australiens Broadcasting Corporation und einem Großteil der australischen Printmedien immer ein offenes Ohr fanden. In den gleichen Jahren befeuerte Pells Weigerung, sich der politischen Korrektheit zuzuwenden, die australische Linke regelmäßig - und wie seine kirchlichen Kritiker fanden auch seine politischen Feinde  ABC und viele Printerzeugnissen nur allzu bereit, ihre
Beschuldigungen zu verstärken.
Pell weigerte sich, sich dem schwulen Aufstand zu beugen und wurde daher regelmäßig als
homophob dargestellt. Er diskutierte genüsslich über den "neuen Atheisten" Richard Dawkins, wobei   sich ABC wohl Pells intellektuelles Waterloo vorgestellt haben mußte.
Der Kardinal konnte sich gegenüber Dawkins mehr als behaupten, der vermutlich die Ansicht von ABC teilte, daß Pell ein vormodernen Dummkopf von einem katholischen Bischof sei und der schlecht vorbereitet und langweilig war.
Als die Gramsci-Linke in Australien zur Gaia-Verehrung konvertierte und die anthropogene globale Erwärmung zu einer festen Tatsache und einer zivilisationsbedingten Bedrohung erklärte, die durch eine massive Ausweitung der staatlichen Kontrolle des Wirtschaftslebens bewältigt werden sollte, bat Pell darum, zu differenzieren und wurde daraufhin von seinen Feinden als häretisch und homophob und wissenschaftlicher Ignorant unter Anathema gestellt.
Man muß wohl kaum sagen, daß Pell wegen dieser Meinungsverbrechen auch von seinen kirchlichen Gegnern und Feinden angegriffen wurde, die darin weitere Herausforderungen des Katholizismus Light sahen und die seit langem mit der politischen Linken in Australien Frieden geschlossen hatten.

Fortsetzung folgt....

Quelle: G.Weigel, The Catholic World Report

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