"Fakten und große Persönlichkeiten in der Weltgeschichte erscheinen wie es aussieht zweimal....das erste mal als Tragödie, das zweite mal als Farce". Die Synodalitäts-Synode scheint dazu bestimmt,
Marx´ Worte (die wiederum ein Neufassung von Hegel waren) zu bestätigen. Die Tragödie entsteht aus der tiefen theologischen und philosophischen Spaltung, die die Katholische Christenheit während der modernen Ära plagt- seit Gott vom Horizont verschwand und die Kirche zwischen widerspenstigem Traditionalismus und modernistischem Historismus gequält wurde. Um die Wende zum 20. Jahrhunderts beschrieb Maurice Blondel das Ergebnis mit Worten, die vielleicht noch besser zu unserer Zeit passen: "Mit jedem Tag, der vergeht, wird der Konflikt zwischen Tendenzen, die Katholiken gegen Katholiken aufbringen, in jeder Hinsicht – sozial, politisch, philosophisch schärfer und allgemeiner. Man könnte fast sagen, daß es mittlerweile zwei völlig unvereinbare "katholische Mentalitäten“ gibt. . . Und das ist offensichtlich nicht normal, weil es nicht zwei Katholizismen geben kann.“
Mehr als ein Jahrhundert später ist diese dunkle Beobachtung seltsam tröstend. Sie ist eine Erinnerung daran, daß wir nicht im Jahre Null des Katholizismus leben, daß unsere gegenwärtigen Spaltungen eine lange Geschichte haben und daß vieles, was wir jetzt erleben, Jahrzehnte früher vorhergesehen, diagnostiziert und kritisiert wurde. Fragen philosophischer und theologischer Wichtigkeit sind geblieben- Fragen nach der Wahrheit-die älter und dauerhafter sind als das aktuelle Pontifikat und tiefgreifender als der Synodale Prozess und das Zeitalter der Sozialen Medien. Wenn wir unsere gegenwärtigen Mühen verstehen wollen, ist es notwendig diese Fragen zu verstehen. Dieses Verstehen wäre in der Gedankenlosigkeit des Augenblicks schwer zu erreichen - womit die Farce beginnt.
In Blondels Tagen hat eine selbsternannte Gruppe von Zensoren- das Sodalitium Pianum- eine heimliche und gedanken-zerschmetternde Kampagne gegen diejenigen gestartet, die sie als modernistische Feinde des Papstes betrachteten- und dabei oft autoritäre Taktiken benutzten, um sie einzuschüchtern und zum Schweigen zu bringen. Im der letzten Dekade hat eine selbsternanntes Sodalitium Franciscanum, die ideologische Umkehr seines Vorgängers im frühen 20. Jahrhundert, eine ähnliche Kampagne geführt. Sie reduziert alle philosophischen und theologischen Fragen auf politische Fragen- und übersetzt "wahr oder falsch" in "Freund und Feind", wobei die Wahrheit jeder Idee danach gemessen wird, ob sie Papst Franziskus und seinen Traum von einer Kirche unterstützt ,die mir den Ansichten des II. Vaticanischen Konzils identisch ist- Punkt.
Die website Where Peter Is z..B. besteht hauptsächlich darin, eine Liste der Feinde zu veröffentlichen, wobei ihr Besitzer mit großer Gelehrtheit von seinem Wohnzimmer im spießigen Maryland aus "Schismatiker" denunziert, einschließlich einiger Bischöfe und Kardinäle der Kirche. Massimo Faggioli, ein Historiker der Villanova Kirche und vermutlich der am härtesten arbeitende Mann bei Twitter ist, steht vor Tagesanbruch auf um von der Front in Salven in einem endlosen Kreuzzug Amerikanische Katholiken als gestörte Trump-Anhänger und Traditionalisten darzustellen, Feinde des Papstes und Außenseiter eines "globalen Katholizismus"-bezeichnenderweise eine eher soziologische als theologische Kategorie. Und dann sind da die endlose Propaganda, Polemik und Pamphlete des Papst-Biographen Austen Ivereigh, der Co-Autor des ersten Synoden-Dokuments war. Das Presse-Corps, das diesem Skript folgt, kreiert eine Echo-Kammer, die an Hannah Arendts Beschreibung des Lebens unter totalitären Regierungen des 20. Jahrhunderts erinnert.
Die Tatsache, daß die beste Erziehung in Marxismus und Leninismus kein Ratgeber für welches politisches Verhalten auch immer war- daß im Gegenteil man der Partei-Linie nur folgen konnte, wenn man jeden Morgen wiederholte, was Stalin in der Nacht zuvor verkündet hatte - und dann natürlich im selben Geisteszustand endete, dem selben Gehorsam- ungeteilt von jedem Versuch zu verstehen, was man tat, was Himmlers geniales Kennwort für seine SS-Männer ausdrückte: "Meine Ehre ist meine Treue".
Das heißt nicht, daß Katholische Progressive Stalinisten oder Nazis sind, oder daß der Papst ein Diktator ist, sondern eher, daß da etwas inhärent Absurdes an der Reduzierung das Katholizismus aus Politik ist, speziell im Zeitalter der sozialen Medien. Es kann sein, daß wer immer die frühere Kontrolle über die Zukunft hat - aber diese Bemühung das "Narrativ zu kontrollieren" win gewisse Blindheit und Vergessen erfordert, das ernsthaftem Nachdenken nicht standhalten kann.
Das Bemerkenswerte am "Faggioli-Projekt“ der narrativen Kontrolle, das darauf abzielt, die fortschrittliche Interpretation des Zweiten Vatikanischen Konzils voranzutreiben, ist in der Tat, daß es ihm an ernsthaften Überlegungen mangelt. Man könnte die Tweets, Bücher, Zeitschriftenartikel und Kolumnen dieses selbsternannten Theologen durchforsten, der den Unterschied zwischen Theologie und Religionssoziologie wirklich nicht zu kennen scheint, und nie auf eine wirklich theologische oder philosophische Idee oder auch nur eine Frage stoßen, auf Wahrheit in mehr als einem funktionalen oder sachlichen Sinne. Faggioli stellt die Opposition gegen Franziskus häufig als Opposition gegen das Zweite Vatikanische Konzil dar, ohne dabei das Gegenteil in Betracht zu ziehen: Die Opposition gegen das Zweite Vatikanische Konzil könnte ihre Wurzeln in der Opposition gegen den derzeitigen Papst oder gegen die endlosen Machenschaften derer haben, die Faggioli "Papst-Franziskus-Katholiken“ nennt. Dennoch blühte der Traditionalismus im letzten Jahrzehnt wie nie zuvor auf, was ironischerweise darauf hindeutet, daß niemand weniger für eine authentische Rezeption des Konzils oder mehr für die Traditionalistenfeinde des Papstes getan hat als die selbsternannten Freunde des Papstes. Wenn Faggioli und Ivereigh wirklich das authentische Gesicht des Konzils wären, wer müsste es dann nicht ablehnen?
Schwerwiegender als die Einschüchterung von Feinden ist die Tatsache, dass die unermüdliche Fokussierung des Sodalitium Franciscanum auf den Papst es den Katholiken schwer macht, an etwas anderes zu denken. Daher fällt es uns schwer, das Konzil und die Synode zur Synodalität in ihren historischen und intellektuellen Kontext einzuordnen. Wir können nicht erkennen, worum es in Blondels "widersprüchlichen Tendenzen“ grundsätzlich geht oder warum "die Kirche in der modernen Welt“ überhaupt eine so heikle Frage ist. Die Verabsolutierung der Politik ist ein Hauptsymptom der Krise des Katholizismus in der Moderne, denn die Übersetzung des Theologischen ins Politische ist eines der Kennzeichen der Moderne. Dementsprechend war eines der treibenden Anliegen des Konzils der Sieg einer wissenschaftlich-technischen Ordnung – und damit der Macht – über die Transzendenz Gottes und die Gegebenheit der menschlichen Natur."
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